Emirates Airlines zensiert LGBTIQ-Inhalte im Bordprogramm
Die Fluggesellschaft aus Dubai schneidet gleichgeschlechtliche Küsse aus zwei Filmen heraus
Die viertgrösste Fluggesellschaft der Welt, Emirates Airlines aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (UAE), hatte noch 2017 öffentlich erklärt, dass sie eine «multikulturelle» und «globale» Firma sei: «Emirates diskriminiert niemanden auf Grund von ethnischer Zugehörigkeit, religiöser Überzeugung oder sexueller Orientierung. Diversity ist die Grundlage unserer Marke.»
Dem steht ein Bericht des «Evening Standard» aus London gegenüber, der berichtet, dass Filme mit gleichgeschlechtlichen Szenen im Bordprogramm zensiert wurden. Konkret geht es um den Oscar-nominierten Film «Ladybird» (der 2018 auch einen Golden Globe gewann) und die BBC-Produktion «Killing Eve» von Phoebe Waller-Bridge.
In «Ladybird» wird die Geschichte von Christine «Lady Bird» McPherson an einer ultra-katholischen Highschool in Sacramento erzählt, wo sie den Musical-begeisterten Danny trifft und anfängt, ihn zu daten. Nach der Premiere des Musicals erwischt Hauptdarstellerin Saoirse Ronan Danny knutschend auf der Toilette mit einem anderen Jungen aus der Musicalgruppe.
Danny wird gespielt von Lucas Hedges, der auch in «Boy Erased» die Hauptrolle übernommen hat.
In der Emirates-Version von «Lady Bird» ist der Danny-Toiletten-Kuss rausgenommen und wird der Film erst danach fortgesetzt.
In «Killing Eve» geht es um eine Szene, in der die psychopathische Killerin Villanelle (gespielt von Jodie Comer) eine Frau verführt. Der Kuss zwischen den beiden ist ebenfalls rausgeschnitten.
Interessanterweise werden vergleichbare heterosexuelle Szenen nicht ediert. Eine halbnackte Begegnung zwischen Hugh Grant und Julia Roberts in der Komödie «Notting Hill» wird von Emirates Airlines vollständig ausgestrahlt.
Fluggäste mit progressiver Firmenpolitik anlocken Fluggesellschaften edieren die Filme, die sie in ihrem Bordprogramm zeigen, routinemässig. Allerdings ist diese Form des Entfernens von homosexuellem Content ein deutlicher Widerspruch zur progressiven Firmenpolitik, mit der sich Emirates Airlines zuvor brüstete – auch, um entsprechende Fluggäste anzulocken.
Die BBC hat sich bislang nicht zu dem Vorfall geäussert. Ein anonymer Informant sagte gegenüber dem «Evening Standard», dass solche Beschneidungen untersagt werden sollten. «Wenn eine Firma gleichgeschlechtliche Momente aus dem BBC-Programm entfernen will, dann sollte die BBC ein Exempel statuieren und die Ausstrahlung des Films bzw. der Serie komplett verbieten. Solches Verhalten steht im absoluten Gegensatz zu allem, wofür wir stehen.»
Solches Verhalten steht im absoluten Gegensatz zu allem, wofür die BBC steht
Repräsentanten von Emirates Airlines, die der staatlichen Investment Corporation of Dubai gehören und somit direkt dem Königshaus unterstehen, haben den Vorfall auf Anfrage des «Evening Standard» bisher ebenfalls nicht kommentiert.
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Durchforsten von Zeitschriften Das Herausschneiden von Szenen ist vergleichbar mit der Praxis innerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate betreffend Zeitungen und Zeitschriften. Alle Publikationen, die ins Land gebracht werden, werden durchforstet nach «unpassenden» Inhalten. Zu denen zählen Nacktheit und LGBTIQ-Themen. Entsprechende Geschichten werden meist mit Schere ausgeschnitten oder mit schwarzem Textmarker unkenntlich gemacht.
Ultrakonservative heimische Kräfte haben wieder die Oberhand gewonnen
Bisher wurden Emirates Airlines als positiver und erneuernder Einfluss auf die UAE gesehen, wegen ihrer weltoffenen Ausrichtung. Aber es scheint, als hätten ultrakonservative heimische Kräfte nun doch wieder die Oberhand gewonnen und würden die selbsterklärten «multikulturellen» Werte der Fluggesellschaft mit Sitz in Dubai zurechtstutzen.
Übrigens: «Friends»-Star Jennifer Aniston ist die offizielle Werbeperson für die Fluggesellschaft.
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