EuroGames Rom: Sportsgeist übertrumpft schlechte Organisation

Über 2000 LGBTIQ-Athlet*innen machen in 12 Sportarten an den EuroGames in Rom mit

Greg Zwygart (2.v.l.) von der MANNSCHAFT in der Schweizer Delegation an den EuroGames. (Bild: zvg)
Greg Zwygart (2.v.l.) von der MANNSCHAFT in der Schweizer Delegation an den EuroGames. (Bild: zvg)

In Rom gehen zurzeit die EuroGames über die Bühne, ein jährlich stattfindendes LGBTIQ-Sportereignis. Greg Zwygart von der MANNSCHAFT ist als Sprinter dabei und geniesst die Stimmung – trotz mehrerer organisatorischen Pannen.

Vom 11. bis 13. Juli steht Rom im Zeichen der EuroGames 2019 – die jährlich stattfindenden Sportspiele für LGBTIQ-Athlet*innen aus aller Welt. Dem Organisationskomitee zufolge sind rund 2275 Sportler*innen vor Ort, die in 12 Sportarten gegeneinander antreten: Badminton, Beach Volleyball, Bowling, Fussball, Golf, Hockey, Leichtathletik, Schwimmen, Tanzen, Tennis, Volley und Wasserpolo. Am Wochenende führt der «Roma Rights Run» durch die italienische Hauptstadt.

Für mich ist es das erste Mal an den EuroGames. Als Sprinter repräsentiere ich die Berner Frontrunners, eine Gruppe für LGBTIQ-Läufer*innen. Um es nicht gleich zu übertreiben, habe ich mich «nur» für vier Kurz- und Mittelstrecken registriert: 100 m, 200 m, 400 m und 1500 m. Eine weise Entscheidung, wie sich mittlerweile herausgestellt hat, denn am zweiten Spieltag habe ich bereits Muskelkater.

Es sind heisse Tage in Rom. Die Sonne brennt vom mehrheitlich wolkenlosen Himmel auf die Athlet*innen herunter, tagsüber herrschen zwischen 30 und 35 Grad – je nach Standort in der römischen Metropole. Als Sprinter darf ich nicht klagen: Für die 1500 m drehe ich gerademal während fünf Minuten meine Runden unter der prallen Sonne. Deutlich härter trifft es den Mannschaftssport. So mussten etwa die Fussballerinnen auf Kunstrasen spielen, der sich unter der Sonne so stark erhitzt hatte, dass sich an ihren Füssen Blasen bildeten. «Mit einem Bier ist das aber schon bald vergessen», sagte mir eine Schweizer Fussballerin lachend an der gestrigen Eröffnungszeremonie.

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Sportliche Leistungen und hohe Temperaturen sind das eine. Organisatorische Pannen und kurzfristige Programmänderungen seitens der Veranstalter*innen das andere – und die begannen bereits vor dem ersten offiziellen Spieltag. Als die ersten Athlet*innen ihre Zutrittspässe pünktlich zur Öffnungszeit des Akkreditierungsbüros abholen wollten, standen sie vor leeren Pulten: Die verantwortlichen Personen waren verspätet. Und diese hatten auch nur die Pässe für die Athlet*innen dabei. Gäste – das sind oft Freund*innen, Partner*innen und Familie – konnten ihre Pässe erst am Abend des ersten Spieltags abholen.

Diese drei deutschen Volleyballer schwänzten die Eröffnungszeremonie nicht. (Bild: Mannschaft Magazin)
Diese drei deutschen Volleyballer schwänzten die Eröffnungszeremonie nicht. (Bild: Mannschaft Magazin)

Die Pannen und Kommunikationsprobleme gehen auch an den Spieltagen weiter. Einzelne Shuttlebusse, die die Spieler*innen an die Sportstätten – viele davon weit ausserhalb des Stadtzentrums – bringen sollen, wurden aufgrund mangelnder Fahrgäste abgesagt. Wer den Shuttle gebucht hatte, musste sich kurzfristig anderweitig organisieren. Die Eröffnungszeremonie wurde ohne Ankündigung auf der Website von 19 Uhr auf 18:30 Uhr vorverlegt – und startete dann trotzdem eine halbe Stunde später. Ein Bowler beklagte sich auf der Facebookseite der EuroGames, dass um 00:15 Uhr immer noch kein Zeitplan für den folgenden Spieltag herausgegeben wurde. Auch die Schwimmer*innen sind mit der Organsation ihrer Wettkämpfe unzufrieden.

Doch die Pannen können den Sportsgeist und die gute Stimmung nicht trüben. Auch wenn an der Eröffnungszeremonie nur ein Zapfhahn und ein Verpflegungsstand für das Wohl der mehreren hundert Athlet*innen sorgt, wird viel gelacht und man tauscht sich über die sportlichen Highlights des Tages aus. Überhaupt liefert die Eröffnungszeremonie viele Hingucker: Ähnlich wie bei den Olympischen Spielen zieht ein Teil der über 2000 Teilnehmenden in der Reihenfolge ihrer Länder ins Stadion ein, viele von ihnen tragen traditionelle Outfits oder schwenken ihre Landesfahne. Beim Einlaufen der russischen Athlet*innen verfällt die Menge in tosendem Applaus. Dass diese Menschen angesichts der russischen Rechtslage gegen LGBTIQ-Menschen sichtbar sind und an den EuroGames teilnehmen können, ist nicht selbstverständlich. Cheerleader und Dragqueens in Regenbogenfarben liefern eine imposante Choreografie, anschliessend stimmt ein Tenor die italienische Landeshymne an.

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Jährlich gastieren die EuroGames in einer anderen europäischen Stadt. Alle vier Jahre finden die GayGames statt, die in Städten weltweit ausgetragen werden. An allen Spielen sind LGBTIQ-Athlet*innen aus allen Ländern willkommen, auch heterosexuelle. Die Disziplinen sind auch für Einsteiger*innen offen, eine Qualifikation ist nicht notwendig. 2018 waren die letzten GayGames in Paris, 2022 folgt Hongkong.

Deine MANNSCHAFT-Sommerlektüre ist da!

Die nächsten EuroGames finden 2020 in Düsseldorf statt. Das Organisationsteam ist auch in Rom vor Ort und rührt fleissig die Werbetrommel. Zurzeit sind über 30 Sportarten geplant, darunter auch Skifahren, Ringen, Bridge und Tischtennis. Im Gegensatz zur römischen Eröffnungszeremonie, die am Stadtrand in einem Stadion stattgefunden hat, soll sie in Düsseldorf auf dem Burgplatz abgehalten werden und so für möglichst viel Sichtbarkeit sorgen.

Der ausführliche Bericht zu den EuroGames in Rom erscheint in der September-Ausgabe der Mannschaft. Hier geht es zum Abo Deutschland und hier zum Abo Schweiz.

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