EBU «besorgt über das Geschehen in der Ukraine»

Kann Russland jetzt noch am ESC 2022 teilnehmen?

Manizha trat 2021 für Russland an (Foto: Peter Dejong/AP/dpa)
Manizha trat 2021 für Russland an (Foto: Peter Dejong/AP/dpa)

Knapp drei Monate noch bis zum Eurovision Song Contest. Üblicherweise treten dort sowohl Russland als auch die Ukraine an. Wird man Russland nach dem Angriff auf die Ukraine von dem Wettbewerb ausschliessen?

Das wollten wir von der European Broadcasting Union (EBU) wissen. Die erklärte am Donnerstag gegenüber MANNSCHAFT: «Der Eurovision Song Contest ist eine nicht-politische kulturelle Veranstaltung. Die EBU ist allerdings besorgt über die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine und wird weiterhin sehr genau die Situation beobachten.»

Die Ukraine tritt dieses Jahr mit dem zweitplatzierten Beitrag an; der Konflikt mit Russland hatte den Vorentscheid mal wieder überschattet (MANNSCHAFT berichtete).

Im vergangenen Jahr hatte die EBU Belarus nicht als Teilnehmer für den ESC 2021 in Rotterdam zugelassen (MANNSCHAFT berichtete). Ursprünglich sollte die Gruppe Galasy ZMesta mit dem Song «Ya nauchu tebya» antreten. Die EBU erklärte, man habe festgestellt, dass er die nicht-politische Natur des ESC infrage stelle. Die Band hatte sich bei den im Land stattfindenden Protesten für den autoritären Präsidenten Aleksander Lukaschenko und gegen die Protestierenden ausgesprochen: Wenn man versuche, «das Land zu zerstören, das wir lieben und in dem wir leben, können wir nicht gleichgültig bleiben …», hiess es auf der Webseite der Band.

Die ukrainische Hauptstadt Kiew hat wegen des russischen Angriffs am Donnerstagnachmittag Luftalarm ausgelöst. Die Stadtverwaltung rief am Donnerstag alle Bürger*innen dazu auf, sich in Luftschutzbunkern in Sicherheit zu bringen.

Derweil hat der Fussball-Zweitligist FC Schalke 04 erklärt, man werde nach dem Angriff auf die Ukraine nicht mehr mit dem Schriftzug seines russischen Hauptsponsors Gazprom auflaufen.

Und die Europäische Fussball-Union wird St. Petersburg das Champions-League-Finale entziehen. Das Endspiel ist bislang für den 28. Mai in der WM-Arena in Wladimir Putins Heimatstadt vorgesehen. Der Beschluss zur Aberkennung der Gastgeberrolle soll nach dpa-Informationen auf der ausserordentlichen Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees am Freitag fallen. Eine Entscheidung über einen Ersatzort wird noch nicht erwartet.

Und der britische Premierminister Boris Johnson hat nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine ein «gewaltiges Paket an Wirtschaftssanktionen» angekündigt. In einer Fernsehansprache an die Nation sprach Johnson am Donnerstag von einer «riesigen Invasion zu Land, zu See und aus der Luft». Deshalb würden noch am Donnerstag in Abstimmung mit den Verbündeten Wirtschaftssanktionen beschlossen. Johnson deutete zudem an, dass Grossbritannien weitere Waffen an die Ukraine liefern könnte.

Wladimir Putin ist ein Diktator, dessen barbarische Unternehmung scheitern muss.

Den russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnete Johnson als Diktator, dessen «barbarische Unternehmung» scheitern müsse. Der Angriff auf die Ukraine sei «ein Angriff auf die Demokratie und die Freiheit in Osteuropa und der ganzen Welt». An die Menschen in der Ukraine gerichtet, sagte er: «Wir sind in diesem Moment des Leids bei euch. Wir beten für euch und eure Familien und stehen an eurer Seite.»

Ende letzter Woche zeichneten die USA ein Horrorszenario für religiöse und ethnische Minderheiten sowie Queers und warnten vor gezielten Tötungen und Entführungen von LGBTIQ bei einem Einmarsch in die Ukraine (MANNSCHAFT berichtete).

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