Heidelberg feiert die Ehe für alle: 44 Paare sagen Ja
Ehe für alle im ganz großen Stil: Es waren insgesamt 44 schwule und lesbische Paare, die sich bei einer einzigartigen Hochzeitszeremonie im Ballsaal der Heidelberger Stadthalle am Sonntag das Ja-Wort gegeben haben. Darunter auch Michael und Rolf, die unser Titelbild zeigt: seit 2001 zusammen, seit 2010 verpartnert.
Verpartnert waren auch die anderen 43 Paare bereits. Seit 2001 wurden in Heidelberg 312 Homopaare verpartnert, bei 37 davon hat Bürgermeister Wolfgang Erichson die Verpartnerung selber durchgeführt. Zu diesen Anlässen trägt er gerne eine Regenbogenschärpe – so auch am Sonntag.
Es ist ein Sieg und ein Triumph
„Es ist ein Sieg und ein Triumph, wenn 2017 auch endlich hierzulande Lesben und Schwule eine Ehe eingehen können, die der zwischen Heterosexuellen gleichgestellt ist”, sagte der Bürgermeister für Integration. Der offen schwule Politiker hielt zunächst die Traurede, dann heiratete er selbst seinen Partner.
„Viele von uns haben je nach Lebensalter erleben dürfen, was es für ein langer Weg bis zum heutigen Tage war, und ich glaube, es ist gerade auch für die Jüngeren unter uns wichtig, einen Blick zurückzuwerfen“, sagte Erichson in seiner Rede und gab einen Überblick zur Geschichte der Homosexuellenverfolgung in Deutschland.
Niemanden ist es gelungen, uns unsere Würde zu nehmen und unser Recht, so zu leben, wie wir es für richtig erachten.
„Man hat uns für unsere Art zu leben, ermordet (ich denke an Bürgerrechtler Harvey Milk und die Menschen in 13 Ländern der Welt, in denen auf Homosexualität die Todesstrafe steht). Man sperrt uns für unsere Art zu leben ein, denn in 72 Ländern der Welt wird Homosexualität kriminalisiert, davon in 45 Staaten. Man hat uns verprügelt, verleumdet und diskriminiert. Aber niemanden ist es gelungen, uns unsere Würde zu nehmen und unser Recht, so zu leben, wie wir es für richtig erachten.“
Ehe für alle – 88 Ja-Worte
Anlass für die große Hochzeitsfeier war das am 1. Oktober in Kraft getretene Gesetz zur Ehe für alle. Heidelberg hatte daraufhin 321 gleichgeschlechtliche Paare angeschrieben, die ihre Partnerschaft seit der Einführung der Lebenspartnerschaften 2001 hatten registrieren lassen. 44 Paare nahmen das Angebot an, diese Eingetragene Lebenspartnerschaft jetzt in eine Ehe umzuwandeln.
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