Fachleute besorgt wegen sexueller Übertragung von Affenpocken

Britische Behörde beobachtet «täglich mehr Fälle»

Dieses Bild aus dem Jahr 1997 entstand während einer Untersuchung eines Affenpockenausbruchs in Kongo
Dieses Bild aus dem Jahr 1997 entstand während einer Untersuchung eines Affenpockenausbruchs in Kongo (Foto: -/CDC/Brian W.J. Mahy/dpa) (Bild: -/CDC/Brian W.J. Mahy/dpa)

In Grossbritannien breiten sich die Affenpocken offenbar immer weiter aus. Expert*innen sind besorgt darüber, dass sexuelle Übertragung zum jüngsten Ausbruch beigetragen haben könnte.

Dass Affenpocken sich zu einer neuen Pandemie entwickeln können, halten internationale Expert*innen zwar für unwahrscheinlich. Doch Sorge bereitet etwas anderes, nämlich die Möglichkeit, dass sexuelle Übertragung zum aktuellen Ausbruch beigetragen haben könnte. Das sei «ganz und gar nicht typisch», erklärte die Epidemiologin Rosamund Lewis, bei der WHO für Pockenviruserkrankungen zuständig, gegenüber Science. Dem Artikel zufolge hatten Fachleute aus Nigeria schon vor fünf Jahren auf die Möglichkeit hingewiesen, dass eine sexuelle Übertragung von Affenpocken stattgefunden haben könnte. Mehrere Patient*innen hätten Genitalgeschwüre gehabt.

Zur aktuellen Situation äusserte sich in Science auch Fernando Simón aus Spanien, Leiter des Koordinationszentrums für Gesundheitswarnungen und Notfälle des Gesundheitsministeriums. Bei den sieben Affenpocken-Fällen, die bis zum 19. Mai in Spanien gemeldet worden waren, habe es sich um MSM oder trans Personen gehandelt, die Sexpartys besucht hätten. Als möglicher zweiter Ansteckungsherd gilt die Maspalomas Pride (MANNSCHAFT berichtete).

Virus wird offenbar nicht durch Sperma übertragen Die meisten Patient*innen hätten ausschliesslich Läsionen im Genitalbereich, im Analbereich und um den Mund herum. Es gebe jedoch keinen Beweis, dass das Virus durch Sperma übertragen werden könne. Wahrscheinlicher sei eine Ansteckung durch die Berührung der sogenannten Läsionen, der Pocken und Pusteln.

U.a. die AIDS-Hilfe warnt vor einer Stigmatisierung von Schwulen (MANNSCHAFT berichtete). Laut der Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums für die Kontrolle von Krankheiten CDC sei das individuelle Verhalten entscheidend für das Risiko einer Ansteckung. Und dies steige, wenn man beim Sex keine Kondome verwende.

In Grossbritannien breiten sich derzeit die Affenpocken offenbar immer weiter aus. Die Chefin der Gesundheitsbehörde UKHSA, Susan Hopkins, sagte am Sonntag der BBC, sie sehe täglich neue Fälle. Genauere Angabe wollte Hopkins nicht nennen. Ihre Behörde werde an diesem Montag neue Zahlen veröffentlichen, kündigte sie an. Bisher sind aus Grossbritannien 20 Fälle bekannt.

«Wir entdecken täglich mehr Fälle, und ich möchte all den Menschen danken, die sich zum Testen bei Kliniken für sexuelle Gesundheit, Hausärzten und Notaufnahmen melden», sagte Hopkins. Das Virus werde vor allem in städtischen Gegenden übertragen, ohne dass die Fälle eine Verbindung zu West- oder Zentralafrika aufwiesen, wo die Infektion sonst beobachtet werde.

Betroffen sind überwiegend, wenn auch nicht ausschliesslich, schwule und bisexuelle Männer.

Betroffen sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO derzeit überwiegend, wenn auch nicht ausschliesslich, schwule und bisexuelle Männer. «Wir empfehlen allen, die regelmässig wechselnde Sexualpartner haben oder engen Kontakt zu Personen haben, die sie nicht kennen, sich zu melden, wenn sie einen Ausschlag bekommen», sagte Hopkins

Infizierte könnten mit einem Pockenvakzin geimpft werden, sagte die Chefin der UK Health Security Agency (UKHSA). «Wir verwenden es bei Personen, von denen wir glauben, dass sie ein hohes Risiko haben, Symptome zu entwickeln», sagte Hopkins. «Wir verwenden es frühzeitig, insbesondere innerhalb von vier oder fünf Tagen, nachdem Symptome entwickelt wurden.» Bei Kontaktpersonen werde dadurch das Risiko einer Erkrankung verhindert.

Das könnte dich auch interessieren