Nachfrage nach Ergänzungsausweis für trans Personen steigt

Besonders im nicht-binären Bereich

(Symbolbild: iStockphoto)
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Zu Beginn der Transition stimmen die amtlichen Ausweispapiere bei trans Personen nicht mit der eigenen geschlechtlichen Verortung überein. Dafür gibt es den Ergänzungsausweis, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut.

Bei trans Personen stimmen die amtlichen Ausweispapiere vor der offiziellen Namens- bzw. Personenstandsänderung nicht mit der eigenen geschlechtlichen Verortung überein. Ähnlich beim äusseren Erscheinungsbild. Bei Personenkontrollen kann das zu belastenden und erniedrigenden Fragen oder sogar gefährlichen Situationen führen.

Darum gibt die Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität dgti einen Ergänzungsausweis heraus – ein standardisiertes Ausweispapier, das alle selbstgewählten personenbezogenen Daten (Vorname, Pronomen und Geschlecht) dokumentiert und ein aktuelles Foto zeigt. Er ist Ausdruck eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts, wonach jede Person einen gültigen Anspruch auf eine Anrede im bewussten und erklärten Geschlecht sowie selbstgewählten Vornamen in der Kommunikation mit staatlichen Organen.

So soll Diskriminierung verhindert werden. Bei sämtlichen Innenministerien, bei der Polizei, vielen Behörden, Banken, Universitäten, Versicherungen und anderen Stellen sei der Ergänzungsausweis bekannt und akzeptiert, heisst es auf der Homepage der dgti. Bei der Polizei, insbesondere in Berlin, fänden seit Jahren Schulungen statt; zudem sei er vom Innenministerium genehmigt, so die dgti. Zur Not hilft ein QR-Code auf dem Ausweis weiter.

Die Frage ist, ob sich Polizist*innen im Einsatz die Mühe machen, den Code zu scannen. Immer wieder tauchen bei Twitter Berichte von trans Personen auf, deren Ergänzungsausweis eben nicht anerkannt wurde. Das passiert in Berlin ebenso wie auf Sylt.

Vorfälle wie diese dienen natürlich nicht dazu, das Anzeigeverhalten von trans Personen zu steigern, wenn sie Gewalt erfahren. In der LGBTIQ Community ist die Angst noch immer sehr  verbreitet, es könnte homo- oder transphobe Reaktionen geben oder dass die Polizei gar nicht erst tätig wird, wenn man sie ruft.

 

Um Fälle wie die oben geschilderten zu vermeiden, abeitet die dgti u.a. mit dem queeren Mitarbeiternetzwerk VelsPol in Polizei, Justiz und Zoll zusammen.

Fest steht: Der Ergänzungsausweis ist gefragt, die Nachfrage nimmt zu. Im vergangenen Jahr wurde er 3455-mal erstellt: 1678-mal mit männlichem Geschlecht,  959-mal weiblich, 818-mal nicht-binär. In diesem Jahr sind es schon jetzt (Stand Mitte August) mehr als im gesamten Vorjahr, nämlich 3620 Ergänzungsausweise.

Angabe nicht-binär nimmt zu Und noch etwas deutet sich im laufenden Jahr an: Die meisten Ausweise werden auch weiterhin mit männlichem Geschlecht ausgestellt, aber an zweiter Stelle folgt nun die Angabe nicht-binär. Im Februar 2022 lautete 121-mal der Eintrag weiblich, 151-mal nicht-binär. In den Monaten Juni und Juli lag die Zahl der nicht-binären um 40 bis 50 über der Zahl der weiblichen.

Der Ergänzungsausweis als Muster (Foto: dgti)
Der Ergänzungsausweis als Muster (Foto: dgti)

In der Schweiz gibt es einen solchen Ergänzungsausweis nicht, erfahren wir beim Transgender Network Switzerland. Auch in Österreich nicht. Dort, so teilt uns das Transgender Team Austria (TTA) mit, stellen immerhin manche Therapeut*en ein Schreiben aus, dass Erscheinungsbild und Name aufgrund der Transition eventuell nicht konform gehen können. Immerhin: Sobald man in Österreich die Diagnose hat, könne man alle Dokumente schon auf Namen und Personenstand ändern lassen, auch ohne Hormontherapie oder Operation, so das TTA.

In Bremen kamen am Montag 250 Menschen zur Mahnwache für eine verprügelte trans Frau. Dort überlegt man nun, wie man öffentliche Transportmittel sicherer machen kann (MANNSCHAFT berichtete).

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