Fussballpräsident: kein Spiel abbrechen wegen Homophobie!
Bei rassistischen Ausfällen soll es laut Noël Le Graët aber weiter möglich sein
Im August war erstmals in der französischen Fussball-Profiliga ein Spiel wegen homophober Fan-Gesänge unterbrochen worden, ein zweites Mal kurz danach beim Erstligaspiel zwischen Nizza und Marseille. Dem Präsidenten des französischen Fussballverbands (FFF), Noël Le Graët geht das gegen den Strich.
Der Präsident des französischen Fussballverbands, Noël Le Graët, hält es für falsch, Profispiele wegen schwulenfeindlicher Fangesänge zu unterbrechen. Der 77-Jährige sagte gegenüber France Info, Schiedsrichter sollten bei rassistischen Vorfällen im Stadion die laufende Partie unterbrechen – aber nicht bei homophoben.
Im August war erstmals im französischen Profifussball ein Spiel wegen homophober Fan-Gesänge unterbrochen worden – zuvor hatte der Stadionsprecher die Fans mehrmals über die Lautsprecher aufgefordert, mit den Gesängen aufzuhören (MANNSCHAFT berichtete). Kurz darauf wiederholte sich der Vorgang beim Erstligaspiel zwischen OGC Nizza und Olympique Marseille.
Solche Massnahmen erlaubt eine zu Saisonbeginn in Kraft getretene Regelung der FFF. Sie ermöglicht es Schiedsrichtern, auf rassistische oder homophobe Vorfälle auf den Tribünen zu reagieren. Offenbar sind sich der Verband und sein Präsident dabei aber nicht einig.
Man werde dafür sorgen, dass keine diskriminierenden Banner mehr auftauchen, sagte Le Graët, etwa indem die Einlasskontrollen verschärft werden. «Aber Spiele unterbrechen? Nein.» Das sei ein Fehler, findet Le Graët. Er sei zwar gegen Homophobie, aber künftig sollten Partie nur noch bei rassistischen Vorfällen ausgesetzt werden, heisst: ab kommendem Wochenende. Die französischen Schiedsrichter sind allerdings nicht verpflichtet, dem Rat Le Graët zu folgen – für sie gelten die Verbandsvorgaben.
Fussball-Weltmeisterin Megan Rapinoe hat mehr Eier als der DFB
Die Organisation Rouge Direct, die gegen Homophobie in Frankreichs Stadien kämpft, forderte Le Graët bei Twitter umgehend zum Rücktritt auf. Sprecher Julien Pontes verlangte zudem «eine sehr entschlossene Reaktion» von Präsident Macrons Büro und von Sportministerin Roxana Maracineanu. Die MInisterin erinnerte Le Graët laut Nachrichtenagentur AP an dessen Verantwortung an der Verbandsspitze «im Kampf gegen alle Formen der Diskriminierung». Sie halte es für falsch, auf diese Weise zwischen Rassismus und Homophobie zu unterscheiden.
Der schwule Schweizer Schiedsrichter Pascal Erlachner, der im Mai seinen Rücktritt erklärt hat (MANNSCHAFT berichtete), sagte gegenüber Nau: «Es macht mich traurig und zeigt, dass Homosexualität noch immer nicht in allen Ländern und Sportarten akzeptiert und toleriert wird.»
Das könnte dich auch interessieren
USA
Harvey Milk: US-Marine will Namen des schwulen Helden tilgen
Unter US-Präsident Donald Trump ist Diversität im Militär nicht gewünscht. Das soll laut Medienberichten auch bei den Namen der Schiffe der US-Marine zum Ausdruck kommen. Es trifft Harvey Milk.
Von Newsdesk Staff
News
Aktivismus
International
Fussball
EM mit Lena Oberdorf? Schnelle Entscheidung über Teilnahme
Kommt sie in der Schweiz zum Einsatz? Noch vor der Vorstellung des EM-Kaders der deutschen Fussballerinnen will der DFB den Fall Lena Oberdorf geklärt haben.
Von Newsdesk/©DPA
Lesbisch
Sport
Schweiz
Deutschland
Österreich
Wien oder Wels? Rechtsextreme streiten über den ESC
FPÖ-Bürgermeister Rabl möchte, dass der ESC im nächsten Jahr in Wels ausgetragen wird. Wels gilt als Musterstadt der rechtsextremen Freiheitlichen. Andere FPÖ-Politiker sind gegen den ESC.
Von Christian Höller
Eurovision Song Contest
Queerfeindlichkeit
News
Aus Schwulenhass erschossen? US-Schauspieler Jonathan Joss ist tot
Der «King of the Hill»-Star starb bei einem Nachbarschaftsstreit in Texas. Sein Ehemann meint, er wurde ermordet.
Von Newsdesk Staff
Serie
People
Film