in , ,

Letzter Tanz einer lesbischen Ikone: Megan Rapinoe vor WM-Abschied

Mit 38 steht sie vor dem Ende ihrer Laufbahn

Megan Rapinoe
Megan Rapinoe 2019 mit dem Pokal für die beste Torschützin und die beste Spielerin (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Bei der WM in Neuseeland und Australien tritt Megan Rapinoe letztmals auf grosser Bühne auf. Sie könnte Historisches erreichen. Aber der US-Star denkt schon viel weiter. So wie eigentlich immer.

Von Nils Bastek, dpa

Eine Einladung des Präsidenten würde Megan Rapinoe dieses Mal wohl annehmen. Sie würde also wahrscheinlich ins «fucking Weisse Haus» gehen, sollte den US-Fussballerinnen Historisches gelingen und Joe Biden sie danach einladen. Und das würde er im Fall eines erneuten Triumphs der USA bei der Frauen-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland vermutlich tun.

Kurz zur Einordnung: Es ist gerade einmal vier Jahre her, dass Rapinoe so abfällig über den Amtssitz des Staatsoberhauptes gesprochen hat. Damals war die Welt noch eine andere. Es gab 2019 noch keine Corona-Pandemie und US-Präsident war der von ihr verachtete Donald Trump. Rapinoe stand auf dem sportlichen Höhepunkt ihrer Karriere und krönte sich bei der Endrunde in Frankreich zum zweiten Mal zur Weltmeisterin. Jetzt ist sie 38 und steht kurz vor dem Ende Laufbahn.


Die WM wird das letzte Turnier der Offensivspielerin sein (MANNSCHAFT berichtete). Danach macht sie noch ein paar Spiele für ihren Club OL Reign, nach dem Saisonende im Herbst ist dann endgültig Schluss. Dann kommt es zum Karriereende einer Spielerin, die nicht nur fußballerisch tiefe Spuren hinterlässt. Weltweite Bekanntheit erlangte Rapinoe in den vergangenen Jahren vor allem durch ihr Engagement abseits des grünen Rasens.


Die stille Mode­revolution: Frei sein zu tragen, was man will (MANNSCHAFT+)


«Megan Rapinoe ist eine der wich­tigsten Spie­le­rinnen in der Geschichte des Frau­en­fussballs und eine Per­sön­lich­keit wie keine andere», sagte US-Coach Vlatko Ando­novski zuletzt. «Sie hat für ihr Team und die Fans auf dem Spiel­feld so viele denk­wür­dige Momente geschaffen, an die man sich noch lange erin­nern wird. Aber ihr Ein­fluss auf die Men­schen ist viel­leicht noch wich­tiger.»


Genau deshalb steht sie auch zum vierten Mal bei einer WM im Kader der USA. Auf dem Feld gilt Rapinoe längst nicht mehr als die Taktgeberin dieser Mannschaft. Ihr Einfluss ist dennoch riesig. Sie führt das Team allein durch ihre Präsenz an, im Training gibt sie die Kommandos, nicht nur die jüngeren Spielerinnen schauen zu ihr auf. Die USA könnten zum dritten Mal nacheinander die Weltmeisterschaft gewinnen. Das ist im Fussball bislang noch keiner Nationalmannschaft gelungen.

Es fühlt sich wie eine grosse Chance an, den Rahmen zu sprengen.

Aber Rapinoe denkt viel weiter, natürlich, so wie sie es schon immer getan hat. Für sie ist ihr letztes Turnier nicht nur eine im Fussball historische Chance. Sie glaubt, dass diese WM einen «globalen Paradigmenwechsel» im Frauensport bewirken könne. «Es fühlt sich wie eine grosse Chance an, den Rahmen zu sprengen», sagte sie. Den Rahmen in Bezug auf die im Vergleich zu den Männern bis heute deutlich geringere Berichterstattung oder fehlendes Engagement von Sponsoren.

Das ist typisch Rapinoe. Schon 2012 fiel sie erstmals einer breiten Öffentlichkeit auf, weil sie als eine der ersten Fussballerinnen ihre Homosexualität öffentlich machte. Später ging sie aus Protest gegen Rassismus als erste weisse Sportlerin während der Nationalhymne auf die Knie. Ab 2019 kämpfte sie dann mit einigen Mitspielerinnen vor Gericht dafür, dass die US-Frauen genauso viel Geld vom Verband wie die Männer bekommen. Drei Jahre dauerte der juristische Marathon. Seit 2022 bekommen die Frauen dank Rapinoe und Co. tatsächlich die gleiche Prämienzahlung.

«Ich bin unglaub­lich dankbar, so lange gespielt zu haben, so erfolg­reich zu sein, wie wir es waren und Teil einer Gene­ra­tion von Spie­le­rinnen gewesen zu sein, die den Fussball zwei­fels­ohne besser ver­lassen haben, als sie ihn vor­ge­funden haben», sagte die Weltfussballerin von 2019 kürzlich. Nun folgt also ihr letzter Auftritt auf der großen Bühne. Möglicherweise wird der Frauenfussball danach noch besser sein. Dank ihr.

Lange hatte der Herrenslip einen miesen Ruf. Jetzt sind knappe Höschen angeblich wieder angesagter. Oje, denkt da mancher Bierbauchmann. Welchen Trends die Männerunterhose so unterliegt (MANNSCHAFT berichtete).


Hamburg Pride

Pride Week Hamburg wird «vielfältiger und grösser als zuvor»

Aktionsplan

Opposition sieht Mängel bei Hessens Aktionsplan für Vielfalt