Ian McKellen bedauert, seinem Vater nie gesagt zu haben, dass er schwul ist
Der Schauspieler ist überzeugt, sein Vater hätte ihn nie verurteilt, sondern hundertprozentig unterstützt
Sir Ian McKellen bedauert, dass er seinem Vater Dennis nie gesagt hat, dass er schwul ist. Das erzählte er diese Woche dem Journalisten Amol Rajan in einem 59-minutigen TV-Interview für BBC Two.
Der «Herr der Ringe»- und «X-Men»-Star hatte eine glückliche Nachkriegskindheit in Wigan, in der Nähe von Manchester, sagt er. Es habe nur eins gefehlt: «Ich hatte (mit meinem Vater) nie genügend Gespräche über Dinge, die wirklich wichtig sind.»
Der heute 83-jährige Schauspieler verlor seine Mutter mit zwölf. Mit seinem alleinerziehenden Vater habe er in den Folgejahren nie über seine Sexualität gesprochen, auch wenn er sich rückblickend wünscht, das getan zu haben.
Sein Vater habe bei seinem allerersten Bühnenauftritt im Londoner West End im Publikum gesessen. McKellen spielte damals das Stück «A Scent of Flower» – drei Wochen später starb Dennis McKellen bei einem Autounfall.
Sein Sohn wurde kurz danach Mitglied des berühmten Old-Vic-Ensembles, wo er Rollen wie Richard II von Shakespeare übernahm und auch in Marlowes Gay Classic «Edward II» mitspielte. Danach entfaltete sich seine Karriere schnell, auch auf der Leinwand neben Meryl Streep und vielen anderen.
Coming-out 1988 im Radio McKellen hatte sein Coming-out dann 1988 in einem anderen Interview mit dem britischen Radiosender BBC (MANNSCHAFT berichtete darüber). Er sagt heute, dass er sich sicher sei, sein Vater hätte ihn hierbei zu hundert Prozent unterstützt: «Es ist unvorstellbar für mich, dass er nicht mit der Tatsache klargekommen wäre, dass sein Sohn schwul ist, obwohl ich nicht glaube, dass wir irgendwelche schwulen Freunde hatten oder dass er darüber nachgedacht hätte oder es irgendeine Auswirkung auf sein Leben gehabt hätte.»
Und weiter: «Deshalb wäre es wahrscheinlich eine Art Überraschung für ihn gewesen, aber es hätte keine moralische Verurteilung gegeben.»
Sein Vater hätte ihn sicher genau als die Person akzeptiert und geliebt, die er sei. «Genau wie es meine Schwester getan hat», fügt McKellen im Gespräch mit Rajan hinzu.
Seine fünf Jahre ältere Schwester Jean war tragischerweise bereits 2003 verstorben. Im Gegensatz zu seinem Vater habe ihr der Star allerdings von seiner Homosexualität erzählt. «Sie meinte ‹Oh, ich wünschte, du hättest es mir vor einigen Jahren gesagt, weil ich immer mit dir darüber reden wollte›.» (MANNSCHAFT berichtete, dass die Regierung in London alle Gerichtsurteile aus der Vergangenheit wegen Homosexualität aufheben will.)
Sichtbarkeit für ältere Schwule Die Entwicklung in Grossbritannien in Bezug auf LGBTIQ sieht er mit grosser Freude, denn heute seien homosexuelle Menschen als Freunde, Verwandte und auch Schauspieler*innen allgemein akzeptiert. Dass das lange nicht so war, erfülle ihn mit «tiefem Bedauern»: «Früher gab es eine tiefsitzende Homophobie, eine Angst und Verdächtigung von homosexuellen Menschen, basierend auf purem Unwissen.»
Ab 2013 sorgte McKellen zusammen mit Derek Jacobi für mehr Sichtbarkeit von älteren schwulen Männern mit der britischen Serie «Vicious», wo er in zwei Staffeln (und einem Weihnachtsspecial) mit Jacobi als Lebenspartner Szenen aus dem Alltag einer LGBTIQ-Generation spielte, die man gemeinhin selten in Mainstream-Medien sieht, oft auch nicht in queeren Medien. Iwan Rheon als sexy (aber dummer) Nachbar Ash hatte damals – parallel zu seiner «Game of Thrones»-Karriere – eine memorable Nebenrolle. (MANNSCHAFT berichtete darüber, dass es nach dem Corona-Lockdown in Grossbritannien deutlich mehr Übergriffe gegen LGBTIQ gab.)
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