Neuer Stolperstein für schwules NS-Opfer in Duisburg
Wilhelm Kühlen wurde wohl nur 32
Am Freitag wurde in Duisburg zur Würdigung von Wilhelm Kühlen ein Stolperstein verlegt: Er war mehrfach als Homosexueller nach §175 verurteilt worden.
Der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link, der auch die Patenschaft für den Stolperstein übernommen hat, erinnerte an die Verfolgung und Ermordung von Menschen, die im Nationalsozialismus nicht in das rassistische Weltbild der Nazis passten und machte deutlich, wie wichtig es ist, sich für die Gleichheit von Menschen einzusetzen, unabhängig etwa von deren sexueller Orientierung oder Geschlecht. Er betonte auch, dass in vielen Ländern Menschen aufgrund Ihrer sexuellen Orientierung immer noch und zunehmend wieder verfolgt und unterdrückt werden.
Der SPD-Politiker erklärte: «Ich werde auch in Zukunft das Stolpersteinprojekt unterstützen. Es ist ein wichtiges Projekt, denn es macht deutlich: Hier, wo wir heute in Duisburg leben, sind Menschen verschwunden, die der Willkür ausgesetzt waren. Es ist auch für unsere Zukunft wichtig, daran zu erinnern und sich für Integration und gegen Ausgrenzung einzusetzen.»
Einen weiteren Redebeitrag zum Leben von Wilhelm Kühlen hielt Jürgen Wenke, der die Forschung zum Lebens- und Verfolgungsweg von Wilhelm Kühlen durchgeführt hatte und die Initiative zur Verlegung des Stolpersteins ergriffen hatte.
Der Jugendring Duisburg hatte die Verlegung geplant und mit dem örtlichen Tiefbauamt organisiert und durchgeführt. Anwesend waren am Freitag auch Verwandte von Wilhelm Kühlen: die Nichte und deren Tochter aus Mönchen-Gladbach sowie der Neffe von Wilhelm Kühlen mit Ehefrau, die aus der Nähe von Koblenz in Rheinland-Pfalz zum Verlegetermin nach Duisburg angereist waren. Die Verwandten hatten die Würdigung begrüsst und durch Bilder, Briefe und andere historische Dokumente die Forschung maßgeblich unterstützt, hiess es.
Wilhelm (Willi) Kühlen, geboren am 12. Juni 1912 in Mönchengladbach, war evangelisch, arbeitete als Verkäufer, später als Artist, dann als Magazinverwalter im Baugeschäft. Zweimal wurde er in Duisburg verurteilt wegen homosexueller Kontakte: Zunächst im Mai 1938 zu sechs Wochen Gefängnis. Der Mitangeklagte August Zgorzelski wurde derweil zu einem Jahr und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Zgorzelski wurde am 8. Januar 1944 im KZ Buchenwald ermordet. Ein Stolperstein in Duisburg wurde bereits 2018 verlegt (MANNSCHAFT berichtete).
Die zweite Verurteilung von Kühlen nach §175 erfolgte am im Oktober 1939. Die 2-jährige Haftstrafe verbüsste er im Moorlager Neusustrum/Papenburg und im Zuchthaus Celle. Bei Strafende am 5.10.1941 wurde er entlassen. Er entging, obwohl «Wiederholungstäter» aus unbekanntem Grund einer Deportation in ein Konzentrationslager.
Er kehrte nach Duisburg zurück, heiratete im September 1942 die Kontoristin Elisabeth Susanna Mohr. Zum Zeitpunkt der Heirat war er «Soldat im Felde». Am 5.6.1944 wurde die Ehe in Berlin geschieden. Kühlen gilt als Wehrmachtsvermisster, der genaue Todeszeitpunkt sowie der Ort des Todes sind unbekannt, die letzte Nachricht von ihm stammt aus dem März 1945. Er wurde mit grosser Wahrscheinlichkeit wohl nur 32 Jahre alt
Das könnte dich auch interessieren
Thüringen
CSD in Erfurt: «Ausgrenzung von Queers darf nie hingenommen werden»
Bunte Trucks, laute Botschaften und viel Lebensfreude: Tausende Menschen zogen in Erfurt für mehr Sichtbarkeit und Respekt auf die Strasse.
Von Newsdesk/©DPA
Pride
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
Niedersachsen
Aus Solidarität: Ein Dorf zeigt Flagge
Viermal wurde einer Familie aus Niedersachsen die Regenbogenfahne vom Mast gerissen. Mitbürger*innen wollen die Betroffenen nicht alleine lassen.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Queerfeindlichkeit
News
News
Tödlicher Streit mit Messerstichen – nach Crack-Konsum?
Es geht um eine Auseinandersetzung im Frankfurter Bahnhofsviertel und die Frage, ob es Notwehr war.
Von Newsdesk Staff
Deutschland
TIN
Polizei
Gesundheit
WHO hebt internationale Notlage wegen Mpox auf
Mpox wird vor allem bei Sex unter Männern übertragen. Zuletzt nahmen die Infektionen in Deutschland wieder etwas zu. Doch bislang herrscht unter Beobachter*innen keine Alarmstimmung.
Von Newsdesk/©DPA
Lust
Deutschland
News