Reformierte Kirche ist für Ehe für alle!
Das hat die Abgeordnetenversammlung des SEK mit 45 zu 10 Stimmen bei 4 Enthaltungen in Bern beschlossen
Am Dienstag hat die reformierte Kirche die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auf zivilrechtlicher Ebene befürwortet. Das entschied die Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) mit 45 zu 10 Stimmen in Bern.
Pink Cross, der Schweizer Dachverband der schwulen und bi Männer in der Schweiz, begrüsst diese «tolle und wichtige Entscheidung». Ende August hatte sich bereits die Rechtskommission des Nationalrates für die Ehe für alle ausgesprochen – allerdings nur für eine Lightversion ohne Zugang zu Samenspenden für Frauenpaare.
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Pink Cross fordert eine richtige Ehe für alle – ohne weitere Diskriminierungen. In der Frühjahrsession 2020 wird der Nationalrat erstmals über die Gesetzesvorlage befinden. Der Nationalrat soll dann die Lightversion der Ehe für alle korrigieren und eine wirkliche Gleichstellung schaffen.
Ratsmitglied Sabine Brändlin betonte nach einem Bericht des Portals ref.ch zu Beginn der Diskussion, die reformierte Kirche dürfe mit ihrem Entscheid nicht länger warten. «Es geht darum, jetzt unsere Stimme in die gesellschaftliche Debatte einzubringen», sagte sie. Der Antrag des Kirchenbundes sei zudem nicht bindend, die endgültige Entscheidung über die Einführung der Trauung für schwule und lesbische Paare liege immer noch bei den Kantonalkirchen, so Brändlin.
Theologische Minderheit wird ausgegrenzt Der Obwaldner Abgeordnete Michael Candrian erklärte dagegen, es sei falsch, eine Entscheidung auf nationaler Ebene zu treffen. Vielmehr sollten die Kantonalkirchen und Kirchgemeinden über die Ehe für alle befinden. Candrian kritisierte zudem, dass der Entscheid des Kirchenbundes zur Ausgrenzung einer theologischen Minderheit führe.
Angenommen wurde der Antrag laut Pink Cross mit 45 zu 10 Stimmen bei vier Enthaltungen, das SRF spricht allerdings von 49 Ja-Stimmen und 0 Enthaltungen.
Gestrichen wurde auf der Abgeordnetenversammlung eine Empfehlung, die Trauung homosexueller Paare in die Trauregister einzutragen und sie liturgisch gleich zu gestalten wie die Trauung von Heteros. Eine Mehrheit fand diese Empfehlung im Antragstext überflüssig.
Gottfried Locher, der höchste Reformierte der Schweiz, hatte zuvor bereits in einem Interview klar die Eheöffnung für Schwule und Lesben befürwortet (MANNSCHAFT berichtete). In einem Interview mit den Zeitungen der Tamedia erklärte Locher: «Auch Homosexualität entspricht Gottes Schöpfungswillen», sagte er. «Es gibt keinen Spielraum: Man kann nicht lavieren und sagen, das könne man verschieden sehen.» Es sei ein bewährtes System, dass der Staat die Ehe definiere und von den Reformierten dann den Segen Gottes erhalten würden.
Locher ist Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes SEK und somit höchster Reformierter der Schweiz. Der SEK ist ein Zusammenschluss der reformierten Kantonalkirchen und der Evangelisch-methodistischen Kirchen. Locher hofft, an der Abgeordnetenversammlung vom 4. November eine einheitliche Parole der SEK verabschieden zu können. Bis jetzt zeigen sich die verschiedenen Kantonalkirchen gespalten.
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Mit seiner Aussage wolle Locher jedoch nur für sich sprechen. Zudem distanzierte sich der 52-Jährige vom Begriff «Ehe für alle». «Wir wollen ja keine Kinderehe, keine Zwangsehe oder Vielehe», sagt er gegenüber der Tamedia. «Lieber spreche ich mit dem Gesetzgeber von der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare.»
Die Gegner der Eheöffnung für schwule und lesbische Paare seien nicht unbedingt die Kirchen der Westschweiz, so Locher. Es handle sich vielmehr um einen Stadt-Land-Graben. Im Zürcher Oberland oder im Berner Oberland gebe es massiven Widerstand.
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