Petition: Bundestag soll erstmals homosexueller NS-Opfer gedenken
Seit 1996 gilt der 27. Januar 1945 – der Tag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee – als offizieller Gedenktag in Deutschland. Die UNO erklärte ihn im Jahr 2005 weltweit zum „International Holocaust Remembrance Day“.
Nun setzen sich Dutzende Holocaust-Überlebende, Wissenschaftler und LGBTI-Aktivisten dafür ein, dass der Bundestag den „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ im kommenden Jahr den homosexuellen Verfolgten widmen soll. (An vielen Orten in Deutschland erinnern Stolpersteine an schwule NS-Opfer.)
Eine entsprechende Petition wurde jetzt an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble übergeben. Darin wird erinnert, dass schon am ersten Gedenktag im Jahr 1996 der damalige Bundespräsident Roman Herzog sowohl von den jüdischen NS-Opfern sprach, aber auch von anderen Opfergruppen wie den Sinti und Roma, Behinderten und Homosexuellen, die lange nicht öffentlich anerkannt wurden.
Weil sie… vom willkürlich festgelegten Menschenbild abwichen, bezeichnete man sie als ‚Untermenschen‘, ‚Schädlinge‘ oder ‚lebensunwertes Leben‘
„Weil sie… vom willkürlich festgelegten Menschenbild abwichen, bezeichnete man sie als ‚Untermenschen‘, ‚Schädlinge‘ oder ‚lebensunwertes Leben‘ – Juden, Sinti und Roma, Schwerstbehinderte, Homosexuelle… Die Wirkungen dieser Politik waren vor allem deshalb so furchtbar, weil sie sich wohldosiert in das öffentliche Bewußtsein einschlichen, ja… den Gehirnen infiltriert wurden“, so Herzog damals.
Es war, wie es in der Petition heißt, nicht nur für die Betroffenen von großer Bedeutung, sondern auch für eine breite Öffentlichkeit, dass außer den jüdischen Opfern an diesem Gedenktag im Bundestag erstmals 2011 mit dem Niederländer Zoni Weisz (*1931) auch ein Vertreter der Roma und Sinti zu Wort kam, 2016 an die Leiden der Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter erinnert wurde und 2017 sowohl zwei Angehörige von durch sogenannte „Euthanasie“ Ermordeter, als auch der junge, mit Down-Syndrom lebende Schauspieler Sebastian Urbanski (*1978) zu hören waren.
Unterzeichner national und international anerkannt
Die Unterzeichner der Petition sind als Fachleute in unterschiedlichen Bereichen des Erinnerns national und international anerkannt und bitten Bundestagspräsident Schäuble sowie sein Präsidium eindringlich, nach mehr als zwei Jahrzehnten am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus 2019 erstmals auch an homosexuelle Männer (unter ihnen vor allem an die KZ-Häftlinge mit dem Rosa Winkel), aber auch an lesbische Frauen und andere aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Orientierung Benachteiligte und Ausgegrenzte im Bundestag zu erinnern.
Zu den Unterzeichnern gehören Dr. Thomas Rahe (Stellv. Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Hannover), Dr. Birgit Bosold (Schwules Museum, Berlin), Manfred Bruns (ehem. Bundesanwalt, Karlsruhe) und Ruth Weiss (Holocaust Überlebende, Schriftstellerin, Skipsted / Dänemark).
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