Elyas M’Barek: «Keinem sollte das Recht auf Ehe genommen werden»

Nach seiner Weltpremiere am 22. Oktober in München feierte der dritte Teil der quirligen «Fack Ju Göhte»-Geschichte «Fack Ju Göhte 3» seine Premiere auch in der Schweiz. Gestern Dienstag versammelten sich Fans vor dem «Abaton» Kino in Zürich, um Elyas, Jella und Co. gebührend zu empfangen.

Die Mannschaft war hautnah dabei, als die «Fack Ju Göhte»-Stars über den roten Teppich liefen und durfte mit den drei Schauspielenden Katja Riemann (Rektorin Gudrun Gerster), Jella Haase (Chantal) und Elyas M’Barek (Zeckie Müller) über den neuen Film, über ihre eigene Schulzeit und Mobbing sprechen.

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Katja, Jella und Elyas, im Film «Fack Ju Göhte 3» wird den Schülern vermittelt, dass aus ihnen nichts Vernünftiges werden und ihre Zukunft nicht rosig aussehen würde. Hat euch auch schon jemand ähnliche demotivierende Sachen gesagt? Jella: Mir wurde schon gesagt, dass wenn ich den und den Film drehe, ich mein Abi nicht schaffen werde – habe ich aber trotzdem. Da muss ich aber auch sagen, dass ich aus einem tollen Elternhaus komme und ich dadurch viel Unterstützung von meinen Eltern, aber auch von meinen Freunden bekam.

Elyas: Mir wurden auch schon solche Sachen an den Kopf geworfen. Aber darüber könnte man streiten. Für manche ist die Schauspielerei gar kein Beruf – da haben sie recht (lacht). Es ist wichtig, dass man an sich selber glaubt und hart für seine Ziele arbeitet.

Katja: Die Frage ist, wie destruktiv solche Aussagen sind. Ob man diese als Motor nehmen und sagen kann, so jetzt erst recht. Als junger Mensch ist es besonders schmerzhaft, wenn man sich so verloren fühlt. Dies wird auch in «Fack Ju Göhte 3» auf den Punkt gebracht.

Katja Riemann auf dem roten Teppich vor dem «Abaton» Kino. (Bild: Estella Murgotti)
Katja Riemann auf dem roten Teppich vor dem «Abaton» Kino. (Bild: Estella Murgotti)

Was zeichnet eurer Meinung nach ein guter Lehrer aus? Elyas: Ein guter Lehrer sollte versuchen, die Talente der Schülerinnen und Schüler zu erkennen, diese fördern und unterstützen, dennoch aber eine gewisse strenge Hand walten lassen.

Katja: Ich denke, dass man das in einen Kontext fassen muss. Ein Lehrer ist nichts ohne die Schule respektiv ohne das System. In Deutschland ist Bildung Sache der Bundesländer. Das heisst, jedes Bundesland hat ein anderes Bildungssystem. Ich persönlich bin ein absoluter Gegner dieser Idee. Die Bildung sollte für alle Bundesländer gleich sein. Du bist als Lehrer immer vom System abhängig, in dem du arbeitest.

Diversity wird im Film thematisiert. Wurde über das Thema Schwul, Lesbisch, Transgender auch untereinander bzw. ausserhalb der Dreharbeiten gesprochen? Elyas: Wir haben nach jedem Drehtag jeweils Gesprächsrunden abgehalten und unter anderem auch über Toleranz diskutiert. Diversity war meistens auch das Hauptthema unserer Gespräche.

Mobbing – ein Kernpunkt des Films. Wie reagiert und handelt ihr, wenn jemand in eurem Umfeld gemobbt wird? Elyas: Wir wurden jeden Tag am Set vom Regisseur gemobbt, vor allen Dingen ich (lacht). Also ich kenne es, es ist traurig, es tut weh. Deswegen wird dieses Thema auch im Film behandelt. Es ist ja nicht nur Mobbing, auch Leistungsdruck und Existenzängste prägen «Fack Ju Göhte 3» und das ist wichtig, da dies an vielen Schulhöfen sehr oft vorkommt.

Welch Eigenschaften eurer gespielten Charaktere findet ihr am coolsten? Jella: Chantal ist eine sehr witzige und direkte Persönlichkeit. Sie hat das Herz am rechten Fleck und nimmt sich selbst nicht zu ernst – das finde ich ganz cool. Ich mag sie sehr gerne.

Elyas: Was ich an Zeckie toll finde ist auch, dass er das Herz am rechten Fleck hat. Er hat Schwierigkeiten, seine gefühlvolle Seite zu zeigen und wenn diese dennoch zum Vorschein kommt, verleiht sie dem Charakter eine gewisse Kraft und Verletzlichkeit.

Katja: An Direktorin Gudrun finde ich, dass die Spannungen zwischen Stränge, Autorität und ihrem tatsächlichen Engagement für die Schule und die Schülerinnen und Schüler sehr bemerkenswert sind.

Jella Haase auf dem roten Teppich. (Bild: Estella Murgotti)
Jella Haase auf dem roten Teppich. (Bild: Estella Murgotti)

Jella und Max von der Groeben kamen bei Teil 1 von «Fack Ju Göhte» relativ jung ans Set. Wie habt ihr, Katja und Elyas, dies erlebt? Wie waren sie früher im Vergleich zu heute? Elyas: Es war nichts Aussergewöhnliches. Wir hatten so tolle Kollegen am Set und wir sind immer respektvoll miteinander umgegangen. Jetzt sind sie halt junge Erwachsene geworden und alles tolle Menschen geblieben.

Katja: Wir haben kürzlich eines der schönsten Komplimente erhalten. Nämlich, dass wir wie ein zusammengespieltes Ensemble wirken. Und das sind wir in der Tat.

Auf alle drei Teile von «Fack Ju Göhte» bezogen – welches waren eure Lieblingsszenen? Jella: Puh, das ist immer schwierig zu sagen. Thailand war echt verrückt. So rückblickend war es ein echter Trip – wir haben an grossartigen Orten gedreht. Auch die Szenen in den Klassenräumen versetzten mich wieder in meine eigene Schulzeit zurück, das war total cool.

Katja: Auch ich kann das so nicht richtig beantworten. Es ist fast so, als wenn du eine Mutter fragen würdest, welches ihrer Kinder sie am liebsten mag. Ich möchte kurz die Gelegenheit nutzen um zu sagen, dass ich sehr froh und dankbar bin, eine solche Reise mit unserem Ensemble gemacht zu haben. Wir sind zusammengewachsen und wir freuen uns immer wieder auf ein Wiedersehen.

Elyas: Auch ich liebe alle meine Kinder (lacht).

Auch Gizem Emre war an der Schweizer Premiere von «Fack Ju Göhte 3» mit dabei. (Bild: Estella Murgotti)
Auch Gizem Emre war an der Schweizer Premiere von «Fack Ju Göhte 3» mit dabei. (Bild: Estella Murgotti)

Elyas, man sieht dich immer wieder nackt. Braucht es dazu grosse Überwindung? Elyas: Ich werde ja dazu gemobbt (lacht). Insofern muss ich da durch.

In Deuschland wurde kürzlich die Ehe für alle geöffnet. Habt ihr persönlich einen Bezug zur LGBT-Community? Katja: Ja, ich bin zu meinen Freunden in die Autorenbuchhandlung nach Berlin gefahren und habe ihnen gratuliert. Ich freute mich sehr für sie, da sie auch schon längere Zeit den Wunsch haben, ein Kind zu adoptieren.

Elyas: Ich finds auch cool. Im Sinne von gleiche Rechte für alle. Keinem sollte das Recht auf Ehe genommen werden. Ich freue mich für Deutschland.

Habt ihr schon realisiert, dass Teil 3 das Ende der «Fack ju Göhte»-Geschichte bedeutet? Jella: Nein, ich habe es irgendwie noch nicht so begriffen. Wir werden uns aber alle so oder so nicht aus den Augen verlieren. Wir werden weiterhin Kontakt pflegen.

Elyas: Genau, wir haben noch unsere Whatsapp-Gruppe – «Gruppe Arschlöcher». Da kriegt jeder sein Fett weg. Und wer austritt, der kriegt aufs Maul (lacht).

Bitte lächeln: Katja Riemann, Max von der Groeben, Gizem Emre, Elyas M’Barek, Jella Haase, Bora Dağtekin und Lena Schömann (von links nach rechts). (Bild: Estella Murgotti)
Bitte lächeln: Katja Riemann, Max von der Groeben, Gizem Emre, Elyas M’Barek, Jella Haase, Bora Dağtekin und Lena Schömann (von links nach rechts). (Bild: Estella Murgotti)

Warum sollte man sich «Fack Ju Göhte 3» anschauen? Elyas: Ich glaube, der Film ist für jeden gedacht. Der letzte Teil schliesst die Triologie gebührend ab. Er bietet viel Spass und Unterhaltung, aber auch berührende Momente.

Jella: Wenn man die Figuren in den ersten beiden Teilen schon mochte, so erfährt man jetzt im letzten Teil nochmals viel mehr über sie. Man lässt die Figuren quasi glücklich ins Leben laufen.

Katja: Meiner Meinung nach ist es das Beste, was man an einem Abend im Kino machen kann. Man kann lachen, weinen, sich freuen und sich wieder erkennen. Ich werde mir den Film auf alle Fälle noch ein paar Mal angucken.

Abschlussfrage: Wird es wirklich keinen vierten Teil von «Fack Ju Göhte» geben? Elyas: Es gibt keinen weiteren Teil, weil …

Katja: Wegen dem Abitur!

Jella: Nein, das dürfen wir nicht verraten. Das dürfen wir doch nicht! Nur soviel: Mann soll ja bekanntlich aufhören, wenns am schönsten ist.

«Fack Ju Göhte 3» ist ab 26. Oktober 2017 in Deutschland sowie der Schweiz in den Kinos zu sehen.

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