«Knock at the Cabin»: Zwei schwule Väter in Gefahr
Ohne grosses Tamtam: Im Thriller spielen Jonathan Groff und Ben Aldridge zwei schwule Väter
Vier Fremde überfallen eine Regenbogenfamilie in einem kleinen Häuschen im Nirgendwo. M. Night Shyamalans Thriller «Knock at the Cabin» ist ab sofort in den Kinos zu sehen.
Normalerweise ist M. Night Shyamalan dafür bekannt, sein Publikum mit unerwarteten Twists zu schockieren. Doch mit seinem neuem Film «Knock at the Cabin» hält der Mann hinter Erfolgsproduktionen wie «The Sixth Sense», «Signs» oder «Split» eine ganz andere Überraschung bereit: einen Mainstream-Gruselfilm mit einem schwulen Paar im Zentrum.
Eric (Jonathan Groff) und Andrew (Ben Aldridge) haben sich samt ihrem siebenjährigen Adoptivtöchterchen Wen (Kristen Cui) für ein paar Urlaubstage in eine entlegene Hütte in der Provinz von Pennsylvania zurückgezogen. Viel Wald, viel Ruhe und kein Handyempfang – so könnte Entspannung funktionieren.
Doch dann stehen plötzlich vier Fremde vor der Tür: der bedrohlich aussehende Wortführer Leonard (Dave Bautista), die nervös wirkende Sabrina (Nikki Amuka-Bird), der aufbrausende Redmond (Rupert Grint) sowie die selbstsicher auftretende Adriane (Abby Quinn). Mit seinen improvisierten Waffen verschafft sich das Quartett Zutritt und überwältigt die Kleinfamilie, doch was sich hier abspielt, ist kein gewöhnlicher Raubüberfall.
Viel mehr möchte man eigentlich an dieser Stelle über die Handlung kaum verraten. Selbst wer die Romanvorlage «Das Haus am Ende der Welt» des (übrigens heterosexuellen) Autors Paul G. Tremblay kennt, weiss längst nicht alles über diese Geschichte, denn Shyamalan hat nicht zuletzt das Ende erheblich verändert.
Dass hier von einer Regenbogenfamilie erzählt wird, ohne dass daraus auf Plot-Ebene noch in der Marketing-Kampagne zum Film eine riesige Sache gemacht wird, erfüllt den Regisseur mit Stolz, wie er uns im Interview verriet: «In dem Punkt habe ich mich am Buch orientiert und musste darüber auch gar nicht lange nachdenken. Hier geht es um eine glückliche Familie und eine grosse Liebesgeschichte, und mit beidem habe ich mich auf Anhieb identifiziert. Und dem Publikum scheint es genauso zu gehen, wenn ich mir die ersten Reaktionen so ansehe. Das ist doch wundervoll! Geschlecht und Gender-Identitäten spielen für die Handlung keine Rolle, also warum sollten wir viel Aufhebens darum machen?!»
Hier und da erzählt «Knock at the Cabin» durchaus von ein bisschen queerer Alltagsrealität: In Rückblenden auf Erics und Andrews Beziehung etwa geht es um Homophobie – sowohl in der Gesellschaft allgemein als auch innerhalb der eigenen Familie – oder um die Schwierigkeiten eines gleichgeschlechtlichen Adoptionsverfahrens.
Umso bedauerlicher ist es, dass man gleichzeitig zwar viel Liebe für die gemeinsame Tochter, aber nie einen Kuss oder andere Intimität zwischen den beiden Vätern sieht. Die Neunziger haben angerufen und wollen ihre verschämte Züchtigkeit zurück (die sich vermutlich eben doch einem vorauseilenden Gehorsam vor möglichen Berührungsängsten eines Hetero-Publikums verdankt).
Das grössere Problem des Films ist allerdings, dass er trotz viel Bedrohlichkeit (und erstaunlich wenig im Bild stattfindender Brutalität) nie so wirklich in den höchsten Gang schaltet. Irgendwie hätte man sich ein bisschen mehr Spannung gewünscht – und vielleicht doch auch die eine oder andere zusätzliche überraschende Wendung. Daran, dass es eine Freude ist, einen solchen psychologisch-apokalyptischen Horrorthriller mit diesen Protagonisten zu sehen, ändern solche Einwände allerdings nichts. Zumal Groff und Aldridge in den Hauptrollen erwartbar sehenswert sind und vor allem Queer-Ally Dave Bautista schauspielerisch auftrumpft wie selten.
In «Looking» spielte Groff den schwulen Patrick, der mit seinen Gefühlen für Kevin (Russell Tovey) und Richie (Raúl Castillo) hin- und hergerissen ist (MANNSCHAFT berichtete).
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