Lesbisches Paar klagt in Serbien für die Ehe für alle
Für den Balkanstaat ist es die erste Klage dieser Art
Gemeinsam mit zwei anderen gleichgeschlechtlichen Paaren klagen zwei Frauen in Serbien für die Ehe für alle. Für den Balkanstaat ist es ein Präzedenzfall.
Jelena Dubovi und Sunčica Kopunović sind seit vier Jahren ein Paar und wollen ihre Beziehung in Serbien rechtlich anerkennen lassen. Wie sie letzte Woche bekanntgaben, reichen sie mit zwei anderen gleichgeschlechtlichen Paaren Klage ein.
In Serbien ist es der erste Fall seiner Art. Die Verfassungsreform von 2006 definiert die Ehe als Bindung zwischen Mann und Frau. Eine im Juni 2019 vorgeschlagene Form einer eingetragenen Partnerschaft würde gleichgeschlechtliche Paare zwar rechtlich anerkennen, ihnen aber keine Erb- oder Adoptionsrechte gewähren.
Im April nahmen Dubovi und Kopunović den Gang zum Zivilstandesamt in ihrer Heimatstadt Novi Sad auf sich, wurden aber mit der Begründung abgewiesen, dass eine Eheschliessung nur für einen Mann und eine Frau möglich sei.
«Da in Serbien nicht viele gleichgeschlechtliche Paare den Schritt an die Öffentlichkeit wagen wollen, haben wir uns entschlossen, für alle zu kämpfen – mit der Absicht zu gewinnen», sagte Dubovi gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. «Wir wollen nicht länger verstecken, wer wir wirklich sind. Wir lieben uns einfach, das ist eine ganz normale Sache.»
Gemäss Organisationen vor Ort ist Homophobie in der serbischen Gesellschaft ein grosses Problem, im Allgemeinen haben LGBTIQ-Anliegen einen schweren Stand. «Wir wissen, dass Serbien ein konservatives und patriarchalisches Land ist. Ohne eine schwer bewaffnete Polizei könnte der Prideumzug in Belgrad nicht stattfinden», schreiben Dubovi und Kopunović auf ihrer Crowdfundingseite. Ihr Ziel: Eine Million serbische Dinar (rund 8500 Euro/9350 Franken), um einen Teil der anfallenden Gerichtskosten zu decken. «Wir wollen aber mehr, als einmal im Jahr an einem Umzug mitzulaufen. Wir fordern lediglich die gleichen Rechte, welche die serbische Verfassung anderen zuspricht, darunter Erb- und Eigentumsrechte sowie Versicherungsschutz und Vorsorgevollmacht.»
Ein Sieg vor serbischen Gerichten ist gemäss Arpi Avetisyan, Anwältin bei ILGA Europe, unwahrscheinlich. Höhere Chancen dürften die beiden Frauen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte haben. Dieser urteilte 2015 in einem ähnlichen Fall zugunsten eines gleichgeschlechtlichen Paares aus Italien.
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Seit 2017 steht in Serbien mit Ana Brnabić eine lesbische Frau an der Spitze des Landes. Sie ist die erste Frau und erste offen homosexuelle Person in diesem Amt. Dieses Jahr brachte ihre Partnerin Milica Đurđić einen Jungen zur Welt.
Viele LGBTIQ-Aktivist*innen sehen in der Premierministerin allerdings keine Verbündete und sprachen sich gegen ihre Teilnahme an der Belgrad Pride 2017 aus. Brnabić kam aufgrund mehrerer Aussagen international in die Kritik. So leugnete sie beispielsweise in einem Interview mit der deutschen Welle das Massaker von Srebrenica. 2019 bezeichnete sie Kosovar*innen als «Menschen, die buchstäblich aus dem Wald kommen».
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