«Es ist etwas Alltägliches»: Coming-out von R&B-Ikone Tevin Campbell
Der einstige Kinderstar betont, wie wichtig queere Repräsentation für junge schwarze Männer sei
Der Singer-Songwriter Tevin Campbell wurde Anfang der 1990er-Jahre von Quincy Jones entdeckt und schaffte es mit Hits wie «Tell Me What You Want Me to Do» (1991) und «I’m Ready» (1994) in die US-Charts. Jetzt sprach er in einem Podcast über seine Sexualität und outete sich nebenbei als schwul.
In der neuen Folge des Podcasts People Every Day unterhielt sich der inzwischen 45-jährige Musiker mit Janine Rubenstein über sein Leben, seine Karriere und darüber, wie es in den heteronormativen 90er-Jahren war, schwul zu sein. «Ich konnte es damals nicht», sagt er rückblickend.
Er berichtet, dass er sich erst aus dem Musikgeschäft zurückziehen musste – nachdem sein Album «Back to the World» 1996 nicht so gut ankam wie erhofft –, bevor er als einstiger Kinderstar in sich gehen und überlegen konnte, wie’s weitergehen sollte.
«Als ich mich mit 19 oder 20 gegenüber meiner Familie und Freunden outete, war das Thema erstmal für mich erledigt. Danach ging meine Selbstfindung los. Ich wusste bis dahin nicht, wer ich bin», so Campbell.
Ein Wendepunkt sei für ihn 2004 die US-Tour des Broadwaymusicals «Hairspray» gewesen, in dem er mitspielte. «Ich war umgeben von lauter LGBTIQ-Personen, die genauso waren wie ich – und die ganz normale Leben führten und Partner*innen hatten», erzählt Campbell. «So etwas hatte ich noch nie gesehen.» (MANNSCHAFT berichtete über das erste deutschsprachige Buch zum Thema LGBTIQ-Musicals, das unter dem Titel «Breaking Free» im Oktober beim Querverlag erscheint.) Für ihn sei das «eine grossartige Zeit im Leben» gewesen.
Privatleben auch privat halten Dass er seine sexuelle Orientierung dennoch so lange nicht öffentlich machte, hatte nichts mit Schuldgefühlen oder Angst zu tun, wird er von Pink News im Rahmen eines Artikels über den Podcast zitiert, sondern damit, dass er sein Privatleben privat halten wollte. Sich jetzt quasi «offiziell» zu outen wollte der Künstler demnach so «inoffiziell» wie möglich halten: «Es ist etwas Alltägliches», sagt er.
Campbell berichtet, dass ihn Gerüchte über seine Homosexualität nie wirklich gestört hätten. Er sei «sehr beschützt gewesen, ausserdem gab es damals keine sozialen Medien».
«Ich habe vor niemandem etwas versteckt. (…) Ich liebe meine Fans, aber was sie in Bezug auf meine Sexualität denken, hat für mich keine Bedeutung», so Campbell.
Campbells Karriere startete, als er kaum das Teenageralter erreich hatte. Im Podcast wird er gefragt, wie er die Entwicklungen in der Musikindustrie beurteilt, wo heute schwarze Stars wie Frank Ocean und Lil Nas X offen schwul sein können. Für Campbell ist solche Repräsentation wichtig – «besonders im politischen Klima unserer Tage».
«In den 90ern war das völlig anders. Und ich bin froh, diesen Wandel zu sehen. Ich bin auch froh, dass sich etwas verändert hat», so der Musiker.
«Es gibt da draussen viele Kids, besonders junge schwarze Männer, die solch eine Repräsentation sehen müssen. Sie lernen nicht, sich selbst so zu lieben, wie sie sind.»
Regenbogensymbol als Coming-out-Hinweis Im April hatte Campbell einem Fan auf Twitter mit den Worten «Tevin ist …» sowie Regenbogenfahnen- und Sonnenbrillen-Emojis geantwortet. Der Tweet wurde allerdings später gelöscht.
Weiterhin online ist allerdings sein Kommentar zum «Don’t Say Gay»-Gesetzt in Florida (MANNSCHAFT berichtete). Ein Fan hatte dazu geschrieben: «Congratulations on our soon-to-be ban from the state of Florida.» Campbell antwortete damals: «I’ll live», also «Ich werde das überleben.»
Im Gegensatz zu vielen anderen ehemaligen Kinderstars sei er froh, dass sich seine Karriere so entwickelt habe, wie sie es tat. Campbell beschreibt sein aktuelles Lebens als glücklich. Entsprechend zeigt er sich auch auf seinen Social-Media-Posts, wo er wegen seines Coming-outs nichts postete. Weil’s ja ganz alltäglich ist, schwul zu sein, etwas, worüber man kein besonders Aufhaben machen muss?
Aber er hat auf seinem Instagram-Profil neuerdings eine Regenbogenfahne als Symbol hinzugefügt, klein, aber unübersehbar.
Das könnte dich auch interessieren
Österreich
Nach Eurogames: Wien fördert auch 2025 verstärkt LGBTIQ-Projekte
Die Eurogames in Wien hatten eine internationale Ausstrahlung. Vizebürgermeister Wiederkehr will auch deshalb künftig LGBTIQ-Projekte weiter fördern.
Von Newsdesk Staff
Kultur
Coming-out
«Schäme micht nicht»: Sänger Khalid outet sich
Der Grammy-Gewinner war zuvor von einem Kollegen als schwul beschimpft worden
Von Newsdesk Staff
Musik
News
Ausstellung
Retrospektive Nan Goldin: Eine Pionierin der queeren Fotografie
Nan Goldin zählt zu den renommiertesten Künstlerinnen der zeitgenössischen Fotografie. Eine Berliner Ausstellung widmet ihr eine Retrospektive – mit intimen Einblicken in das Leben der US-Fotografin.
Von Newsdesk/©DPA
Kultur
Kunst
Fotografie
TV
Nach Trump-Wahl: Ellen DeGeneres und Portia de Rossi «hauen ab»
Ellen DeGeneres und ihre Ehefrau Portia de Rossi haben angeblich die USA verlassen und sollen nach England gezogen sein. Der Umzug erfolgte offenbar als Reaktion auf Donald Trumps Wahlsieg.
Von Newsdesk Staff
Lesbisch
Kultur