Neuer Lehrer bei «Heartstopper»: Wer ist dieser Mr. Farouk?
Achtung: Dieser Artikel enthält Spoiler!
Jetzt, da die meisten Fans die lang erwartete zweite Staffel von «Heartstopper» zu Ende geschaut haben dürften, drängt sich bei vielen die Frage auf: Wer ist der Darsteller der einzig echten neuen Figur in diesem Serien-Universum – der rabiat durchgreifende Lehrer Youssef Farouk?
Im Zentrum der zweiten Staffel steht bekanntlich eine Reise der Schüler*innen der Truham-Oberschule nach Paris. Und was da genau zwischen Nick und Charlie sowie allen anderen passiert, dürfte kaum jemanden ernsthaft überrascht haben. Schliesslich folgt die Serie sehr genau der Graphic-Novel-Vorlage von Alice Oseman, die schon vor Jahren veröffentlicht wurde (MANNSCHAFT berichtete).
Während also zwischen den bereits bekannten Charakteren das Beziehungsgeflecht weiterentwickelt wird, taucht in Staffel 2 (genau wie in den Büchern) eine neue Figur in grösserem Umfang auf: der Naturwissenschaftslehrer Youssef Farouk, der die Schüler*innen auf ihre Abschlussprüfung vorbereitet. Und zwar mit harter Hand, im notorischen Stil des Herrn Müller aus der deutschen Filmkomödie «Fack ju Göhte». Nur dass der Humor hier dadurch entsteht, dass Nima Taleghani die Rolle todernst spielt, also komplett anders als Elyas M’Barek. Und dass Taleghani im maximalen Kontrast zu seinem «verständnisvollen» Lehrerkollegen Mr. Ajayi (gespielt von Fisayo Akinade) dadurch die Lacher auf seiner Seite hat.
Die Sache mit dem vollgekotzen Bett In der Serienfassung ist Mr. Farouk optisch markant anders besetzt als in der gezeichneten Oseman-Vorlage: Der Lehrer trägt Vollbart. Taleghanis Schauspielagentur listet ihn unter «Ethnicity» als «Middle Eastern». Auf der Fan-Page zu den Graphic Novels wird die Figur selbst als «Arab» beschrieben. Er läuft in der Serie mit einem Holzstock durchs Klassenzimmer, der ein Lineal sein könnte, aber teils wie ein Schlagstock wirkt und auch eingesetzt wird, was maximale Strenge und Härte suggeriert. Auch eine gewisse Gefährlichkeit, nach dem Motto: «Leg‘ dich mit mir bloss nicht an!» Dieses von manchen vielleicht als rassistisch empfundene Stereotyp wird aber gekonnt durchbrochen in der Verfilmung, weil Mr. Farouk natürlich nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Das wird klar, als er widerwillig an der Paris-Reise teilnimmt, als Aufsichtsperson zusammen mit Mr. Ajayi. Beide teilen sich ein Hotelzimmer während des Ausflugs. Beide verbringen zwangsläufig Zeit miteinander im Louvre oder auf dem Montmartre. Beide müssen mit den Dramen der Schüler*innen umgehen, etwa wenn Darcy ihnen das Bett vollkotzt, weil sie zu viel getrunken hat – und dann nur noch ein Bett zum Schlafen übrigbleibt.
Dass Mr. Ajayi als einfühlsamer Mentor von Charlie aus Staffel 1 schwul ist, ist bekannt. Wie das mit ihm und Mr. Farouk in Staffel 2 funkt, ist fast das Spannendste am Fortgang der Geschichte. Nicht, dass ihre Beziehung in irgendeiner Form überraschend wäre (es ist schliesslich ein Alice-Oseman-Plot, wo alle irgendwie zueinanderfinden). Aber wie Taleghani und Akinade das spielen, gibt Staffel 2 einen echten Kick.
«Good Cop, Bad Cop» Und während die Teenager sich viel umarmen und küssen und verliebt anschauen, aber für «mehr» (noch) nicht bereit zu sein scheinen, geht es bei den Erwachsenen ganz unkompliziert zur Sache. Was dann erst anschliessend die komplizierten Frage aufwirft: Wie verhalten sie sich nach dem spontanen One-Night-Stand in der One-Bed-Situation zueinander, wenn sie zurückkehren nach England und zum Schulalltag und zum Abschlussball («Prom»)?
Britische LGBTIQ-Magazine wie Attitude haben Taleghani und Akinade als Mr. Farouk und Mr. Ajayi bereits als neues Traumpaar aufs Cover gehoben, unter der Überschrift «Nima Taleghani and Fisayo Akinade: the good cop, bad cop dynamic duo».
Aber wenn man zu Taleghani weitere Informationen sucht, ist es schwer, welche zu finden. Obwohl der 1,73 Meter grosse Schauspieler seit Jahren erfolgreich im Geschäft ist, vor allem im Bereich Theater. Aber einer wirklichen Weltöffentlichkeit wurde er erst jetzt durch «Heartstopper 2» bekannt. Taleghani lebt, laut seiner Agentur, im Nordlondoner Stadtteil Harringay, in der Nähe von Finsbury Park. Er ist seit 2016 in verschiedenen Filmen und TV-Serien aufgetreten, u.a. in «90 Minutes» oder «Hatton Garden».
Live-Übertragungen aus dem National Theatre Auf seinem Instagram-Account findet man nur offizielle Posts zu seiner Arbeit, Hinter-den-Kulissen-Bilder, Hinweise auf Theateraufführungen (etwa im Theatre Royal in Glasgow), nichts Privates. Er war auch in einer Live-Übertragung des Edmond-Rostand-Stücks «Cyrano de Bergerac» aus dem National Theatre in London zu sehen in einer Nebenrolle. Ebenso in NT-Übertragungen von «Die lustigen Weiber von Windsor» und «Romeo und Julia» (ebenfalls in kleinen Rollen).
Dafür, dass Taleghani über 40‘000 Follower*innen hat (unter ihnen Alice Oseman) sind seine sechs (!) Instagram-Posts recht übersichtlich. Man sieht ihn auf einem davon zusammen mit dem «Happy Heartstopper Gang», wo seine Körpergrösse auffällt. Und wo Akinade nicht mit auf dem Bild ist.
Auf X – vormals Twitter – ist der letzte Eintrag ein «Hi, Mr. Farouk» vom September 2022. Also nicht gerade up-to-date. Immerhin verkündet er via Instagram, dass er soziale Medien nicht mag.
Im «Alice Oseman Universe» von Wiki erfährt man, dass Taleghani in London geboren und aufgewachsen sei und 2013-14 beim NSDF mitgewirkt habe, dem National Student Drama Festival als Institution für junge Künstler*innen. Er habe Englische Literaturgeschichte an der Warwick University studiert, heisst es, und als Abschlussprüfung einen 15-minütigen «Othello Rap» nach Shakespeare-Vorlage hingelegt. Anschliessend habe er seinen Master in Englisch am University College London (UCL) gemacht.
Spin-off à la «Queen Charlotte»? Wie es mit Taleghani nach seinem «Heartstopper»-Splash weitergeht, darf man gespannt abwarten. Vor allem deshalb, weil seine Rolle und er selbst zum Interessantesten gehören, was die Fortsetzung der Serie zu bieten hat. Ob Taleghani – wie manche seiner jungen Serienkollegen – von Fans über Social-Media-Druck genötigt werden könnte, sich zu outen bezüglich seiner eigenen Sexualität (MANNSCHAFT berichtete), darf bezweifelt werden. Dafür ist der Hype um ihn nicht gross genug, zumindest bislang.
Trotzdem wäre ein Spin-off mit Mr. Farouk und Mr. Ajayi mehr als lohnend, à la «Queen Charlotte» als Ergänzung zum Netflix-Hit «Bridgerton». Denn die Themen, die Mr. Farouk und Mr. Ajayi durchspielen, sind deutlich «erwachsener» und sprechen damit ein anderes Publikum an, das sich irgendwann an den verschiedenen zuckersüssen Teenager-Romanzen stattgesehen hat.
Allerdings wissen Leser*innen der Graphic Novels und der Kurzgeschichte, dass noch dunklere Momente in der Nick-und-Charlie-Geschichte kommen werden. Aber die sind bereits alle veröffentlicht: zu Mr. Farouk und Mr. Ajayi hat Alice Oseman dagegen noch nichts neues publiziert.
Der 19-jährige «Heartstopper»-Star Kit Connor hat sich Muskeln antrainiert, weil er – laut Medienspekulationen – demnächst einen Marvel-Superhelden spielen will (MANNSCHAFT berichtete).
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