Pro-LGBTIQ-Journalist Grant Wahl stirbt in Katar

Der Amerikaner hatte bei der WM für die Rechte der Community demonstriert

Journalist Grant Wahl in Doha (Foto: FIFA/dpa)
Journalist Grant Wahl in Doha (Foto: FIFA/dpa)

Die Fussball-Welt trauert um den US-Journalisten Grant Wahl. Er starb in der WM-Viertelfinalnacht in Doha. Sein schwuler Bruder erhebt schwere Vorwürfe.

Vor ein paar Tagen hatte Grant Wahl mit einer goldenen Miniatur des WM-Pokals in der Hand neben Altstar Ronaldo in die Kamera gelächelt. Gemeinsam mit anderen Journalisten war der US-Amerikaner bei der Weltmeisterschaft in Katar für die Berichterstattung bei seiner achten WM-Endrunde geehrt worden. Sein Tod in der Nacht zum Samstag schockte die Fussball-Welt, Wahl war während des Viertelfinales zwischen Argentinien und den Niederlanden auf der Medientribüne des riesigen Lusail Stadions zusammengebrochen.

Seine Frau Céline Gounder schrieb auf Twitter, sie stehe unter Schock. Der US-Fussballverband erklärte auf seinem Twitter-Account: «Der ganzen US-Fussballfamilie ist das Herz gebrochen, als wir vom Verlust von Grant Wahl erfuhren.»

Wie Journalisten der Deutschen Presse-Agentur berichteten, wurde Wahl auf der Tribüne schnell von Rettungskräften versorgt, die mit lebensrettenden Massnahmen begannen. Laut WM-Organisationskomitee wurden diese auf der Fahrt ins Hamad General Hospital fortgesetzt, in der Nacht kam die Nachricht, Wahl sei im Alter von 48 Jahren gestorben.

Der Sprecher des US-Aussenministeriums, Ned Price, schrieb auf Twitter, die Regierung habe mit grosser Betroffenheit vom Tod Wahls erfahren. «Wir arbeiten mit hochrangigen katarischen Beamten zusammen, um sicherzustellen, dass die Wünsche seiner Familie so zügig wie möglich erfüllt werden.» FIFA-Präsident Gianni Infantino kondolierte in einer Stellungnahme und schrieb, er habe mit «Unglauben und grosser Traurigkeit» auf die Nachricht reagiert. «Seine Liebe zum Fussball war immens», schrieb Infantino über Wahl.

Der renommierte Autor hatte am Freitagabend kurz vor der Verlängerung noch zum 2:2-Ausgleich der Niederländer getwittert: «Ein unglaublicher Treffer nach einer Standardsituation.» Die Argentinier hatten sich schliesslich mit 4:3 im Elfmeterschiessen durchgesetzt.

Vor dem Vorrunden-WM-Spiel USA gegen Wales am 21. November war Wahl eigenen Angaben zufolge für 25 Minuten von Sicherheitskräften festgehalten worden, weil er ein T-Shirt in Regenbogenfarben trug, um seine Unterstützung für die LGBTIQ-Community zu demonstrieren (MANNSCHAFT berichtete).

Wahls Bruder Eric äusserte nun die Vermutung, dass der renommierte Autor deshalb tot sei. «Mein Name ist Eric Wahl. Ich wohne in Seattle, Washington. Ich bin der Bruder von Grant Wahl. Ich bin schwul», sagt er in einem Video, das er auf seinem Instagram-Account veröffentlicht, wie das Magazin Blick berichtet. «Ich bin der Grund, warum er das Regenbogen-T-Shirt bei der Weltmeisterschaft getragen hat. Mein Bruder war gesund. Er hat mir erzählt, dass er Todesdrohungen erhalten hat. Ich glaube nicht, dass mein Bruder einfach so gestorben ist. Ich glaube, er wurde umgebracht. Und ich bitte einfach um jede Hilfe.»

In Katar ist Homosexualität gesetzlich verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. Amnesty International hatte geurteilt, dass Frauen sowie lesbische, schwule, bisexuelle, trans und inter Menschen «sowohl durch Gesetze als auch im täglichen Leben weiterhin diskriminiert» würden (MANNSCHAFT berichtete).

Grant Wahl hatte indes in den vergangenen Tagen im Internet geschrieben, er sei gesundheitlich angeschlagen. Laut Nachrichtenagentur AP schrieb er am Montag, er sei in einem Krankenhaus gewesen, weil ihn sein Körper im Stich gelassen habe. «Drei Wochen mit wenig Schlaf, viel Stress und viel Arbeit können einem das antun», schrieb Wahl. Covid habe er nicht gehabt.

Im Krankenhaus sei ihm gesagt worden, dass er wahrscheinlich an einer Bronchitis erkrankt sei. «Sie gaben mir ein Antibiotikum und einen starken Hustensaft, und ein paar Stunden später geht es mir schon etwas besser. Aber trotzdem: Nicht gut.»

Wahl hatte unter anderem für «Sports Illustrated» und den Sender CBS gearbeitet, aus Katar berichtete er über seine eigene Internetseite.

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