Erfolg für Fundi-Eltern: Schulführung entlässt schwulen Lehrer
Es begann mit Kritik am Sexualkundeunterricht
Ein schwuler Lehrer gerät in Pfäffikon ins Visier wertkonservativer Eltern. Die Schulführung stellt sich zuerst hinter den 40-jährigen Quereinsteiger, aber dann wird das Vertragsverhältnis aufgelöst.
Diese Woche kam die Geschichte eines schwulen Primarlehrers in Pfäffikon ZH an die Öffentlichkeit: «Es begann mit Kritik am Sexualkundeunterricht, der den Fundi-Eltern ein Dorn im Auge war», fasst Pink Cross zusammen und spricht von einem «Armutszeugnis» für die Schule.
Offenbar wollten die Eltern den schwulen Lehrer Daniel Brunner loswerden. Sie hätten ihn derart mit falschen Anschuldigungen überhäuft, kritisiert und Druck ausgeübt, dass die Schulführung einknickte und sich «im gegenseitigen Einvernehmen» von ihm trennte, so der schwule Dachverband. Brunner war erst 2019 in den Lehrerberuf gestartet: Der Quereinsteiger hatte vorher als Softwareentwickler gearbeitet.
Hintergrund seiner Entlassung sind Vorwürfe von wertkonservativen Eltern wegen seines Sexualkundeunterrichts. Der ist seit sechs Jahren in der Primarstufe Pflicht. Brunner wird u.a. vorgeworfen, er habe den Kindern als Hausaufgabe erteilt, daheim zu onanieren. Auch soll er ihnen verboten haben, über den Inhalt der Lektionen zu sprechen. Hintergrund für diese Vorwürfe sollen Aussagen und Begebenheiten sein, die von den Kindern überliefert worden seien – und teils von ausserhalb des Sexualkundeunterrichts stammten.
Brunner entkräftete die Vorwürfe gegenüber seinen Vorgesetzten, so gut er konnte, u.a. mit schriftlichen Dokumenten. Doch sein Verdacht: Es ging irgendwann nicht mehr um Inhalte seines Unterrichts, sondern offenbar um seine Person. Zu der Elterngruppe seien laut Zürcher Oberländer später auch drei Elternpaare mit muslimischem Hintergrund gestossen, gemeinsam hätten sie ein Schreiben an die Schulpflege und den Leiter Bildung aufgesetzt.
Alle Vorwürfe seien haltlos, das bestätigt die Schulleitung unter anderem in mehreren Schreiben an Eltern und Lehrer*innen. Aber die Elterngruppe sehe in der Homosexualität des Lehrers offenbar eine Gefahr für ihr Weltbild, so beschreibt es der Tagesanzeiger.
Auch der Zürcher Oberländer kommt zu dem Schluss: Der Lehrer wurde aufgrund seiner Homosexualität diskriminiert und schlussendlich entlassen. Im Nachgang erklärt die Schule auch, dass seine Arbeitsqualität kein Grund für die Entlassung gewesen war. Diese sei in einer Mail vom 12. Februar durch die Schulleitung kommuniziert worden. Darin hiess es u.a.: Grund für die Kündigung seien nicht die Vorwürfe zum Sexualkundeunterricht, sondern «die Art und Weise, wie du mit diesen Vorwürfen und kritischen Rückmeldungen umgehst».
Laut Pink Cross verdient die Schulführung ein «Ungenügend im Zeugnis». Und da ungenügende Beurteilungen besprochen werden müssen, lade man die Schulführung von Pfäffikon ZH zum Beurteilungsgespräch ein. Zu besprechen seien Richtlinien gegen die Diskriminierung von queeren Lehrpersonen und Schüler*innen, Massnahmen für ein inklusives und offenes Schulklima sowie Standards für den Sexualkundeunterricht.
Pink Cross bittet um Unterstützung für den Einladungsbrief an die Schulführung. Unterschreiben kannst du hier.
Der digitale Atlas «Queering the Map» zeigt LGBTIQ-freundliche Restaurants, Hotels, etc. und erzählt zudem queere Geschichten über Coming-outs und Herzklopfmomente (MANNSCHAFT berichtete).
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