Homophobe Gewalt in Zürich: Polizeivorsteherin weist Vorwürfe zurück
«Zürich tut sehr viel für Homosexuelle», sagte Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart gegenüber der NZZ.
In Zürich kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Angriffen auf Schwule (MANNSCHAFT berichtete). Karin Rykart weist nun den Vorwurf, die Polizei würde die Gewalt nicht genug ernst nehmen, in einem NZZ-Interview entschieden zurück.
«Zürich tut sehr viel für Homosexuelle», sagt Karin Rykart gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung. Im am gestrigen Samstag publizierten Interview verweist die Zürcher Sicherheitsvorsteherin dann auf Regenbogenflaggen an Amtshäusern und auf das Label, das die Stadt Zürich als LGBT-freundliche Arbeitgeberin ausweist. Die Übergriffe mit homophobem Hintergrund machten ihr Sorgen. Den Vorwurf, dass die Polizei Gewalt gegenüber Schwulen nicht genug ernst nehme, weist Rykart entschieden zurück.
Zwei Angriffe auf trans Personen in Berlin
Erhöhung der Fusspräsenz «Dass es in der Community brodelt, kann ich nachvollziehen. Bei den Gesprächen in einem Schwulenklub habe ich gespürt, dass die Leute Angst haben», sagt Karin Rykart weiter. Die Sicherheitsvorsteherin habe sich inzwischen mit Marco Uhlig, dem Betreiber des «Heaven», zu einem Gespräch getroffen. Dieser kritisierte nach den Übergriffen, die sich alle in der Nähe seines Klubs ereigneten, die schwache Polizeipräsenz. «Er konnte uns zum Beispiel sagen, ab welcher Zeit es heikel wird, welche Leute im Klub verkehren und wie die Community organisiert ist», sagt Rykart.
Nach dem brutalen Angriff an Silvester habe die Polizei die Fusspräsenz im Niederdorf erhöht. Dass die Polizist*innen in der ganzen Stadt besser sichtbar und ansprechbar werden, sei für sie ein grosses Anliegen.
«Ein gesellschaftliches Problem» Den Grund für die Zunahme an homophoben Gewalttaten kann Rykart nicht abschliessend identifizieren. «Es hat mit Alkohol zu tun, aber natürlich nicht nur.»
Dass der neue Hass auf Schwule mit der Zuwanderung aus «machoiden Kulturen» zu tun habe, lässt die Grüne-Politikerin nicht gelten. «Homophobie allein mit dem Migrationshintergrund zu erklären, wäre mir zu einfach», sagt Karin Rykart.
Auch wenn der Ausländeranteil bei diesen Straftaten höher sei als der Anteil an der Gesamtbevölkerung, seien Ausländer*innen nicht per se schwulenfeindlicher als Schweizer*innen. Die Nationalität sei nicht der Grund dafür, dass jemand Schwule verprügelt. Homophobie sei ein gesellschaftliches Problem und die Prävention müsse schon in der Schule anfangen.
Kapituliert Zürcher Polizei vor Hassgewalt gegen LGBTIQ?
Statistische Erfassung sei «Gratwanderung» Ein in letzter Zeit oft genanntes Anliegen im Kampf gegen Hassgewalt ist die statistische Erfassung dieser Straftaten (MANNSCHAFT berichtete). Die Polizei hat vom Zürcher Stadtparlament den Auftrag erhalten, homophobe Delikte künftig als solche zu erfassen. Für Rykart sei dies keine leichte Aufgabe: «Es ist eine Gratwanderung.»
Es sei wichtig, dass man endlich mal konkrete Zahlen habe. Doch die Polizei könne nicht aktiv nachfragen, ob das Opfer angegriffen worden sei, weil es schwul ist. Anders sei die Situation, wenn dies jemand bei der Anzeige von sich aus erzählt.
Für die Umsetzung des parlamentarischen Vorstosses habe die Polizei eine Frist von zwei Jahren. «Ich hoffe aber, dass es schneller geht.»
Der «Heaven Club» hat mittlerweile selbst auf die Gewalttaten reagiert und sogenannte «Awareness Teams» auf die Beine gestellt. Diese patrouillieren seit letztem Wochenende in der Nähe des Klubs und melden Auffälligkeiten per Funk an das Sicherheitspersonal. Auch könnten sie unter Umständen die Täter*innen fotografieren und so wichtiges Beweismaterial sammeln.
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