Spanien meldet ersten Todesfall durch Affenpocken-Infektion
Ein Todesfall in Brasilien wird noch untersucht
Erst am vergangenen Wochenende hatte die WHO den Ausbruch zu einer «Notlage von internationaler Tragweite» erklärt. Nun gibt es den ersten bestätigten Todesfall durch eine Affenpocken-Infektion in Spanien – wohl den ersten in Europa.
In Spanien ist der erste Todesfall durch eine Affenpocken-Infektion registriert worden. Nach Angaben des staatlichen Fernsehsenders RTVE und anderer spanischer Medien handelt es sich gleichzeitig auch um den ersten Todesfall in Europa. Die infizierte Person sei in der Region Valencia im Osten des Landes an der Krankheit gestorben, teilte das Gesundheitsministerium in Madrid am Freitagabend mit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte in einem Situationsbericht zum aktuellen Affenpocken-Ausbruch von Anfang der Woche insgesamt fünf Tote verzeichnet – alle in der Region Afrika.
Weitere Informationen zu der in Spanien ums Leben gekommenen Person wurden zunächst nicht bekanntgegeben. Spanien ist eines der von der Krankheit am stärksten betroffenen Ländern weltweit. Von den 4298 bisher im ganzen Land erfassten Infektionsfällen hätten bisher nur 120 eine Krankenhaus-Einweisung nötig gemacht, hiess es.
Auch Brasilien meldete am Freitag einen ersten möglichen Todesfall im Zusammenhang mit Affenpocken. Allerdings habe es sich um einen Patienten mit anderen relevanten Komorbiditäten gehandelt, teilte das Gesundheitsministerium in Brasília auf einer Pressekonferenz mit. Der Fall werde noch überprüft.
Angesichts der schnellen Verbreitung der Affenpocken hatte die WHO am vergangenen Wochenende die höchste Alarmstufe ausgerufen. Der Ausbruch sei eine «Notlage von internationaler Tragweite», erklärte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag in Genf. Die internationale Verbreitung der Krankheit ist äusserst ungewöhnlich. Bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt.
Die WHO-Einstufung soll die Regierungen der Mitgliedsländer dazu bewegen, Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen. Sie sollen Ärzt*innen und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.
Nach Tedros‘ Worten vom Wochenende waren bis dahin bereits mehr als 16 000 Affenpocken-Fälle in 75 Ländern bestätigt worden. Besonders betroffen sei Europa. Im Gegensatz zum Rest der Welt schätze die WHO hier das Infektionsrisiko als hoch ein, so der WHO-Chef. Aktuell konzentriere sich der Ausbruch auf Männer, die Sex mit Männern hätten – vor allem wenn sie viele Partner hätten, hiess es. Tedros warnte die WHO aber vor einer Stigmatisierung dieser Gruppen (MANNSCHAFT berichtete).
Die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides schickte unterdessen einen Brandbrief an die zuständigen Minister der EU-Staaten (MANNSCHAFT berichtete). Die Europäische Union sei das Epizentrum entdeckter Fälle, hiess es in dem Schreiben vom Mittwoch. «Es ist keine Zeit für Selbstzufriedenheit, und wir müssen weiter zusammenarbeiten, um den Ausbruch zu kontrollieren.»
Vor dem Hintergrund der von der WHO erklärten Notlage sei es unter anderem wichtig, dass die EU-Staaten solide Systeme zur Überwachung der Lage und zum Melden neuer Fälle hätten, schrieb Kyriakides. Daran habe es zu Beginn der Corona-Pandemie gefehlt. Eine effektive Kontaktnachverfolgung sowie gegebenenfalls Isolation könnten zudem dabei helfen, den Ausbruch zu kontrollieren. Am wichtigsten sei aber wohl die öffentliche Kommunikation über Risiken. Diese solle verstärkt werden, «insbesondere um das Bewusstsein zu schärfen – ohne Panik oder Stigmatisierung zu verursachen».
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