Deutsche AIDS-Hilfe startet 2. Staffel #wissenverdoppeln
Dass HIV unter Therapie nicht übertragbar, ist immer noch zu wenig bekannt
Die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) startet wenige Tage vor dem Welt-AIDS-Tag ihre zweite Staffel der Kampagne #wissenverdoppeln. Dass man sich unter Therapie nicht mit HIV anstecken kann, ist noch längst nicht bei allen angekommen.
Manchmal dauere es, bis die Öffentlichkeit von Sensationen Notiz nehme, heisst es in einer Presseerklärung der DAH. Das gelt auch für medizinische Möglichkeiten, die mittlerweile bei HIV bestehen. Immerhin: Die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland sinkt weiter (MANNSCHAFT berichtete).
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«Menschen mit HIV können längst leben wie alle anderen. Die Medikamente erhalten die Gesundheit. Und mehr noch: HIV ist unter Therapie nicht übertragbar. Diese wissenschaftliche Tatsache kennen aber nur 10 Prozent der Bevölkerung, ergab eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 2017.»
Mit der Kampagne #wissenverdoppeln will die DAH dafür sorgen, dass alle Menschen Bescheid wissen. Dafür sorgen Anzeigenmotive in Zeitungen und Zeitschriften sowie das Fahrgastfernsehen im öffentlichen Nahverkehr von Berlin, Dresden, Leipzig und München.
«Dieses Wissen erleichtert Menschen mit und ohne HIV», sagt Winfried Holz vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe. «Es nimmt unnötige Ängste vor einer HIV-Übertragung und wirkt damit auch Zurückweisung und Tabubildung entgegen. Die Botschaft zum Welt-AIDS-Tag lautet: Entspannt euch! Einem selbstverständlichen Zuammenleben steht nichts im Wege.»
Mit HIV anstecken? Nicht unter Therapie Die HIV-Therapie verhindert die Vermehrung des Virus im Körper und verhindert eine Übertragung zuverlässig, wenn im Blut dauerhaft keine HI-Viren mehr nachweisbar sind. HIV ist dann auch beim Sex ohne Kondom nicht übertragbar. Im Alltag ist eine Übertragung ohnehin nicht möglich.
Die mit Bundesmitteln geförderte Kampagne #wissenverdoppeln sei letztes Jahr sehr erfolgreich gestartet: Mehr als eine Million Menschen hätten die Videos im Social Web angesehen
In diesem Jahr illustrieren vier neue Kampagnengesichter die Botschaft. Rebecca (35) berichtet als Partnerin eines HIV-positiven Mannes. Sie erzählt, wie sie Schritt für Schritt alte Vorstellungen vom Leben mit HIV überwunden hat. Sie sagt: „HIV verursacht immer noch so viel Angst und Einsamkeit. Das würde verschwinden, wenn es mehr Wissen gäbe und alle wüssten, dass man damit umgehen kann.»
Marcel (29) erzählt über die Beziehung mit seiner Freundin: «Dank meiner Medikamente müssen wir uns wegen einer HIV-Übertragung keine Sorgen machen. Das ist eine riesige Erleichterung für uns.» Christoph (42), ein HIV-positiver schwuler Mann aus Berlin: «Dank meiner Therapie kann ich Sex ohne Kondom haben – ohne schlechtes Gewissen und ohne Angst.»
Der Pfarrer Feret Pokos spricht in seiner freikirchlichen Gemeinde in Braunschweig auch über Sexualität und HIV. Seine Erfahrung: „Diese erleichternde Botschaft kann in afrikanischen Gemeinden eine grosse Wirkung entfalten, nicht nur für die Menschen, die selbst mit HIV leben.»
Mittlerweile gibt es etliche Prominente, die offen zu ihrer HIV-Infektion stehen – wie die Rugby-Legende Gareth Thomas (MANNSCHAFT berichtete).
Dass HIV unter Therapie nicht übertragbar ist, beweisen mittlerweile mehrere grosse Studien. Beobachtet wurden Tausende gemischt HIV-positiv-negative Paare, die über 100.000 Male auf Kondome verzichteten, ohne dass es zu einer Übertragung kam. So trage laut DAH „Schutz durch Therapie» heute zu einer erfüllten Sexualität ohne Ängste bei.
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Zwar habe noch nie die Gefahr bestanden, sich bei der Zusammenarbeit, über eine gemeinsam benutzte Toilette oder das geteilte Trinkglas zu infizieren. Ängste davor gebe es aber trotzdem noch immer, wie auch die BZgA-Umfrage zeige. Wenn nun selbst beim Sex keine Übertragung mehr möglich sei, sei die Vorstellung eines Risikos im Alltag wirklich nur noch abwegig.
Die Effekte dieses Wissens reichen weit über das persönliche Wohlbefinden hinaus: Wenn Angst abnimmt, fällt auch das Reden über HIV leichter. Das Wissen, dass eine frühzeitige Therapie ermöglicht zu leben wie alle anderen Menschen, kann zum Test motivieren. Das ist wichtig, weil viele Menschen aus Angst vor Krankheit und Diskriminierung vor dem HIV-Test zurückschrecken. Ein frühzeitiger Test ebnet aber eben den Weg zur wirkungsvollen Therapie.
«Wissen ist gesund», so DAH-Vorstand Winfried Holz. «Wir wollen das Wissen verdoppeln, bis alle Bescheid wissen. Dass HIV unter Therapie nicht übertragbar ist, sollte heute zur Allgemeinbildung gehören.»
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