SRF Club: «Das Geschlecht: Eine Frage der Entscheidung?»
Fachfremde Wildmausforscherin und erzkonservativer Religiöser gegen Experten und Betroffene. Unter diesem Stern musste die Runde «Das Geschlecht: Eine Frage der Entscheidung?» diskutierten.
Die nervöse Moderation vermochte es leider nicht, genug Tiefgang in die grundsätzlich spannende und nötige Diskussion zu bringen und sprang von einem grossen Thema zum anderen. Das Fazit einer Userin auf Facebook war: «Wer keine Ahnung der Thematik hatte, hatte danach immer noch keine…» Das lag wohl auch an den unqualifizierten Gegner*innen der Diskussion. Wer sich wunderte, warum Heiner Studer, der erzkonservative Alt Nationalrat der EVP in der Runde sass, wurde in seinem Wundern bestärkt – er erhärtete in jedem seiner Aussagen den Eindruck, dass er von Gender und/oder Trans-Themen keine Ahnung hatte. So sprach er lieber über Frauen im Bundesrat oder Quoten im Arbeitsleben, anstatt über die wahren Bedürfnisse und Fragestellen der Transmenschen einzugehen. Auch die Professorin für Verhaltensbiologie der Universität Zürich Barbara König blieb im Schwarz/Weiss-Muster der Geschlechterrollen stecken, unfähig, sich den Gegenargumenten anzunehmen. Das liegt vielleicht auch daran, dass ihre fünf letzten veröffentlichen Publikationen in den letzten drei Jahren sich um Wildmäuse, Hausmäusen oder Wildhausmauspopulation drehten und eben nicht um Menschen.
Die anwesenden Transmenschen, Experten und Verbündeten sahen sich in der Diskussion stets in der Erklärer*innen- und Verteidiger*innen-Rolle ausgesetzt. So waren die heilsamen und ruhigen Voten von David Garcia Nuñez, Psychiater und Psychotherapeut des Universitätsspitals Basel notwendig, um die krusen und von Stereotypen durchtrieften Ansichten von König oder Studer zu entkräften. Auch die Transfrau Andrea von Aesch und der Transmann und Präsident des Transgender Network Switzerland, Henry Hohmann, hätten von Moderatorin Barbara Lüthi viel stärker als Wissensquelle befragt werden können. Doch es machte den Eindruck, als sei Lüthi mit der Komplexität des Themas überfordert. Dass sie die Transfrau Andrea von Aesch zudem auch als Herr ansprach, spricht für sich.
Anna Rosenwasser, Geschäftsleiterin der Lesbenorganisation Schweiz, musste immer wieder korrigierend eingreifen. Auch, als sie Studer den Begriff Feminismus erklären musste. «Ah ja, das ist für mich jetzt neu», so der Alt-Nationalrat. Und hier liegt vielleicht genau das Problem dieser Diskussionen. Direktbetroffene und Experten müssen sich gegen abstruse Vorurteile von unqualifizierten Gegner*innen zur Wehr setzen. Dass das Schweizer Fernsehen in Diskussionssendungen wie dem Club oder der Arena stets auch religiöse Konservative zu Wort kommen lässt, die bei Grundlagen und Substanz ausser ihrem eigenen Glauben keine Kompetenz ausweisen können, scheint wohl leider der bewussten Konfrontation und damit den Anstieg der Zuschauerzahlen geschuldet. Es wäre wünschenswert, dass zukünftig bei solchen Themen Gegner*innen eingeladen werden, die sich zumindest die Mühe gemacht haben, sich mit der Thematik im Vorfeld auseinander gesetzt zu haben.
Die ganze Sendung:
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