Österreich: Verbot von «Konversionstherapien» nicht nötig
Es drohten bereits mit den bestehenden Regelungen Konsequenzen, «sollte aus einer angewandten Konversionstherapie ein Schaden entstanden sein"
Ein ausdrückliches Gesetz gegen «Konversionstherapien» wie in Deutschland gibt es in Österreich nicht – und das soll offenbar auch so bleiben, wenn es nach dem Gesundheitsministerium geht. Unlängst wurden die schädlichen Therapien auch in Albanien verboten.
Nach Einschätzung des Justiz- und Gesundheitsministerium brauche es in Österreich keine eigene Regelung gegen diese oder andere «vergleichbaren reparative Therapieformen», wie es auf Nachfrage des Standard aus dem von Grünen-Minister Rudi Anschober geführten Gesundheitsministerium heisst.
Die MANNSCHAFT kommt jetzt auch nach Österreich
Solche Therapieformen, wie sie in Deutschland jetzt zum Teil verboten sind (MANNSCHAFT berichtete), würden in «hohem Masse der Berufspflicht eines ‚Arbeitens nach bestem Wissen und Gewissen‘ widersprechen, die sich in einschlägigen Berufsgesetzten wiederfindet». Es drohten also bereits mit den bestehenden Regelungen Konsequenzen, wenn aus einer «angewandten Konversionstherapie ein Schaden entstanden» sein sollte. Ohnehin, heisst es weiter, seien derartige Therapien auch ein Verstoss gegen Menschenrechte, etwa gegen das Recht auf Privatsphäre.
Das sieht man auch in der Opposition so: «Wir hätten uns sehr wohl ein Gesetz gewünscht, das ein Verbot von Konversionstherapien klar regelt, v.a. weil der im Nationalrat einstimmig angenommene Entschliessungsantrag dies eigentlich verlangt», sagt der offen schwule Neos-Abgeordnete Yannick Shetty auf MANNSCHAFT-Anfrage. «Wir können jedoch auch mit der derzeitigen Regelung leben, weil unser oberstes Ziel ist, dass diese Therapien nicht mehr ausgeführt werden – wenn das auch mit den bereits geltenden Regelungen gewährleistet ist, ist das für uns in Ordnung.»
Wüstenstrom flieht vor «Konversionstherapie»-Verbot in die Schweiz
Dabei – und auch darauf verweist der Standard – verbreitete in Österreich über Jahre der Verein «TeenSTAR» in Sexualkunde-Workshops mittelalterliche Ansichten etwa über Homosexualität, die heilbar sei, oder Masturbation (MANNSCHAFT berichtete). Der damalige Minister Heinz Faßmann (parteilos) verbannte Anfang 2019 den Verein aus den Schulen. Noch unter der ÖVP-SPÖ-Regierung sollte das Justizministerium eine Gesetzesvorlage liefern, wie mit externen Vereinen mit sexualpädagogischen Angeboten für Schulen künftig umgegangen werden soll. Doch die ist noch immer nicht in Sicht.
Sogar in Albanien verbietet der Psychologenverband seinen Mitgliedern seit neustem, «Konversionstherapien» für Jugendliche und Erwachsene anzubieten und durchzuführen. Die Mitgliedschaft ist verpflichtend, um im Land praktizieren zu dürfen, daher bedeutet die Entscheidung praktisch ein Verbot von «Homoheilungen». (Immer wieder bringen sich Menschen nach Konversionstherapie gezwungen um – wie diese junge bisexuelle Frau aus Indien – MANNSCHAFT berichtete).
«Konversionstherapien» sind archaisch und unethisch
Die schädlichen «Therapien» widersprächen fundamentalen Menschenrechten. Ihre Fachleute erkennen an, dass es sich um eine «archaische und unethische Praxis» handle, erklärte Valbona Treska, die den Verein mit 600 Mitgliedern anführt.
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