Lesbisches Brautpaar abgelehnt: «Begleiten nur heterosexuelle Paare»
Chiara und Rebecca Wüest wollen im Mai heiraten
Sagte erst zu und dann ab: Ein Hochzeitsfotograf aus Chur wollte die Hochzeit von Chiara und Rebecca Wüest nicht fotografieren, weil sie ein lesbisches Paar sind.
Hochzeitsvorbereitungen sind in aller Regel von Vorfreude und positiver Aufregung geprägt. Nicht jedoch im Fall von Chiara und Rebecca Wüest. Nach ihrer standesamtlichen Trauung im Oktober wollen sich die beiden Frauen nun auch im Rahmen eines Festes im Mai das Ja-Wort geben und den Moment fotografisch festhalten lassen. Der Schock kam unerwartet: Von einem Fotografen des Unternehmens Bara Pictures in Chur erhielten die beiden zuerst zuerst eine Zu-, kurz darauf eine Absage.
Die Begründung lieferte das Unternehmen gleich schriftlich: «Wir bei Bara lieben es, Paare an ihrem besonderen Tag zu begleiten, aber wir können nicht alle Paare begleiten, egal wie toll sie sind. Wir begleiten ausschliesslich heterosexuelle Paare, da es viele intime Momente gibt, die wir mit unseren Kameras nicht festhalten wollen», stand in der E-Mail, die Rebecca bei Instagram postete.
«Als wir lasen, was in der Nachricht stand, waren wir schockiert und ausser uns. Das war das Letzte, mit dem wir gerechnet hatten», sagt Rebecca Wüest gegenüber dem Blick. «Natürlich hört man als lesbische Frau hin und wieder dumme Sprüche, aber so was habe selbst ich noch nie erlebt.»
Neben Blick griff auch 20 Minuten die Geschichte über die Erfahrungen der Wüests auf, die in den sozialen Medien eine grosse Welle der Solidarität auslöste. «Wir erleben gerade eine Reizüberflutung», sagt Chiara gegenüber dem Blick. «Auf Instagram haben wir zusammen über 100 Mitteilungen erhalten. Die müssen wir erstmal aufnehmen und verarbeiten. Wir waren schon überrascht, wie gross die Reaktion auf einen Artikel ist. Und wie viele Emotionen eine solche Diskriminierung auslöst.»
Wie Rebecca gegenüber MANNSCHAFT sagt, gab es unter den Kommentaren jedoch auch Vorwürfe: Warum man für eine Hochzeit im Mai so spät dran sei und weshalb man immer gleich zu den Medien rennen müsse. «Viele äussern sich, ohne die Umstände zu kennen», sagt Rebecca. «Unser Hochzeitsfest ist sehr spontan. Ausserdem sind die Medien auf uns zugekommen, wir hätten das niemals erwartet.»
Nachdem Bara Pictures auf Google mehrere negative Bewertungen erhielt, löschte das Unternehmen sein Profil. Es entfernte die negativen Kommentare auch auf Instagram und schränkte die Kommentarfunktion ein. Unter dem obersten Foto entschuldigte sich Bara Pictures: «Es tut uns leid, wenn wir Sie verletzt oder abgelehnt haben. Dies war keinesfalls unsere Absicht. » Für eine Stellungnahme gegenüber den Medien war Bara Pictures nicht erreichbar. Auch MANNSCHAFT hat eine Anfrage zur Stellungnahme abgeschickt.
Chiara und Rebecca prüfen zur Zeit eine Anzeige wegen eines Verstosses gegen das Diskriminierungsgesetz, das seit 1. Juli 2020 in Kraft ist (MANNSCHAFT berichtete). Doch dafür wollen sich die beiden erst gründlich Zeit nehmen und auch die Planung ihres Hochzeitsfestes wieder aufnehmen. Etwas Gutes hat die Geschichte: Viele Fotograf*innen bekundeten ihr Interesse, die Zeremonie zu begleiten und boten dem Paar sogar an, gratis zu arbeiten. «Jetzt müssen wir uns nur noch für einen oder eine entscheiden. Das ist gar nicht so einfach», sagt Chiara.
Mehr: Ramona Bachmann gehört zu den erfolgreichsten Fussballerinnen der Schweiz und steht seit Anfang ihrer Karriere offen zu ihrem Lesbischsein. Mit uns spricht sie über ihren Umgang mit Social Media, über ihr Coming-out und über die Herausforderungen im Frauenfussball (MANNSCHAFT berichtete).
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