Reportage: Homosexuelle aus Katar schildern erstmals selbst ihre Lage
LGBTIQ aus dem Golfstaat berichten bei RTL über Diskriminierungen in ihrer Heimat
Welchen Schikanen die LGBTIQ-Gemeinschaft in Katar tagtäglich ausgesetzt ist, dringt selten nach aussen, heisst es von Seiten des Senders RTL. «Den Reportern Jonas Gerdes und Timo Latsch ist es erstmals gelungen, homosexuelle Kataris vor der Kamera zur schwierigen Lage in ihrer Heimat zu befragen.»
Aus Angst vor strafrechtlicher Verfolgung und weitreichender Überwachungsmöglichkeiten der Regierung würden die Einheimischen zum Teil nur mit Hilfe von Codewörtern über ihre Sexualität kommunizieren, heisst es. Die Vorgespräche mit den Reportern hätten entsprechend über verschlüsselte Messenger-Dienste stattgefunden. Zum Interview erschienen sie an geheimen Orten in Europa und Asien.
«Wir haben grosse Angst vor Bestrafung und Tod, denn das, was wir in unserer Jugend immer wieder gelernt haben, ist, dass Schwulsein eine Verirrung ist, nichts Natürliches», sagt ein 32-Jähriger in einer rund 14-minütigen Dokumentation mit dem Titel «Rote Karte statt Regenbogen – Homosexuelle in Katar».
Der 32-Jährige berichtet weiter, Katars Gesellschaft und Regierung bekämpften Homosexuelle auf unterschiedliche Art. Die Polizei könne sie theoretisch jederzeit an einen geheimen Ort bringen.
«Sie können psychische und physische Folter anwenden, wenn sie wollen», sagt er. «Sie beschlagnahmen alle deine persönlichen Gegenstände und durchsuchen dein Handy, schüchtern dich ein und schikanieren dich.» (MANNSCHAFT berichtete, wie in Katar regenbogenfarbenes Spielzeug beschlagnahmt wurde, weil es angeblich gegen islamische Werte verstosse.)
Illegales Sexspielzeug Ein anderer erzählt, er sei einmal mehrere Tage in einer Polizeizelle festgehalten worden, weil er angeblich illegales Sexspielzeug ins Land gebracht habe. Ein anderes Mal wurden ihm dem Bericht zufolge die Haare abrasiert, weil er angeblich auf offener Strasse getanzt habe.
Die RTL-Reportage wird am Donnerstag um 0.20 Uhr ausgestrahlt.
Im Zusammenhang mit der Fussball-WM vom 21. November bis 18. Dezember in dem arabischen Golf-Staat hatte der Emir Tamim bin Hamad Al Thani alle Gäste willkommen geheissen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.
«Wir hindern niemanden daran, nach Doha zu kommen», sagte Al Thani im Mai bei einem Besuch in Berlin. «Aber wir erwarten und wollen, dass die Menschen unsere Kultur respektieren.»
Das Hotel-Problem in Katar In Katar ist Homosexualität gesetzlich verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. Amnesty International hatte zuletzt geurteilt, dass Frauen sowie LGBTIQ in Katar «sowohl durch Gesetze als auch im täglichen Leben weiterhin diskriminiert» würden.
Eine im Mai veröffentlichte gemeinsame Recherche skandinavischer Sender hatte ergeben, dass es in Katar für die LGBTIQ-Gemeinschaft schwierig werden kann, ein Hotelzimmer zu mieten. (MANNSCHAFT berichtete über ein schwules Paar, das in Katar kein Zimmer bekam.)
Die Journalisten hatten sich als schwules Paar ausgegeben und bei 69 offiziellen WM-Hotels ein Zimmer angefragt. Drei Hotels lehnten die Anfrage direkt ab. 20 weitere Hotels wollten demnach nicht, dass die Gäste offen ihr Schwulsein zeigen. In der Vergangenheit habe es Vorfälle gegeben, bei denen die Polizei homosexuelle Katarer aus Hotels geholt habe, hiess es von einem Hotel.
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