Queere Geflüchtete erhalten in Norwegen jetzt Vorrang
Bisher wurden vor allem gefährdete Frauen und Kinder bevorzugt behandelt
Norwegen behandelt die Verfolgung aus Gründen der sexuellen oder geschlechtlichen Identität seit 2012 als wichtige Voraussetzung für das Gewähren von Asyl. Jetzt gehen die Behörden des Landes noch einen Schritt weiter: Nach den neuen Richtlinien wird queeren Flüchtlingen neben Frauen und Kindern Vorrang eingeräumt wird.
Man will laut der norwegischen Tageszeitung VG in Zukunft LGBTIQ-Flüchtlinge bevorzugen. Bei den bisherigen Regelungen hatten besonders gefährdete Frauen und Kinder Priorität. Die neuen Regeln werden nur für Geflüchtete gelten, die von einem Asylland in ein anderes überführt werden, damit sie sich dort dauerhaft niederlassen können. Das Königreich Norwegen mit seinen über fünf Millionen Einwohner*innen ist nicht Mitglied der Europäischen Union, durch die Beteiligung am Schengen-Raum aber eng mit ihr verbunden.
Thailands Regierung beschliesst Lebenspartnerschaft
«Leider ist man in vielen Ländern nicht frei, zu lieben wen man will», erklärte Norwegens Staatssekretär für Integration, Grunde Kreek Almeland, gegenüber EuroNews. «In über 70 Ländern ist Homosexualität illegal und wer die Gender- und Sexualnormen überschreitet, kann in der Heimat verfolgt und diskriminiert werden.»
«Norwegen hat bessere Bedingungen für ein freies und gutes Leben als viele andere Länder. Deshalb freue ich mich über diese neue Priorität», erkärte er via Twitter.
Die Initiative der Regierung gefällt auch Halvor Frihagen, dem Vize-Vorsitzenden des Verbandes FRI, der grössten LGBT-Organisation des Landes. «Viele müssen flüchten, weil sie LGBTIQ sind. Darüber hinaus können LGBTQ-Personen während der Flucht und in Flüchtlingslagern erheblich stärker gefährdet sein. Dass diese Gruppen priorisiert werden sollten, ist sehr, sehr gut», sagt Frihagen gegenüber VG. Gleichzeitig fordert er, dass die neuen Richtlinien auch in der Praxis umgesetzt werden müssen.
Auch die polnische Europa-Abgeordnete Sylwia Spurek lobte den Schritt auf Twitter: «Jedes Land sollte auf diese Weise mit Menschenrechten umgehen.»
In ihrem Jahresbericht für 2019 führt ILGA Europe Norwegen auf dem fünften Platz (MANNSCHAFT berichtete), einschliesslich einer Bewertung von 84% für Asylfragen. Wie aus dem ILGA-Bericht über Norwegen u. a. hervorgeht, veröffentlichte das Institut für Sozialforschung (ISF) einen Bericht über Hate Speech, wonach 23 Prozent der LGBTIQ-Menschen im vergangenen Jahr betroffen waren – doppelt so viele wie im Durchschnitt der Bevölkerung. 15 Prozent der queeren Bürger*innen seien persönlich bedroht worden – im Vergleich zu vier Prozent in der allgemeinen Bevölkerung. Diejenigen, die mehreren Minderheiten angehören wie queere Muslime, waren signifikant häufiger betroffen. Ethnische Minderheiten berichteten zudem, sich von LGBTIQ-Gruppen ausgeschlossen fühlen.
Für das volle Lesevergnügen – Das ändert sich auf MANNSCHAFT.com
Die Neonazi-Gruppe, die Nordic Resistance Movement (DNM) sei weiterhin aktiv. LGBTIQ-Aktivist*innen berichteten, dass Mitglieder der DNM zu ihren Veranstaltungen kamen und Fotos von Teilnehmer*innen machten, was die Community einschüchterte.
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
CSD in Falkensee und Wittenberge – Rechtsextreme Gegendemo erwartet
Drei Wochen nach dem Angriff auf ein Fest für Vielfalt in Bad Freienwalde wird der Christopher Street Day in zwei Brandenburger Städten gefeiert. Die Veranstalter*innen rechnen mit einer Gegendemo.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Queerfeindlichkeit
News
Deutschland
Gegen Merz, für LGBTIQ: Zirkus hisst Pride-Fahne
Während des Berliner Christopher Street Day soll keine Regenbogenfahne auf dem Reichstag wehen, weil dieser laut Kanzler Merz kein Zirkuszelt sei. Ein Zirkus kritisiert jetzt diese Wortwahl.
Von Newsdesk/©DPA
News
Pride
Grossbritannien
«Daddyhole» – Strassenschild wird immer wieder geklaut
Der Stadtrat von Torquay weiss nicht mehr, was er tun soll. Er fordert mehr «Respekt» von Besucher*innen ein. Bislang vergeblich.
Von Newsdesk Staff
News
Porno
Deutschland
Nach homophobem Lehrer-Mobbing: «Schulleitung muss neu besetzt werden»
Berlins umstrittene CDU-Bildungssenatorin kündigt nach massiver Kritik Veränderungen auf mehreren Ebenen fürs neue Schuljahr an. Ein schwuler Lehrer hatte von monatelangem Mobbing berichtet.
Von Newsdesk/©DPA
Schwul
News
Arbeitswelt