Betrug beim Online-Dating – was ist eigentlich SMID?

Wenn sich ein vermeintliches Date als Betrüger herausstellt und der andere nur dein Bestes will: dein Geld!

Foto: Patrick Mettraux
Foto: Patrick Mettraux

«Scammer» – zu Deutsch: Betrüger – durchforsten die gängigen Gay-Dating-Portale nach potenziellen Opfern, um so an persönliche Daten zu gelangen oder auf dubiose Abonnements-Seiten zu verlinken.

Freitagabend, es ist wieder mal Grindr-Zeit. Da hüpft die Inbox plötzlich heftig vor Aufregung: Irgendein charmanter Kerl wirft sich einem an den virtuellen Hals. Er will ein Date klarmachen. Denn er sei «horny» und stehe auf diese und jene Sexualpraktik. «Ui, ui, ui», mag sich dabei manch einer denken. Und kaum darüber fantasiert folgen auch schon reihenweise Nacktpics, die ein Wegschauen verunmöglichen.

SMID – eine neue Droge? Der Chatverlauf nimmt nun seinen aufgegeilten Gang mit weiteren Nacktpics, Ort und Zeitpunkt für das Treffen sowie einem Drehbuch, wie das Date letztlich ablaufen sollte. Doch vor dem realen Treffen verlangt der Charmebolzen nach SMID: Er treffe nur noch Leute, die SMID haben.

Für unerfahrene Chat-Besucher klingt das zunächst nach einer neuen Modedroge. Um sich keine Blösse zu geben, wird kurzum ein Suchmaschinengigant bemüht, um herauszufinden, was SMID überhaupt ist.

Doch dieser weiss nicht mehr als sein allseits überwachter Nutzer und fördert ausser ein paar Cloud-Diensten nichts Relevantes zu Tage. Ein Nachfragen beim Chatpartner ist nun angesagt.

Noch mehr nützliche Tipps:

Entgegen allen Befürchtungen, sich blosszustellen, zeigt dieser Verständnis und erzählt seine «ganz persönliche Geschichte», die er bei einem Date erlebt haben soll: Nach dem Treffen mit ein paar Typen sei er ausgeraubt und verprügelt worden. Ein Beweisfoto, das einen Kratzer auf seiner Nase zeigt, soll die Story untermauern.

Seither habe er ein Trauma und setze nur noch auf Dates, die eine SMID – Secure-Meeting-up-ID vorweisen können. Diese soll gewährleisten, dass das Date weder ein homophober Schläger noch ein berechnender Räuber ist. Wie ein solcher Dienst herausfinden will, ob das Date der nächste Zodiac-Killer oder ein vertrauenswürdiger Kerl, bleibt allerdings offen. Es gibt doch keiner an, dass er an einem Date jemanden ausrauben, verprügeln oder umbringen will.

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Pink Cross rät zu einer gesunden Skepsis Zwar seien auf Anfrage der Redaktion Pink Cross noch keine konkreten Betrugsfälle in der Schweiz bezüglich SMID bekannt. Dennoch rät der Schweizer Dachverband der schwulen und bi Männer* zur Vorsicht: «Leider sind auf vielen Chat-Portalen und Dating-Plattformen auch Betrüger unterwegs, die mit unterschiedlichen Methoden an das Geld der ehrlichen Benutzer wollen.»

Es wäre aber falsch, sich lediglich aus diesem Grund einzuschränken und diese Plattformen nicht mehr zu nutzen. «Wer aber merkt, dass etwas an der Geschichte des Gegenübers «nicht aufgeht» oder allzu persönliche Informationen gefragt sind, sollte vorsichtig sein und lieber einmal mehr den Kontakt abbrechen.»

Lieber das Date  auf einen Drink einzuladen als sein Geld an eine ominöse Plattform zu verschenken

Alternativ rät Roman Heggli, Geschäftsleiter bei Pink Cross, dazu, ein Date lieber auf einen Drink einzuladen als sein Geld an eine ominöse Plattform zu verschenken: «All diese ID-Verifizierungsplattformen schaffen nur eine vermeintliche Sicherheit – falls sie einen nicht sowieso nur abzocken wollen. Am besten schützt du dich, wenn du dich beim ersten Mal mit einem Date an einem belebten Ort triffst. Wenn du dein Date live und in Farbe erlebst, kannst du auch besser abschätzen, ob du ihn mit nach Hause nimmst.»

Tipps für einen sicheren Chat Wer einen Chat nach SMID-Art durchläuft, sollte auf der Hut sein: Nicht selten stecken Scammer hinter den Profilen und versuchen einen, auf zahlungspflichtige Dating-Abonnements oder auf Spendenseiten zu lotsen, um dort für angebliche Opfer aus der LGBTIQ-Community zu spenden.

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Das Vorgehen dabei ist immer gleich: Entweder bekommt das Chat-Opfer einen Link zugesandt, um von dort aus eine ID-Bestätigung zu erlangen, die es dem Date als Sicherheit zukommen lässt, oder einen Code, mit dem es seine persönlichen Daten auf einer ominösen Plattform mit Abonnements oder ähnlichem registriert.

Damit dir das nicht widerfährt, helfen dir diese Tipps:

  • Misstraue jedem, der von dir Daten verlangt, die für ein Treffen irrelevant sind – wie z. B. E-Mail, Kreditkartenangaben oder ähnliches.
  • Prüfe den Link, den du bekommst: Wenn auf einer solchen ID-Verifizierungsseite keine Personen, Kontaktmöglichkeiten oder ein ausführliches Impressum zu finden sind, handelt es sich dabei höchst wahrscheinlich um eine unsichere Seite mit betrügerischem Hintergrund. Oder es ist einfach bloss plumpe Werbung, die in den meisten Chat-Portalen als solche gemeldet werden kann – ebenso ein versuchter Missbrauch oder Betrug.
  • Zweifle auch an Begriffen wie «Online Hookup Verification», «ID Verification» oder «Secure Dating Verification». Das führt in der Regel auf Seiten, die von dir nur eins wollen: Geld und Daten.

Wer also mit einer gesunden Portion Skepsis grindert, hat am Ende ein Date, das ihm nicht an die Daten, dafür aber an die Wäsche will. Und ein Live-Treffen in der Öffentlichkeit kann einen vor der einen oder anderen Überraschung bestens bewahren.

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