So klar wendet sich Maltas Erzbischof gegen homophobe Hassrede
Ein Priester hatte sich bei Facebook abfällig geäussert
Der Erzbischof von Malta, Charles Scicluna, hat den umstrittenen Priester David Muscat nach homofeindlichen Äussserungen verwarnt und angewiesen, in öffentlichen Foren keine aufrührerischen und verletzenden Kommentare abzugeben, sonst werde ihm die Ausübung seines Amtes untersagt.
Die Verwarnung gilt, wie der Independent berichtet, im Kirchenrecht als strafrechtliches Gebot. Anlass sind Äusserungen von David Muscat, der gesagt hatte, dass es schlimmer wäre, als vom Teufel besessen zu sein, wenn sich herausstellte, dass die Person, die des Mordes an einer Polin verdächtigt wird, schwul oder bisexuell sei. Seine Behauptung basierte auf einem Foto, das den Verdächtigen in einem Shirt in Regenbogenfarben zeigte.
Clayton Merciega, Vorsitzender der Allied Rainbow Communites (ARC), zeigte den Post bei der Polizei an.
Der Erzbischof wies Muscat an, den Facebook-Beitrag zu löschen und keine beleidigende oder verletzende Sprache gegenüber Gruppen oder Einzelpersonen zu verwenden. Der Erzbischof erinnerte den Pater auch daran, dass gemäss der katholischen Lehre von den Geistlichen verlangt werde, Respekt, Mitgefühl und Sensibilität gegenüber Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zu zeigen
Zuvor hatte Erzbischof Scicluna seinen Schock über die Äusserungen des umstrittenen Priesters zum Ausdruck gebracht. Während seiner Predigt in einer täglich im nationalen Fernsehen übertragenen Messe betonte er, dass die strittigen Worte keine der Liebe seien, sondern «ein Stein aus einem Herzen, das lernen muss, Gott zu liebenv.
Scicluna bat die LGBTIQ Community wie auch die Eltern der Toten, die sich durch die Kommentare verletzt fühlten, um Vergebung und sagte, dass er Massnahmen ergreifen werde, damit solche Kommentare nicht noch einmal gemacht werden. «Wer sagt, dass er Gott liebt, dann aber seinen Bruder hasst, lügt», so der Erzbischof. «Gott liebt dich, wer immer du bist, wie auch immer du bist.»
In einer Erklärung auf Facebook nahm die Malta Gay Rights Movement (MGRM) die Entschuldigung an und stellte fest, dass sie «zufrieden ist, dass die Stimmung der Gemeinschaft vom Erzbischof geteilt wird».
Man erinnerte jedoch daran, dass Pater Muscat in den letzten Jahren die meisten Minderheiten, einschliesslich Migrant*innen, durch regelmässige Facebook-Posts, YouTube-Videos und jede Gelegenheit zur Verbreitung von Hassreden verletzt habe. «Es ist jetzt wichtig, dass konkrete Massnahmen ergriffen werden. Das gilt nicht nur für die Kirche, sondern auch für die Polizei.»
Man wolle mit dem Erzbischof Möglichkeiten diskutieren, wie die katholische Kirche in Malta ihrem Glauben treu bleiben kann, ohne die LGBTIQ-Gemeinschaft zu entfremden oder noch schlimmer zu verletzen, so MGRM.
Auch die Organisation Drachma LGBTI äusserte sich «entsetzt über die erniedrigenden Kommentare voller Hass, die Homo- oder Bisexualität gleichsetzen mit ‚einer Störung, die über Schizophrenie und die Wirkung des Bösen hinausgeht’», bis hin zu einer dämonischen Besessenheit. Solche Kommentare verstiessen gegen die christliche Nächstenliebe und seien moralisch falsch und inakzeptabel, erklärte die Gruppe.
Malta ist weiterhin klar die Nummer 1 in Europa, wenn es um LGBTIQ-Rechte geht. Das zeigte kürzlich das neue ILGA-Ranking (MANNSCHAFT berichtete). Die Ehe wurde hier 2017 für schwule und lesbische Paare geöffnet. (MANNSCHAFT berichtete).
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