Homophober Kardinal George Pell gestorben
Eine Anerkennung homosexueller Partnerschaften fand er «irrig»
Als Finanzchef war George Pell jahrelang die Nummer drei im Vatikan. Die Verurteilung wegen Kindesmissbrauchs sendete 2019 Schockwellen in den Kirchenstaat – doch der Prozess nahm ein überraschendes Ende. Nun ist der Geistliche im Alter von 81 Jahren gestorben.
Der australische Kardinal George Pell ist tot. Pell, der 81 Jahre alt wurde, sei in Rom gestorben, teilte der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, in der Nacht auf Mittwoch auf seiner Facebook-Seite mit. Das Erzbistum bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Authentizität der Mitteilung.
Pell war als Finanzchef unter Papst Franziskus jahrelang die Nummer drei im Vatikan und der ranghöchste Geistliche in der Geschichte der katholischen Kirche, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde. Im Jahr 2020 wurde Pell jedoch im Berufungsverfahren nach rund 13 Monaten Haft freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen.
Bei Twitter erinnerten zahlreiche User*innen an seine mutmasslichen Opfer.
Bis zuletzt hatte Pell dagegen gewettert, an der katholischen Sexualethik zu rütteln und u.a. den deutschen Kardinal Hollerich angegriffen, weil der erklärt hatte, dass die «soziologisch-wissenschaftliche Grundlage» der kirchlichen Lehre zur Homosexualität «nicht mehr stimme». Anlass war die Aktion #OutinChurch, bei der sich vor einem Jahr 125 Mitarbeiter*innen der katholischen Kirche als queer outeten. «Ich denke, es ist an der Zeit, die Doktrin grundlegend zu überarbeiten», hatte Hollerich gesagt.
Ähnlich hatte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, geäussert. Homosexuelle Beziehungen seien in Ordnung, sofern Treue und Verantwortung gegeben seien. «Die Beziehung zu Gott wird dadurch nicht beeinträchtigt.»
Als Reaktion darauf hatte Kardinal Pell laut Nachrichtenagentur CNA die Glaubenskongregation gebeten, «einzugreifen und ein Urteil zu fällen» über jene homofreundlichen Äusserungen. Die Positionen von Hollerich und Bätzing nannte er «irrig» und im Widerspruch zur «jüdisch-christlichen Lehre über homosexuelles Verhalten».
Medienberichten unter Berufung auf Pells Privatsekretär zufolge starb der Kardinal am Dienstagabend in der italienischen Hauptstadt nach einer Routineoperation.
Franziskus hatte Pell 2014 zum Präfekten des Wirtschaftssekretariats ernannt, um die Finanzen des Vatikans zu sanieren. Pell machte Karriere in der katholischen Kirche, obwohl es viele Jahre vor dem Gerichtsverfahren Missbrauchsvorwürfe gegen ihn gab. Der spezifische Fall reichte bis 1996/97 zurück. Damals war Pell gerade Erzbischof von Melbourne geworden.
Geboren wurde Pell am 8. Juni 1941 im australischen Ballarat. Im Jahr 1966 wurde er zum Priester geweiht, 1987 zum Weihbischof der Erzdiözese Melbourne gewählt. In dem Jahr erhielt er auch die Bischofsweihe.
Erzbischof Fisher schrieb auf Facebook, die Nachricht des Todes von Pell «ist für uns alle ein grosser Schock». Er bat um Gebete für den Verstorbenen.
Papst Benedikt XVI ist tot: Der gebürtige Bayer starb am Silvester-Tag im Alter von 95 Jahren im Vatikan (MANNSCHAFT berichtete)
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