Trauer um Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu
Mit ihm stirbt der bekannteste afrikanische Verfechter von LGBTIQ-Rechten
Südafrikas Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu ist tot. Präsident Cyril Ramaphosa gab die Todesnachricht am Sonntag in einer Erklärung bekannt und sprach der Familie des Verstorbenen sein Beileid aus.
Desmond Tutu hatte erst kürzlich seinen 90. Geburtstag gefeiert. Mit ihm stirbt ein prominenter Verfechter von LGBTIQ-Rechten in Afrika. Er sagte einst er werde niemals einen «homophoben Gott» anbeten und lieber in die Hölle kommen.
Er war bei weitem der bekannteste afrikanische, wenn nicht sogar globale religiöse Führer, der sich für die Rechte von LGBTIQ einsetzte. Dies hat zu seinem internationalen Ruf als fortschrittlicher Denker und Aktivist insbesondere in der westlichen Welt beigetragen.
Auf dem afrikanischen Kontinent selbst stiess seine Haltung jedoch auf Misstrauen. Ein anglikanischer Mitbischof, Emmanuel Chukwuma aus Nigeria, erklärte ihn sogar für «spirituell tot». (Anfang 2020 war ein südafrikanischer LGBTIQ-Aktivist ermordet worden – MANNSCHAFT berichtete).
Tutu starb im Alter von 90 Jahren. Ob Rassendiskriminierung oder andere Ungerechtigkeit: Er fand stets klare Worte. Als streitbarer anglikanischer Gottesmann wurde er zur Stimme des Widerstands und erhielt 1984 für seinen gewaltlosen Einsatz gegen das Apartheidregime den Friedensnobelpreis. Er sei ein pragmatischer und prinzipienfester Mensch gewesen, schrieb Ramaphosa.
Der am 7. Oktober 1931 in der Bergbaustadt Klerksdorp bei Johannesburg geborene Tutu war nach dem Ende der Apartheid einer der Verfechter der Aussöhnung zwischen Schwarz und Weiss. Er übernahm 1996 den Vorsitz der Wahrheits- und Versöhnungskommission, die Verbrechen der Apartheidzeit aufarbeitete. Obwohl er sich dem heute regierenden Afrikanischen Nationalkongress (ANC) seines Freundes Nelson Mandela im Anti-Apartheid-Kampf verbunden fühlte, kritisierte er den ANC später für Missstände oder Fehlentwicklungen.
Aus der Öffentlichkeit zog er sich nach der Fussball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika immer mehr zurück. Obwohl er zunehmend zur Behandlung ins Krankenhaus musste, meldete er sich aber bei ihm ungerecht erscheinenden Ereignissen noch immer stets lautstark zu Wort. Er hinterlässt seine Frau Leah und vier Kinder.
Einen seiner letzten öffentlichen Auftritte hatte er Mitte September 2019, als ihm der britische Prinz Harry bei einer Afrikareise seine kleine Familie vorstellte und der bereits sehr gebrechlich wirkende Tutu dem kleinen Archie einen Kuss auf die Stirn hauchte.
Der Film «Die Wunde» dreht sich um die Erlebnisse dreier Männer, die an traditionellen Beschneidungsriten am Ostkap Südafrikas teilnehmen, und um eine homosexuelle Beziehung (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
News
Sonderregister für trans Personen? Bundesregierung «kassiert Pleite»
Seit bald einem Jahr ist das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft. Dies erleichtert TIN-Personen die Änderung des Vornamens und des Geschlechtseintrags. Das Innenministerium wollte per Verordnung ein stark kritisiertes «Sonderregister» im Bundesrat durchsetzen.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
TIN
News
Neuer Umfragerekord für AfD in Sachsen-Anhalt
In einem Jahr wird in Sachsen-Anhalt gewählt. Die queerfeindliche AfD liegt in den Umfragen vorn und baut ihren Vorsprung noch aus. Auch Alice Weidel legt bei Sympathiewerten zu.
Von Newsdesk/©DPA
Gesellschaft
Deutschland
Schweiz
Drag Queens gegen Zombies – und mehr queere Filmhighlights in Genf
Das Geneva International Film Festival präsentiert erstmals wieder zahlreiche Produktionen, die queere Lebensrealitäten, Geschichte und Körperlichkeit in den Fokus rücken.
Von Newsdesk Staff
News
Drag
Kultur
Film
USA
Trump ehrt ultrarechten Charlie Kirk mit Freiheitsmedaille
Mehr als einen Monat nach dem Tod Charlie Kirks ehrt Trump den rechten Aktivisten. Fast zeitgleich macht sein Aussenministerium mit einer Drohung Ernst.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Religion
News