In Wien zerreissen Corona-Demonstrant*innen die Regenbogenfahne
Politiker verurteilten die Aktion
Bei der gestrigen Demonstration gegen die Corona-Massnahmen in Wien zerrissen Aktivist*innen vor versammeltem Publikum eine Regenbogenfahne und bezeichneten die LGBTIQ-Community als «Kinderschänder».
Ein Ableger der Initiative «Querdenken» organisierte am 5. September in Wien eine Demonstration gegen die Corona-Massnahmen. Dabei soll es auf einer Bühne zu Hetze gegen die LGBTIQ-Community gekommen sein. Demonstrant*innen zerrissen unter tosendem Applaus die Regenbogenfahne. Dies geht aus einem Video hervor, das zurzeit in den sozialen Netzwerken die Runden macht.
«Der Tourismus liegt am Boden, zertrümmert und zerstört»
Daraufhin richtet sich eine Aktivistin am Mikrofon direkt an die LGBTIQ-Community: «Ihr seid kein Teil unserer Gesellschaft!», rief sie. «Wir müssen unsere Kinder vor Kinderschändern schützen. Wir alle sind dafür verantwortlich.» Auch diese Worte ernten Applaus vom Publikum. In welchem Rahmen die Aktion an der Corona-Demonstration stattgefunden hat, ist nicht klar. Wie die Polizei Wien am Samstag mitteilte, sei ihr das Video bekannt. Man habe das Video an die zuständige Stelle weitergeleitet.
Diversen Medien zufolge handelt sich bei der Aktivistin um Jennifer Klauninger, die sich in den vergangenen Monaten bereits mehrmals an den Protesten in Österreich gegen die Corona-Massnahmen ausgesprochen hatte. In einem Interview im Mai hatte sie die Gesichtsmaske als «Maulkorb» bezeichnet und einen Boykott angekündigt.
Einer der anderen Aktivisten, der die Regenbogenfahne zerriss, soll Manuel Mittas sein, der im Internet Verschwörungstheorien verbreitet, unter anderem zum 11. September 2001. In einem neuen Video erklärt er die Aktion mit der Regenbogenfahne, die er als «klares Pädophilen- oder Kinderschändersymbol» bezeichnet. Nachdem ein Mann die Fahne auf die Bühne gebracht habe, seien er und Klauninger «geistesgegenwärtig» gewesen und hätten die Fahne zerrissen. Der Mann habe nicht gewusst, wofür die Fahne stehe, und so habe man das Ganze «friedvoll» lösen können.
Mehrere Wiener Politiker*innen äusserten sich in den sozialen Netzwerken über den Vorfall. Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) richtete sich via Twitter an die LGBTIQ-Community: «Ihr seid Teil unserer Gesellschaft – egal wen ihr liebt! Was kein Teil unserer Gesellschaft ist, sind Hass und Hetze! Meine Solidarität gilt der gesamten LGBTIQ-Community. Ich verurteile jeden Angriff auf sie aufs Schärfste.»
Der deutsche Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wurde am vergangenen Wochenende homophob beschimpft, nachdem er nach einem Wahlkampfauftritt in Bergisch Gladbach mit aufgebrachten Corona-Aktivist*innen sprechen wollte (MANNSCHAFT berichtete). Als die Regenbogenfahne auch an einer Corona-Demonstration in Berlin geschwenkt wurde, sagte er im «Heute Journal» von ZDF: «Was mich echt beschäftigt, ist, dass die Regenbogenflagge, die Flagge von Freiheit, Recht, Emanzipation der Schwulenbewegung, auf der gleichen Demo wie die Reichsflagge ist und die Nazi-Symbole – da fragt man sich schon, was ist da los?»
Das könnte dich auch interessieren
Kurznews
Berliner Polizei rät Queers in bestimmten Gegenden zu mehr Vorsicht
Viele Menschen jüdischen Glaubens sagen, dass sie bestimmte Berliner Gegenden nicht mit sichtbaren Symbolen betreten, Queers agieren ähnlich. Polizeipräsidentin Barbara Slowik spricht von nötiger Wachsamkeit.
Von Newsdesk/©DPA
Polizei
Furry Fandom
Unterwegs in Ulm: Als Furry durch die Nacht
Jayden und Patrik sind Furries. In ihrer Freizeit schlüpfen sie in Tierkostüme und verhalten sich entsprechend ihrer Furry-Charaktere. Einblicke in eine Szene, die noch relativ unbekannt ist.
Von Newsdesk/©DPA
Queer
Deutschland
TIN
Community
Schutzhäuser für Queers: Nur nicht kleben bleiben
Vor ein paar Monaten wurde in Zürich das Haven99, das erste Deutschschweizer Haus für LGBTIQ, eröffnet. Die Casa Resistencias, eine analoge Institution in Rio de Janeiro, existiert bereits seit zwei Jahren.
Von Cesare Macri
LGBTIQ-Organisationen
Schweiz
Elternschaft
Neues Gesetz: Italien verbietet Auslands-Leihmutterschaften
In Italien kann jetzt auch bestraft werden, wer ein Kind von einer Frau anderswo auf der Welt austragen lässt. Mehr als 50 Paare wollen sich das nicht gefallen lassen.
Von Newsdesk/©DPA
News
Regenbogenfamilie
International