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21-Jährige nimmt sich nach Konversionstherapien das Leben

Im Rahmen der «Therapie» sei sie mehrmals gegen ihren Willen medikamentös behandelt worden

Konversiontherapie konversionstherapien
Drei Monate vor ihrem Tod sprach Chinnu Sulfikar in einem Video auf Facebook über die erzwungene Konversionstherapie. (Bild: Facebook)

Nachdem ihre Familie sie mehrmals zur einer Konversionstherapie gezwungen hatte, beging eine junge bisexuelle Frau in Indien Selbstmord.

Chinnu Sulfikar erhängte sich am 12. Mai. Wie die Hindustan Times berichtet, geht die Polizei des Bezirks Calangute im indischen Bundesstaat Goa von einem Suizid aus.

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Die 21-jährige Frau hatte sich in den vergangenen Monaten bei ihrer Familie als bisexuell geoutet, die das Bekenntnis jedoch nicht gut aufgenommen habe. In einem Video, das sie im März auf Facebook gepostet hatte, sprach sie von mehreren Konversionstherapien, die sie über sich ergehen lassen musste. In sogenannten «Entzugszentren» habe man sie gegen ihren Willen medikamentös behandelt.

Mit drei Freund*innen reiste Sulfikar im März nach Goa, konnte den Bundesstaat nach Umsetzung des Corona-Lockdowns jedoch nicht mehr verlassen. Bevor sie tot aufgefunden wurde, galt sie als vermisst. Wie eine Freundin gegenüber der Hindustan Times erzählt, habe Sulfikar unter Depressionen gelitten.


Ob die Sulfikars Familie sich für den Selbstmord verantworten muss, ist zurzeit noch nicht bekannt. Konversionstherapien sind in Indien nicht verboten, allerdings dürfen erwachsene Personen nicht gegen ihren Willen psychologisch behandelt werden, sofern sie nicht unzurechnungsfähig sind oder eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellen.

Es ist der zweite medial bekannt gewordene Suizid einer jungen Frau binnen sechs Monate. Im Dezember 2019 wurde die 24-jährige Alana Chen im US-Bundesstaat Colorado tot aufgefunden (MANNSCHAFT berichtete). Nur wenige Monate zuvor hatte sich die junge Frau in einem Zeitungsartikel gegen Konversionstherapien ausgesprochen. Ein katholischer Pfarrer habe jahrelang versucht, ihre Homosexualität zu «therapieren».

Immer mehr Länder verbieten Konversionstherapien
Am 7. Mai 2020 verabschiedete der Deutsche Bundestag das «Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen» (MANNSCHAFT berichtete). Bis zum Alter von 18 Jahren sind die Methoden zur Unterdrückung der sexuellen Orientierung komplett verboten. Strafen drohen aber auch, wenn die Betroffenen zwar volljährig sind, aber durch Zwang, Drohung oder Täuschung zu einer solchen schädlichen «Therapie» bewegt wurden.


Führender Rabbiner soll Konversionstherapien empfohlen haben

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, setzt auch der führende Psychologieverband Albaniens ein Zeichen. Er verbietet es seinen Mitgliedern, Konversionstherapien durchzuführen. Ein Verstoss habe ein Disziplinarverfahrne zur Folge.

Auch Kanada will gegen Konversionstherapien vorgehen (MANNSCHAFT berichtete). In einem Brief an den Justizminister bezeichnete Premierminister Justin Trudeau vor fünf Monaten die Einführung eines Verbots als «Top-Priorität» der neuen Regierung.


Brauchst du Hilfe? Wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 147 (mehr Informationen auf www.147.ch) oder schreibe an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Deutschland gibt es unter anderem den Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln hilft Rubicon.


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