Elliot Page: «Hollywood hält sich für fortschrittlicher, als es ist»
Bei seiner Lesung in Berlin spricht der Schauspieler über herrschende Rollenklischees
Der kanadische trans Schauspieler und Autor Elliot Page hat den Umgang mit Rollenbildern von Männern und Frauen in Hollywood kritisiert.
«Hollywood hinkt immer noch sehr weit hinterher und hält sich gerne für fortschrittlicher, als es ist», sagte der 36-Jährige bei einer Lesung aus seiner kürzlich erschienenen Autobiografie «Pageboy» (MANNSCHAFT berichtete) am Donnerstag in Berlin. Es gehe konkret um den Druck, dem binären Schema von Mann und Frau zu entsprechen, «wonach Frauen auf eine bestimmte Art und Weise aussehen und Männer auf eine bestimmte Art und Weise aussehen und sein müssen.»
So habe ihm damals – Jahre vor seinem Outing – vor der Premiere des sehr erfolgreichen Films «Juno» im Jahr 2007 jemand gesagt, er solle ein Kleid tragen. Dabei sei es ihm schon immer unangenehm gewesen, Kleider zu tragen. Schon als Kind habe er gewusst, dass er ein Junge sei.
«Es spielt keine Rolle, dass ich trans bin. Es spielt keine Rolle. Wenn ich zum Beispiel eine Cis-Frau wäre und es nicht wollte, verpiss dich», sagte Page. Vom Publikum erntete er dafür Applaus. «Es gibt sicherlich einen Druck, sich anzupassen und auf eine bestimmte Weise auszusehen, und das ist in dieser Welt allgegenwärtig», sagte Page. Das sehe er kritisch, vor allem weil Hollywood so eine globale Reichweite habe.
Die Kraft für sein Engagement ziehe er aus der queeren Gemeinschaft. «So wie mein Buch nicht linear geschrieben ist, ist auch der Fortschritt nicht linear.» Ein grosses Vorbild für Page sei die schwarze Trans Frau Miss Major, die eine viel brutalere Realität erlebt habe und dennoch immer weiter für andere da gewesen sei.
Weil Page von seinen Privilegien habe profitieren können – auch etwa bei der Gesundheitsversorgung – wolle er weitermachen. «Das bringt mich dazu, für die Gemeinschaft da zu sein, meine Plattform und mein Privileg zu nutzen.»
Page hatte kürzlich auch über das Verhältnis zu seiner Familie, speziell seine Mutter gesprochen (MANNSCHAFT berichtete). «Sie ist mir heute eine grosse Verbündete», sagte er. «Früher wusste sie es einfach nicht besser, hat es mit mir gut gemeint. Sie dachte immer: Wenn man sich anpasst, wird schon alles gut. Damit ist sie selbst gross geworden. Und wenn man das immer erzählt bekommt, glaubt man es.» Jetzt sehe seine Mutter, wie viel glücklicher er sei und wie wohl er sich in seinem Körper fühle. Das sei auch für sie eine Erleichterung.
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