Ein politisches Statement: Salomes Heirat in Deutschland
Salome Zimmermann ist in Deutschland verheiratet – in der Schweiz nur verpartnert.
Salome lebt in der Schweiz, Anja in Deutschland. Damit sich die beiden während der Corona-Krise sehen konnten, hat das Paar früher als geplant geheiratet. Dies ist in Salomes Heimat weiterhin nicht möglich. Die «Ehe für alle» steht jedoch am heutigen Mittwoch im Bundeshaus zur Debatte (MANNSCHAFT berichtete).
Die Corona-Einschränkungen haben die Pläne von Salome Zimmermann auf den Kopf gestellt. Sie und Anja Weidmann wollten eigentlich erst im nächsten Herbst heiraten. Da Salome in der Schweiz lebt und Anja in Deutschland, hatten sie sich zwei Monate lang nicht mehr treffen können. Das war für das Paar irgendwann zu viel. Nach dem Besuch auf dem Standesamt in Stuttgart Mitte Mai war die Landesgrenze kein unüberwindbares Hindernis mehr. Die Heirat in Deutschland war für Salome auch ein politisches Statement, wie sie gegenüber MANNSCHAFT sagt.
Reformierte Kirche ist für Ehe für alle!
Ungewollte Coming-outs «Jedes Mal, wenn wir die Grenzen wechseln, wechseln wir auch unseren Zivilstand. Verheiratet, verpartnert, wieder verheiratet, dann wieder verpartnert…» Mittlerweile können die beiden über diesen absurden Umstand schmunzeln. Doch eigentlich sei diese Unterscheidung gar nicht witzig, sondern diskriminierend, findet Salome. «Wenn du dich um eine Arbeitsstelle oder um eine Wohnung bewirbst, musst du immer gleich ein Coming-out machen und sagen, dass du in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebst.»
Dabei sei es doch egal, ob ein gleichgeschlechtliches oder verschiedengeschlechtliches Paar diesen «staatlichen Akt» beanspruche. Es gehe doch immer um dasselbe: «Nämlich, dass wir verbindlich festhalten wollen, füreinander zu sorgen, weil wir uns lieben.» Die Heirat in Deutschland soll zeigen, dass die beiden gleichberechtigt sein wollen. «Es hat wirklich gutgetan, die gleiche Zeremonie zu erleben und die Unterschrift auf das gleiche Formular zu setzen, wie dies verschiedengeschlechtliche Paare tun. Das ist Gleichberechtigung.»
Papst Benedikt XVI wettert wieder gegen Ehe für alle
«Überzeugung der Bevölkerung» Salome ist überzeugt, dass der Nationalrat dem Hauptantrag zustimmt, wenn am heutigen Mittwoch die Ehe für alle zur Debatte steht. «Dies ist nicht nur eine Frage des Respekts gegenüber uns LGB-Menschen. Es ist auch die Überzeugung der schweizerischen Bevölkerung.» Denn Umfragen hätten gezeigt, dass 82% der Schweizer*innen die Ehe für alle befürworten.
Als Präsidentin des Komitees «Ehe für alle» und ehemalige Bundesverwaltungsrichterin beobachtet Salome Zimmermann die Geschäfte im Nationalrat genau. Sie sei auch zuversichtlich, dass der Minderheitsantrag Flach eine Mehrheit finden werde. Dabei geht es um den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin für Frauenpaare. «Es ist ein urliberales Credo, dass alle Menschen, also auch Lesben, die gleichen Chancen haben sollen», sagt Salome.
Wandel nachvollziehen «Es ist erwiesen, dass für das Wohlergehen eines Kindes nicht die sexuelle Orientierung der Eltern, sondern Stabilität, Familienverhältnisse und das Engagement der Eltern entscheidend sind.» Gemäss Umfragen würden dem rund zwei Drittel der Bevölkerung zustimmen.
Ehe für alle – Spanische Nachhilfe für die Schweiz
Salome zählt darauf, dass der Nationalrat in der Sommersession den gesellschaftlichen Wandel nachvollzieht. Dann würde sich ihr Zivilstand künftig nicht mehr ändern, wenn sie den Fuss über die Grenze setzt, um ihre Ehefrau in Deutschland zu besuchen.
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