Golden Globes: Billy Porter und «The Power of the Dog» nominiert
Das Format der Preisvergabe im Januar ist nach der heftigen Verbands-Kritik wegen mangelnder Diversität völlig offen
Wird es 2022 eine Golden-Globe-Gala geben? Viele Fragen rund um die Preise des unter Druck geratenen Verbands der Auslandspresse sind noch offen. Doch jetzt sind die Nominierungen bekannt. Von Christian Fahrenbach und Barbara Munker, dpa
Die Golden-Globe-Nominierungen stehen fest, doch die Zukunft der Preise des kleinen Verbands der Auslandspresse (HFPA) ist weiter offen: Im Morgengrauen am Montag gaben Rapper Snoop Dogg und die deutsche HFPA-Vorsitzende Helen Hoehne in Beverly Hills die Kandidaten für die 79. Globe-Verleihung bekannt. Der Musiker und Schauspieler («Dolemite Is My Name») stolperte dabei mehrmals über die Aussprache der Namen.
Hoehne ging gleich zum Auftakt in die Offensive, nachdem die Globe-Verleiher in diesem Jahr wegen mangelnder Diversität und fragwürdigen Praktiken heftiger Kritik ausgesetzt waren (MANNSCHAFT berichtete). Sie hätten Reformen durchgeführt und 21 neue Mitglieder aufgenommen, sagte die deutsche Journalistin. Mit einer «frischen Perspektive» sei der Verband nun vielfältiger als je zuvor.
Was die Nominierungen betrifft, so wurde u.a. Billy Porter für seine Rolle als Pray Tell in der letzten Staffel «Pose» als bester Schauspieler in einem Drama nominiert. Die offen queere Schauspielerin Ariana Debose wurde für die Rolle der Anita in der Neuverfilmung des «West Side Story» als beste Nebendarstellerin nominiert. Das Remake von Steven Spielberg, der als bester Regisseur nominiert wurde, könnte auch in der Kategorie Bestes Musical gewinnen. In arabischen Ländern wird der Film allerdings zensiert (MANNSCHAFT berichtete).
Insgesamt sind die Nominierungen in 25 Film- und Fernsehkategorien breit gefächert. Die Dramen «Belfast» und «The Power of the Dog» zählen mit jeweils sieben Anwartschaften zu den Favoriten. Letzeres zeigt eine toxisch-männliche Westerngesellschaft, in der Benedict Cumberbatch mit homophoben Sprüchen seine eigenes Schwul (oder Bi)-sein zu kaschieren versucht. Cumberbatch ist für seine Rolle ebenso nominiert wie die Queer Ikone Lady Gaga («House of Gucci») und Kristen Stewart als Lady Diana in «Spencer».
Zwei Frauen haben Chancen auf den Regie-Globe: Jane Campion für «The Power of the Dog» und Schauspielerin Maggie Gyllenhaal für ihr Regiedebüt «The Lost Daughter». Fünf schwarze Schauspieler sind nominiert, darunter Will Smith («King Richard»), Denzel Washington («Macbeth») und Ruth Negga («Passing»). Weitere Anwärter in den Schauspielsparten sind unter anderem Nicole Kidman und Javier Bardem in «Being the Ricardos» und Peter Dinklage («Cyrano»).
Gewichtige Dramen und eine leichtfüssige Comedy dominieren das Nominierungsfeld in den Serien-Kategorien. Das Familienepos «Succession» geht mit fünf Nominierungen als Spitzenreiter ins Rennen, darunter in der Königskategorie als beste Dramaserie und mit zwei Nennungen für die Hauptdarsteller Brian Cox und Jeremy Strong. Auch die düstere südkoreanische Gesellschaftssatire «Squid Game» ist als beste Dramaserie vorgeschlagen, Hauptdarsteller Lee Jung-Jae kann ebenfalls den Preis gewinnen.
Bei den Preisen für Musical- und Comedy-Serien führt der warmherzige Publikumshit «Ted Lasso» über einen amerikanischen Football-Trainer im britischen Fußball mit vier Nominierungen das Feld an. Auch Hauptdarsteller Jason Sudeikis kann in der Titelrolle auf den Golden Globe hoffen.
Traditionell schaute die Filmbranche mit Spannung auf die Globes, auch als Vorbote für die Oscars. Die Preisverleihung im Stil einer lockeren Trophäen-Party lockte viele Stars an. Das Format der 79. Preisvergabe (am 9. Januar) ist nach der heftigen Verbands-Kritik wegen mangelnder Diversität und Intransparenz allerdings noch völlig offen. Der Haussender NBC, der die Gala seit 1996 ausstrahlte, hatte angekündigt, die Preisverleihung 2022 nicht übertragen zu wollen.
Fraglich auch, ob die Nominierten überhaupt ihre Trophäen in Empfang nehmen wollen. In der Branche wird spekuliert, dass viele Globe-Anwärter*innen der gewöhnlich starbesetzten Preisvergabe diesmal fernbleiben werden.
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