Plastikmüll lässt Penisse schrumpfen

Wegen Phthalaten im Plastik, die unsere Hormone durcheinanderbringen, kommen Babys mit geschrumpften Genitalien zur Welt. Auch unsere Libido leidet darunter

Symbolfoto: Anastase Maragos / Unsplash
Symbolfoto: Anastase Maragos / Unsplash

Dass der Klimawandel katastrophale Folgen hat und haben wird, davor waren Aktivist*innen seit langem eindringlich. Nun skizziert eine US-Wissenschaftlerin ein neues Horrorszenario: die Umweltverschmutzung beeinflusst unsere Penisgrösse!

Die Epidemiologin und Umweltforscherin Dr. Shanna Swan, Professorin am Mount Sinai Hospital in New York, warnt in einem neuen Buch davor, dass Penisse weltweit schrumpfen. Grund dafür sei Plastikmüll.

Das Buch «Count Down» von Shanna Swan (Foto: Simon & Schuster)
Das Buch «Count Down» von Shanna Swan (Foto: Simon & Schuster)

Die Umweltverschmutzung habe laut Swan zu einer «existenziellen Krise» für die Menschheit geführt, schreibt sie in «Count Down». Der Untertitel lautet: «How Our Modern World Is Threatening Sperm Counts, Altering Male and Female Reproductive Development, and Imperilling the Future of the Human Race.» Es geht also um unsere modern Welt, die die Spermienzahl bedrohe, die reproduktive Entwicklung von Männern und Frauen verändere und damit die Zukunft der Menschheit gefährde.

Reproduktive Verwüstung Im Wesentlichen geht es um Phthalate, eine chemische Substanz, die verwendet wird, um Plastik herzustellen. Der damit zusammenhängende Müll und die Verbreitung der Substanz über Nahrungsketten beeinflusst unseren Hormonhaushalt. Das habe zur Folge, dass Fruchtbarkeitsraten sinken – und eine zunehmende Zahl von Babys mit kleineren Penissen geboren werden.«Chemikalien, die unsere Umwelt belasten, und ungesunde Lebensweisen in unserer modernen Welt bringen die hormonelle Balance durcheinander, das führt zu reproduktiver Verwüstung von unterschiedlicher Intensität», schreibt Swan. «In einigen Teilen der Welt ist heute eine Frau in ihren 20ern unfruchtbarer als ihre Grossmutter es mit 35 war.»

Die Ergebnisse, die Swan in ihrem Buch vorstellt, basieren auf einer Reihe von Studien, die zuvor in Fachzeitschriften veröffentlicht und von Fachleuten begutachtet worden waren. D. h. sie wurden nach strengen akademischen Kriterien geprüft.

Swan untersuchte demnach zuerst, welche Wirkung Phthalate auf Ratten haben, deren Föten der Substanz ausgesetzt wurden. Sie entdeckte, dass Rattenbabys oftmals geschrumpfte Genitalien hatten. Und sie befürchtet dies auch bei Menschen. (MANNSCHAFT berichtete über die Sorgen von Leser*innen rund um Penisgrösse.)

Lebensmittel-Konserven Denn Phthalate ahmen Östrogen nach und unterbrechen dadurch die natürliche Produktion von Hormonen, auch im menschlichen Körper. Das hat neben der Penisschrumpfung auch Auswirkungen auf die spätere sexuelle Entwicklung von Kindern und aufs Verhalten von Erwachsenen. Denn: Phthalate beeinträchtigen die Libido negativ. Das führe zu sexuellen Problemen, wie Untersuchungen u. a. bei Arbeiter*innen in China gezeigt hätten, die über verstärkte Lustlosigkeit klagten, nachdem Bisphenol A (besser bekannt als BPA) in ihrem Blut entdeckt worden war. Darüber sprach Dr. Swan in einem Interview mit The Intercept ausführlich.

Es handelt sich dabei um ein Hormongift, dass sich in zwei von drei Lebensmittel-Konserven findet (Thunfisch, Tomaten, Kokosmilch usw.). Umweltschützer*innen warnen schon lange davor: «Konservennahrung ist die BPA- Hauptbelastungsquelle für den Menschen.» BPA wird auch von der Plastikindustrie verwendet. Der Verband der Europäischen Kunststoffindustrie, PlasticsEurope, war erst 2019 mit einer Klage gegen die Aufnahme von BPA in die Kandidatenliste der besonders gefährlichen Stoffe unter der EU-Chemikalienverordnung REACH gescheitert. Das heisst aber nicht, dass BPA nicht anderswo ungehemmt weiter verwendet wird.

Das Ende vom «Powertool» Wie eine Zukunft mit kleineren Penissen – und verringertem Sex Drive – die LGBTIQ-Community beeinflussen könnte, muss man abwarten. Immerhin hat speziell die klassische Schwulenszene der 1970er- und 80er-Jahre geradezu einen Kult rund um Tom of Finland und seine hypermaskulinen Jungs mit Riesenschwänzen entwickelt, die von manchen mit fast fanatischem Eifer verehrt werden. Auch in der schwulen Pornobranche wird schon lange das «Powertool»-Phänomen zelebriert, nach dem Motto «Size matters». Suchkategorien auf entsprechenden Webseiten tragen heute Labels wie «BBC» (Big Black Cock), «Monster Cock» usw. (MANNSCHAFT berichtete über Penisvergrössungsmöglichkeiten.)

Eine damit zusammenhängende vermeintlich «rassistische» Diskriminierung wird von einigen LGBTIQ-Aktivist*innen zwar schon lange angeprangert, hat aber die Nachfrage nach solchen Filmen bzw. Darsteller*innen nicht gemindert. Im Gegenteil, das Angebot steigt und steigt. Ebenso wie die Verbreitung von Phthalaten.

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