«Mein Gesicht auf Joghurtbechern werde ich nie normal finden»
Wir machen einen Abstecher ins Star Wars-Universum und plaudern mit Finn und Poe Dameron
Als Finn und Poe Dameron sorgen John Boyega und Oscar Isaac bei «Star Wars» seit Jahren für gute Laune. Und heizen auch gehörig die Gerüchteküche ein.
Interview: Jonathan Fink
Interviews zu einem «Star Wars»-Film zu führen, ist meist ein schwieriges Unterfangen. Vom fertigen Werk gibt es vorab nichts zu sehen und keiner der Beteiligten darf irgendetwas über den Inhalt der neuen Geschichte verraten. Der Pressetag anlässlich des Starts von «Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers» in Beverly Hills stellte da keine Ausnahme dar. Doch das heisst natürlich nicht, dass man nicht mit John Boyega und Oscar Isaac ein wenig über ihre vergangenen vier Jahre in fernen Galaxien und das Ende der Saga plaudern könnte. Oder mal nachhaken, was sie eigentlich davon halten, dass viele Fans Finn und Poe gerne als schwules Paar sehen würden.
John Boyega, Oscaar Isaac, die Geheimhaltung um «Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers» ist mal wieder gross. Für die Presse gab es vom letzten Teil der Trilogie lediglich einen Trailer zu sehen. Bist du denn zufrieden damit, wie dieses Abenteuer zu Ende geht? Boyega: Oh ja. Ich war ein ziemlich unerfahrener Schauspieler, als ich diese Rolle vor fünf Jahren annahm. Ich wünschte mir, dass diese Figur einen schönen Handlungsbogen bekommt, der am Ende nicht unbefriedigend ist. Schon damals verriet uns der Regisseur J. J. Abrams, was er für unsere Kollegin Daisy Ridley alias Rey als Endziel im Sinn hat. Dass meinem Finn nicht eine ähnliche grosse Bestimmung bevorsteht, war mir immer klar. Aber ich hoffte auf eine menschliche Weiterentwicklung, bei der das Publikum mitfiebern kann. Und die gab und gibt es ja auch. Seit Poe Dameron ihn bat, als Pilot einzuspringen, hat sich der junge Stormtrooper Finn wirklich gut gemacht. Und nun werden wir erleben, wie er für seine Überzeugungen kämpft und sogar bereit ist, für den Widerstand zu sterben. Aber mehr darf ich wirklich nicht verraten.
Hast du als Poe eine ähnliche Entwicklung hinter dir, Oscar? Isaac: Für mich war ehrlich gesagt das ganze Projekt «Star Wars» von Anfang an eine kuriose Reise. Als mich J. J. Abrams vor etlichen Jahren zum ersten Mal ansprach, sollte Poe nur eine ganz kleine Rolle werden. Eine Figur, die quasi die Handlung in Gang setzt – und dann spektakulär stirbt.
Tatsächlich? Isaac: Ich flog extra nach Paris, um J. J. und die Produzentin Kathleen Kennedy zu treffen. Sie erzählten mir die Geschichte, die sie für die neue Trilogie im Sinn hatten, und verrieten mir dann, dass ich nach 20 Minuten tot sein würde. «Schon wieder?», war meine erste Reaktion, denn eine solche Rolle hatte ich für Kathleen auch schon bei «The Bourne Legacy» gespielt. Ich war so dreist, mir Bedenkzeit zu erbeten. Und als ich J. J. dann anrief, um zuzusagen, hatte er plötzlich die ganze Story wieder über Bord geworfen. Stattdessen musste ich plötzlich noch einmal richtig vorsprechen – und durfte anschliessend aktiv an der Schöpfung von Poe Dameron mitwirken. J. J. entschied erst nach und nach, wie es mit dieser Figur weitergehen sollte. So manche Facette von Poe, etwa die humorvolle Seite, entstand beispielsweise erst während des Drehs. Und die Idee, dass er eine Liebesbeziehung mit Rey eingeht, wurde dann erst spät verworfen.
Wie hat sich euer Leben durch die «Star Wars»-Filme eigentlich verändert? Boyega: Ich weiss noch, wie mir beim ersten Film unglaublich viele Menschen in meinem Umfeld geraten haben: «Verändere dich bloss nicht!» Das fand ich immer totalen Quatsch, denn wenn man 23 Jahre lang ein normales Leben hatte, kann selbst ein solcher Film nicht alles auf den Kopf stellen. Meine Familie und meine Freund*innen sind ja immer noch da, unabhängig von «Star Wars». Aber natürlich entwickelt man sich immer weiter, durch jede Erfahrung, die man macht. Und so gesehen haben diese Filme klar mein Leben verändert. Ich habe vieles gelernt, beruflich haben sich ganz neue Türen geöffnet. Ausserdem weiss ich inzwischen, dass es eine grosse Freude, aber auch eine grosse Verantwortung ist, mit einem Mal im Licht der Öffentlichkeit zu stehen. Aber alles in allem waren die letzten Jahre fantastisch.
Du dagegen warst schon vor «Star Wars» ein Star, Oscar. Isaac: Das Wort hast jetzt du benutzt, nicht ich. Aber stimmt schon, ich war einen Schritt weiter in meiner Karriere als John und Daisy. Trotzdem war natürlich von heute auf morgen ein ziemlicher Unterschied zu merken, was das Angesprochenwerden von Fans angeht. Ein solcher Mega-Blockbuster macht einen plötzlich doch auf ganz andere Weise sichtbar. Allerdings kann ich mich im Grossen und Ganzen nicht beklagen. Ich lebe in New York, da gelingt es mir bis heute ganz gut, in der Anonymität abzutauchen. Nur nach Disneyland sollte ich mich inzwischen vielleicht nicht mehr ohne Verkleidung verirren.
Zur grossen «Star Wars»-Maschinerie gehört auch immer eine riesige Marketing- und Merchandise-Kampagne. Gewöhnt man sich irgendwann daran, an jeder Ecke sein Gesicht zu sehen? Boyega: Noch immer nicht (lacht). Dass es Spielzeugfiguren gibt, die aussehen wie ich, finde ich natürlich super. Schon deshalb, weil ich selbst als Kind mit solchen «Star Wars»-Figuren gespielt habe. Aber den Schreck, als ich mich selbst das erste Mal im Supermarkt auf irgendwelchen Süssigkeiten gesehen habe, werde ich nicht vergessen.
Was ist denn das Merkwürdigste, worauf ihr je euer Konterfei gesehen habt? Boyega: Die Schulter eines fremden Mannes (lacht). Als Tätowierung, riesengross. Das fand ich dann doch sehr seltsam.
Isaac: Manchmal finde ich diese Actionfiguren ja schon ein bisschen schräg. Beim ersten Film war ich fast empört: Da haben die tagelang irgendwelche Scans von meinem Gesicht gemacht – und dann kommt so etwas merkwürdig Hässliches dabei heraus (lacht)?! Ansonsten finde ich vor allem die Sachen kurios, die mit Essen zu tun haben. Dass mein Gesicht bei anderen Menschen auf Joghurtbechern oder Salattüten im Kühlschrank ist, werde ich nie normal finden.
Und wie findet ihr all die Fanfiction, die es gibt? Gerade die Vorstellung, dass Finn und Poe ein Paar sein könnten, scheint ja die Fantasie vieler Zuschauer*innen zu beflügeln … Boyega: Ich finde diese Begeisterung grossartig. Und die Anzeichen, die die Fans für eine solche heimliche Romanze finden, sind ja nicht von der Hand zu weisen (lacht). Man sieht die beiden ständig zusammen, kaum jemand in diesem «Star Wars»-Universum verbringt mehr Zeit miteinander als sie. Unabhängig davon, was nun im letzten Teil passiert, bin ich mir jedenfalls sicher, dass Finn-Poe Bestand haben wird. Und sei es auch nur in der Fantasie der Fans.
Isaac: In meinen Augen ist es absolut wundervoll, dass so viele Menschen sich diese Beziehung wünschen. Und ich glaube, dass das auch nicht von ungefähr kommt: Zwischen Finn und Poe stimmt die Chemie, genau wie zwischen John und mir. Dass die Fans das aufgreifen und ihr eigenes Ding daraus machen, ist wirklich etwas ganz Besonderes.
Das Interview mit den Star-Wars-Stars ist in der Dezemberausgabe von MANNSCHAFT erschienen. Hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz.
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