Netflix zeigt schwule Reality-Serie «The Boyfriend» aus Japan
Neun junge Männer suchen Liebe und Partnerschaft – in einem Land, wo die Ehe für alle noch Zukunftsmusik ist
Am 9. Juli startet bei Netflix das Reality-TV-Format «The Boyfriend» – angekündigt als Japans erste gleichgeschlechtliche Romance-Serie. Sie ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert.
Die Serie folgt einer Gruppe vom neun Single-Männern, die in ein Strandhaus ziehen und dort zusammenleben, während sie sich gleichzeitig näher kennenlernen. Sie haben einen Monat Zeit, um herauszufinden, ob zwischen ihnen «mehr» als Freundschaft möglich ist.
In einem Bericht des Portals Queerty wird darauf hingewiesen, dass es bei dieser Serie «keine Gimmicks» gibt wie sonst im Reality-TV, «keine Ultimaten» und auch «keine Rauswürfe». Es gäbe nicht einmal einen Preis für eine erfolgreiche Verpartnerung am Ende. («Ausser vielleicht Liebe.»)
Insofern unterscheidet sich «The Boyfriend» deutlich von den verschiedenen anderen derzeitigen LGBTIQ-Dating-Shows (MANNSCHAFT berichtete).
«Keine flamboyanten Stereotype bedienen» In der Serie gibt es ausserdem eine Gruppe Kommentator*innen, die das Geschehen begleiten und für Zuschauer*innen einordnen. Dazu zählen die Schauspielerin Megumi, TV-Personality Chiaki Horan, Influencerin Thelma Aoyama, Drag-Queen Durian Lollobrigida und Comedian Yoshimi Tokui.
Eine solche Sendung zum Thema Liebe zwischen Männern ist umso erstaunlicher, weil in Japan die gleichgeschlechtliche Ehe verboten ist und gleichgeschlechtliche Beziehungen vielfach noch tabuisiert werden in einer weitgehend konservativen Gesellschaft (MANNSCHAFT berichtete).
Laut einem Bericht der New York Times ist es auch so, dass die meisten Prominenten in Japan, die offen queer sind, «typischerweise flamboyant sind, effeminiert und auf komische Art extravagante Stereotype repräsentieren». Die Männer-auf-Liebessuche in «The Boyfriend» seien das Gegenteil davon, heisst es.
«Wichtig LGBTIQ zu normalisieren – durch Unterhaltungsformate» Die Hoffnung sei, dass diese Männer Zuschauer*innen zeigen werden, wie «normal» gleichgeschlechtlich begehrende Menschen und Beziehungen sind. «Um LGBTIQ-Rechte durchzusetzen, ist es natürlich wichtig, unsere Stimme zu erheben und zu protestieren», wird Durian Lollobrigida von der NY Times zitiert. «Gleichzeitig ist es aber auch wichtig LGBTIQ zu normalisieren – durch Unterhaltungsformate.»
Einen solchen (erfolgreichen) Versuch hatte zuletzt auch Gengoroh Tagame mit seinem mehrteiligen Graphic Novel «Der Mann meins Bruders» gestartet, der in viele Sprachen übersetzt und sogar verfilmt wurde. Darin trifft ein anfangs homophober junger japanischer Familienvater auf den Witwer seines Bruders – und muss seine Vorurteile bezüglich schwuler Männer grundlegend überdenken, auch mit Hilfe seiner Tochter, die zur besten Freundin des Onkels aus Kanada wird.
Nach dem Start von «The Boyfriend» am 9. Juli gibt es jede Woche eine neue Folge, ausgestrahlt im Original mit Untertiteln. Hier ist der Trailer:
Laut Grindr-Statistik war Henry Cavill für Nutzer*innen der Dating-App 2023 der «Hottest Man of the Year» (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Community
Wieder eine queere Party weniger: «Ihr hinterlasst eine grosse Lücke!»
Nach über 20 Jahren zieht das alternative queere Partylabel «Offstream» einen Schlussstrich. Der gegenwärtige Backlash gegen LGBTIQ-Rechte spielte bei der Entscheidung eine Rolle.
Von Greg Zwygart
Schweiz
Queer
Kultur
Haben es queere Romane aktuell schwerer auf dem Buchmarkt?
Eine Berliner Buchhändlerin bemerkt, dass in diesem Herbst rund 100 weniger LGBTIQ-Titel herauskommen als im Vorjahr
Von Sören Kittel
Buch
LGBTIQ-Rechte
Serie
Lady Gaga beehrt «Wednesday» und veröffentlicht neuen Song
Gaga als Gaststar: Popstar Lady Gaga spielt in der zweiten Staffel der Erfolgsserie «Wednesday» mit. Bisher mussten sich die Fans noch gedulden. Nun hat das Warten ein Ende.
Von Newsdesk/©DPA
Unterhaltung
Kultur
Community
Tadzio Müller nimmt den Klimakollaps persönlich
Er ist Deutschlands ungewöhnlichster Aktivist: schwul, ADHS- und HIV-Diagnose – und ist noch lange nicht fertig mit der Politik. Ein Porträt.
Von Sören Kittel
Aktivismus
Buch
Schwul
Politik
HIV, Aids & STI