Parlament in Liechtenstein sagt Ja zur Ehe für alle
Der Landtag nimmt die Gesetzesänderung mit 24 Ja und nur einer Gegenstimme klar an
Als letztes deutschsprachiges Land soll Liechtenstein die Ehe für alle einführen. Noch ist der Entscheid nicht definitiv.
Nach Deutschland, Österreich und der Schweiz soll die Ehe für alle nun auch im Ländle bald Realität sein. Mit 24 zu 1 Stimme stimmte der Landtag in Vaduz der Gesetzesänderung zu. Die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare soll am 1. Januar 2025 in Kraft treten.
In trockenen Tüchern ist die Ehe für alle noch nicht. Eine zweite Lesung muss den Entscheid noch bestätigen. Zudem besteht in Liechtenstein, ähnlich wie in der Schweiz, die Möglichkeit eines fakultativen Referendums. Für eine Volksabstimmung müssen 1000 Unterschriften zusammenkommen. Damit rechnen die Befürworter*innen jedoch nicht.
«Es ist eine grosse Erleichterung und es war ein langer Weg», sagt Daniel Seger, Fraktionssprecher der Fortschrittlichen Bürgerpartei und ehemaliger Vorsitzender des Vereins Schwule und Lesben Liechtenstein und Rheintal (FLAY), gegenüber TVO. Als 2011 die eingetragene Partnerschaft eingeführt worden war, habe man gar nicht an eine Ehe für alle gedacht.
«Dann wurde aber in der Schweiz die Ehe für alle eingeführt», so Seger. «Man hat den Druck und die Erwartung gespürt, dass man als letztes deutschsprachiges Land die Ehe für alle einführen soll.»
Die Regierung in Liechtenstein hatte 2022 eine Abänderung des Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB) und des Partnerschaftsgesetzes verabschiedet. Damit kam die Regierung dem Willen des Landtages nach, homo- und heterosexuelle Paare im Adoptionsrecht gleichzustellen.
Die Ehe für alle war darin jedoch noch nicht festgehalten. Er hatten aber 15 Landtagsabgeordnete aus drei Parteien eine Motion zur Öffnung der Ehe für alle unterzeichnet und sie dem Parlamentsdienst übergeben (MANNSCHAFT berichtete).
Dagegen hatte immer wieder der einstige Erzbischof Haas gewettert: Er erklärte in einem Artikel des kirchlichen Amtsblatts, dass für ihn der Punkt gekommen sei, «von dem sogenannten Heilig-Geist-Amt zur Eröffnung der Landtagssessionen abzusehen», da der Gottesdienst angesichts des Abstimmungsverhaltens der Abgeordneten «in einer wesentlichen Angelegenheit der christlichen Ethik keinen Sinn mehr ergibt». Die «Pseudo-Ehe» homosexueller Paare widerspreche «dem natürlichen Empfinden, dem vernunftgemässen Naturrecht wie insbesondere dem christlichen Verständnis des Menschen, wie es der göttlichen Schöpfungsordnung entspricht», so der Erzbischof.
Zuvor hatte Haas, einst auch Bischof von Chur, angesichts der bevorstehenden Eheöffnung von einem «Skandal» gesprochen (MANNSCHAFT berichtete). Seit einem halben Jahr ist Haas nun im Ruhestand. Der neue Bischof Benno Elb steht für eine offenere Kirche.
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