Schwuler Lehrer aus Polen für Global Teacher Prize nominiert
Der prestigeträchtige Bildungspreis ist mit 1 Million US-Dollar dotiert
Przemek Staroń, ein Lehrer für Philosophie und Ethik aus dem polnischen Sopot, wurde für den renommierten Global Teacher Prize nominiert. Er ist Harry-Potter-Fan, ein Kritiker der homophoben Regierung und – offen schwul.
Die Varkey Foundation hat wie jedes Jahr 50 Lehrer*innen aus der ganzen Welt benannt, sie sind Anwärter für den wichtigsten Lehrerpreis der Welt. Der Global Teacher Pride wird seit 2015 in Kooperation mit der UNESCO vergeben.
Schwule Lehrer – Sonderschau zu 40 Jahre Kampf gegen Diskriminierung
Aus mehreren tausend Bewerbungen aus 140 Ländern der Welt wählte die Jury diesmal unter anderem Przemek Staroń aus, einen Lehrer aus dem Ostseebad Sopot in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Andere Nominierte kommen u. a. aus Tschechien und Indien, Italien und Uganda sowie Australien – aus den D-A-CH-Ländern wurde niemand nominiert.
Staroń unterrichtet Philosophie, Ethik und Kunstgeschichte an der Sekundarschule in Sopot und ist ausserdem Dozent an der Universität für Sozial- und Geisteswissenschaften (SWPS) in der polnischen Hauptstadt Warschau. 2014 initiierte er den Orden des Phönix, eine philosophische generationenübergreifende Fakultät. Seit mehreren Jahren bereitet er erfolgreich die Finalisten und Gewinner der Philosophischen Olympiade vor. 2018 erhielt er in Polen den Titel des Lehrers des Jahres.
Dass er schwul ist, damit hätten die Eltern seiner Schüler kein Problem sagt er gegenüber MANNSCHAFT. Nicht mal jene, die die homophobe Regierung gewählt hätten.
Zu dessen Kurs Staroń eine klare Meinung hat, die er auch offen kundtut wie in einem Artikel der Wirtualna Polska: «Es schadet meiner Würde – sowohl als Mann als auch als nicht heterosexuelle Person», erklärte er dort. «Es schadet der Würde jedes Menschen.»
Stanisław Karczewski Mitglied der PiS-Partei und ehemaliger Senatsmarschall, sorgte 2019 mit einem Tweet für Aufsehen, das einen Rettungsschirm zeigte, der polnische Vater-Mutter-Familien vor LGBTIQ schützen soll.
Sollte er Karczewski jemals begegnen, sagt Staroń: «Ich möchte, dass er mir in die Augen schaut und sieht, dass ebenso ein Mann bin wie er. Wir teilen die gleichen Gefühle, wir leben unter dem gleichen Himmel, wir sind als Mensch gleich.» Entmenschlichung tritt auf, wenn man es nicht mit einer realen Person zu tun habe, sagt der junge Lehrer.
So kann jede*r etwas gegen «LGBT-freie-Zonen» in Polen tun
Der Lehrer ist bekannt dafür, popkulturelle Elemente in den Unterricht einzubeziehen, insbesondere für die Figuren aus der Harry-Potter-Buchreihe von J.K. Rowling. Das dürfte einer der Gründe sein, warum er bei seinen Schülern so beliebt ist. Und die Tatsache, dass er am polnischen Bildungssystem Kritik übt: Denn in der Schule lehrte man das nicht das, was am wichtigsten ist, Beziehungen aufzubauen und mit Emotionen umzugehen, auf kreative Art Probleme zu lösen und kritisch zu denken, findet der Anwärter auf den Global Teacher Prize 2020.
Im vergangenen Jahr schaffte es ein britischer Lehrer auf die Shortlist, der sich für LGBTIQ-Rechte starkmachte und damit Proteste von Eltern auslöste. Andrew Moffat, stellvertretender Leiter der Parkfield Community School in Alum Rock (Birmingham) und ebenfalls schwul, wurde sogar mehrfach bedroht.
Die Shortlist für den Global Teacher Prize wird im Sommer bekannt gegeben, die endgültige Kür zum Global Teacher folgt im Oktober. Fällt die Wahl auf Przemek Staroń, wäre das ein wichtiges Zeichen gegen die grassierende Homophobie, die u. a. von PiS-Chef Jarosław Kaczyński befeuert wird (MANNSCHAFT berichtete), und die rund 100 LGBT-freien Zonen im Land (MANNSCHAFT berichtete).
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