Grosser Rückgang bei den HIV-Zahlen in der Schweiz

2017 wurden dem Bundesamt für Gesundheit 445 Fälle gemeldet – ein Minus von 16%

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Die HIV-Diagnosen in der Schweiz sind mit 16% deutlich zurückgegangen. Das Bundesamt für Gesundheit spricht von einem «historischen Tief» und einer «Trendwende».

2017 wurden dem Bundesamt für Gesundheit BAG 445 HIV-Diagnosen gemeldet – ein Rückgang von 16% gegenüber dem Vorjahr.

«Vermehrte Testung besonders exponierter Personengruppen und eine immer früher einsetzende Behandlung scheinen eine Trendwende ausgelöst zu haben», schreibt das BAG in ihrem Jahresbericht und spricht von einem «historischen Tief». Ein Drittel aller HIV-Diagnosen bei Männern wurde bei Männern, die mit Männern Sex haben MSM, in einem der fünf Schweizer «Checkpoints» (Basel, Bern, Genf, Lausanne, Zürich) festgestellt.

HIV-Labormeldungen nach Geschlecht und Testjahr seit Beginn der Testungen, 1985–2017. (Bild: Bundesamt für Gesundheit)
HIV-Labormeldungen nach Geschlecht und Testjahr seit Beginn der Testungen, 1985–2017. (Bild: Bundesamt für Gesundheit)
HIV-Diagnosen bei Männern nach Ansteckungsweg und Diagnosejahr, 2012–2017. (Bild: Bundesamt für Gesundheit)
HIV-Diagnosen bei Männern nach Ansteckungsweg und Diagnosejahr, 2012–2017. (Bild: Bundesamt für Gesundheit)

MSM weiterhin von Gonorrhoe, Chlamydien und Syphilis betroffen Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Ansteckungen mit den übrigen Geschlechtskrankheiten STI Chlamydien und Syphilis mit 130 beziehungsweise 9 leicht zu. Mit 2809 wurden auch mehr Fälle von Gonorrhoe gemeldet. Aufgrund einer Umstellung der Zählweise sei dieser Wert jedoch nicht mit den Zahlen des Vorjahres zu vergleichen.

Die höheren Zahlen bei Chlamydien, Syphilis und Gonorhoe sind gemäss dem BAG mit einer «deutlichen Zunahme des Testens» zu erklären und waren daher erwartet. «Die Zunahme der Fälle gegenüber dem Vorjahr ist insgesamt nur gering und geht ausschliesslich auf die Gruppe der MSM zurück», heisst es im Jahresbericht. «Belegt ist jedoch, dass unter anderem im Rahmen der STI-Testkampagne ‹Starman› der Aids-Hilfe Schweiz das Testen auf Gonorrhoe und Chlamydien bei MSM massiv ausgeweitet wurde.» Auch die Zunahme der Gonorrhoe-Diagnosen in dieser Gruppe seien hierdurch vollständig erklärbar.

Entwarnung gibt das BAG zum Thema multiresistente Gonokokken, 2017 wurden keine Fälle aufgezeichnet.

Bestätigte Gonorrhoefälle nach Geschlecht und Diagnosejahr seit Beginn der Erfassung, 1988–2017. (Billd: Bundesamt für Gesundheit)
Bestätigte Gonorrhoefälle nach Geschlecht und Diagnosejahr seit Beginn der Erfassung, 1988–2017. (Billd: Bundesamt für Gesundheit)

Die höchsten STI-Werte fanden sich für alle dargestellten sexuell übertragbaren Infektionen (STI) inklusive HIV in der Grossregion Zürich und in der Genferseeregion. «In den dortigen städtischen Ballungsräumen leben viele Menschen aus Personengruppen mit einem erhöhten Expositionsrisiko für HIV und andere STI: MSM und Sexarbeiterinnen», schreibt das BAG. Ländliche Regionen wiesen deutlich tiefere Zahlen auf.

Erfolgreiche Testkampagnen Die BAG spricht von einer allgemein erhöhten Zunahme des Testens auf HIV und Syphilis. Die Anzahl der durchgeführten HIV-Tests stieg um 11%, in der Gruppe MSM auf 20%. Die Zahl der durchgeführten Syphilis-Tests stieg insgesamt um 19%, bei MSM um 13%. «Allein im Rahmen der ‹Starman›-Kampagne, einer STI-Test-Kampagne, wurden im Monat Mai 2017 landesweit 1200 HIV-Tests und über 1600 Syphilis-Tests bei MSM durchgeführt», so das BAG. «Die Testzahlen im Rahmen der Kampagne lagen 2017 besonders hoch, da ein kostenloses Test-Gesamtpaket für HIV, Syphilis, Gonorrhoe und Chlamydien angeboten wurde.» 2018 wurde die Kampagne daher in leicht modifizierter Form wiederholt.

Die deutliche Abnahme der HIV-Neudiagnosen führt das BAG auf die Wirksamkeit der Schweizer Präventionspolitik der letzten Jahren zurück: Vermehrtes Testen, vor allem der besonders exponierten Personengruppen, frühzeitiger Therapiestart sowie eine kontinuierlich gute Begleitung der Patientinnen und Patienten. Eine wesentliche Hürde für häufiges Testen seien nach wie vor die hohen Kosten für STI-Tests, gerade bei Personen mit niedrigem Einkommen.

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