Er schwul, sie bi – Doku einer schrägen Lovestory geht viral

MANNSCHAFT sprach mit einem Protagonisten der Webserie.

Marcus und Christine (Bild: Screenshot Youtube / SRF Virus)
Marcus und Christine (Bild: Screenshot Youtube / SRF Virus)

Marcus und Christine sind seit 15 Jahren verheiratet und haben drei gemeinsame Kinder. Inzwischen liebt er jedoch einen Mann und sie eine Frau. Für die SRF-Webserie «Schlussendlich schwul» erzählten die beiden ihre Geschichte vor der Kamera. Das Ganze war für Marcus eine spezielle, aber positive Erfahrung. Es hatte für ihn auch eine Art «therapeutischen Wert», wie er MANNSCHAFT verrät.

Zuerst verliebte er sich in einen Mann, dann verliebte sie sich in eine Frau. Die emotionale und ganz schön verrückte Geschichte von Marcus und Christine wurde für die doku-fiktionale SRF-Webserie «Schlussendlich schwul» verfilmt. Schauspieler*innen schlüpften dafür in die Rollen des einstigen Paars, während die beiden locker auf dem Sofa die spezielle Liebesgeschichte nacherzählten. Rund eine Million Mal wurde das Video laut Marcus auf den verschiedenen Kanälen schon angeschaut. Wer es noch nicht gesehen hat, sollte das am besten gleich hier tun:

Schöner Abschluss einer Beziehung Marcus lebte mit seiner Ehefrau Christine in Bremen und lernte auf Instagram seine zukünftige Liebe Thomas kennen. Heute wohnt er mit ihm in der Schweiz. Doch der Weg von Bremen in die Schweiz war für Marcus ein komplizierter und schmerzhafter. Dazu gehörte das Entdecken des eigenen Schwulseins. MANNSCHAFT wollte von Marcus wissen, wie es für ihn war, diese intimen Details vor der Kamera preiszugeben.

«Ich habe grundsätzlich keine Probleme, meine Geschichte zu erzählen und freue mich, wenn sich jemand dafür interessiert», sagt Marcus. Aufdrängen wolle er sich aber niemandem. «Die Idee, dass meine Noch-Frau mit auf dem Sofa sitzen sollte, fand ich ziemlich gut. Denn irgendwie war es ein schöner Abschluss unseres gemeinsamen Teils des Lebens, der zwar noch in anderer Form weitergeht, aber eben nicht mehr mit dieser Beziehung.»

Zwei Schauspieler in den Rollen von Marcus und Thomas.
Zwei Schauspieler in den Rollen von Marcus und Thomas.

Eigenes Leben nachgespielt Das Erzählen hatte für ihn schon fast einen «therapeutischen» Wert. «Wir hatten nochmals die Chance, über Dinge zu sprechen, die vielleicht so nicht mehr auf den Tisch gekommen oder dem Gegenüber eventuell in den falschen Hals geraten wären», erklärt Marcus. «So konnten wir noch mehr Verständnis füreinander entwickeln.»

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Zum Kurzfilm mit Marcus und Christine kam es wegen seines heutigen Partners Thomas. Dieser ist nämlich ein Supporter von Pink Cross und erhielt eine Mail, in der die Organisation auf «Schlussendlich schwul» hinwies. Marcus dachte sich, dass er durch dieses Projekt vielleicht anderen Menschen in einer ähnlichen Situation helfen könnte. Er erhielt eine Einladung zum Casting, wo man sofort begeistert war von seiner Geschichte.

Und wie war es für ihn, zu sehen, wie Schauspieler*innen seine eigene Geschichte nachspielen? «Wir fanden das Resultat klasse!» Sie hätten sich zwar beide gewünscht, dass dabei etwas klarer geworden wäre, dass sie zusammen drei Kinder haben. Denn das zeige schliesslich, dass die Beziehung lange Zeit in gewisser Form funktioniert hatte. Aber unter dem Strich waren sie vom Ergebnis begeistert.

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Viele positive Kommentare Einige Menschen hätten dann in Kommentaren zum Video Bedenken geäussert, ihre Kinder könnten keine Wunschkinder gewesen sein. Das sei natürlich Blödsinn, sagt Marcus. «Sie sind das Beste in meinem Leben und haben mein Coming-out wahnsinnig gut angenommen.» Doch sonst habe es unglaublich viele schöne und positive Kommentare gegeben.

Dass sich so viele Menschen auf Facebook, Instagram und Youtube das Video angeschaut haben, freut Marcus sehr. Er hoffe, dass ein paar Leute darunter sind, die es ermutigt, ihren Weg zu finden. «Denn am Ende ist nichts wichtiger, als zufrieden mit seinem Leben zu sein. Und das bin ich – sowohl mit dem heterosexuellen Part als auch mit meinem jetzigen. Dafür bin ich sehr dankbar.»

Für einen Mann in Spanien resultierte eine gleichgeschlechtliche Beziehung nach seiner Ehe mit einer Frau in einer Geldstrafe: Der Anwalt Javier Vialta muss seiner Ex-Frau 3’000 Euro Entschädigung zahlen, weil er vor und nach ihrer Ehe Beziehungen mit Männern hatte. Das entschied kürzlich eine Richterin in Valencia (MANNSCHAFT berichtete).

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