«Downton Abbey»: Butler Thomas Barrow erlebt endlich Happy End
Der neue Kinofilm bietet der leidgeprüften Figur eine befreitere LGBTIQ-Zukunft
Seit dieser Woche läuft «Downton Abbey: Eine neue Ära» in den Kinos. Und eingebettet in die Saga rund um die Familie Crawley erlebt diesmal der schwule Butler Thomas Barrow (gespielt von Rob James-Collier) eine Liebesgeschichte – die nicht tragisch endet!
(Achtung, dieser Artikel enthält Spoiler!) Wir erinnern uns: Thomas Barrow ist die einzige LGBTIQ-Figur in der Serie und in den Kinofilmen, die durchgehend dabei ist. Und die bislang nie in eine positive Geschichte eingebunden war. Eher im Gegenteil: Es konnten einen als queere*n Zuschauer*in fast zur Verzweiflung bringen, Barrow immer wieder als traurige Figur am Rande sehen zu müssen. (MANNSCHAFT berichtete über queere Figuren in historischen Serien.)
Beim letzten Kinofilm 2019 kamen König George V. und Queen Mary zu Besuch nach Downton, im Rahmen einer «Royal Tour» durch Yorkshire. Damals entwickelte sich eine flüchtige Romanze zwischen Barlow und dem Royal Dresser des Königs, Richard Ellis.
Gefängnis für «grob unsittliches Verhalten» Dieser nahm Barlow mit nach York, um dort gemeinsam eine schwule Untergrundbar aufzusuchen. Ausgerechnet an einem Abend, an dem dort eine Polizeirazzia stattfindet. Zu der Zeit konnte schwuler Sex mit lebenslanger Gefängnisstrafe geahndet werden, für «grob unsittliches Verhalten» drohten mindestens zwei Jahre hinter Gittern. Ein Schicksal, das Oscar Wilde Ende des 19. Jahrhunderts bekanntlich widerfuhr, verbunden mit «harter Arbeit», die Wildes Gesundheit ruinierte. (MANNSCHAFT berichtete über die Gefängniszelle Oscar Wildes, die Bansky zu einem Kunstort machen will.)
Glücklicherweise konnte Ellis im letzten Film seine Position im Königshaus nutzen, um Barrow aus dem Polizeigewahrsam zu befreien, ohne dass Anklage erhoben wurde. Doch das war dann auch schon das Ende der Beziehung zwischen Butler und Royal Dresser.
Viele Fans hatten sich bereits seit der ersten Staffel der Serie 2010 gefragt, ob Barrow jemals etwas anderes erleben würde als Ausgrenzung und drohenden Ruin? Doch nun bekommt er erstmals «Hoffnung auf eine bessere Zukunft», wie es das LGBTIQ-Nachrichtenportal Pink News formuliert.
Denn in «Downton Abbey: Eine neue Ära» kommt ein Filmteam nach Downton, um dort einen Stummfilm zu drehen. Worauf sich die Familie nur widerwillig einlässt, um mit dem Geld das kaputte Dach zu reparieren.
Barrow wird im neuen Film schnell bemerkt vom Filmstar Guy Dexter (gespielt von Dominic West), der darauf besteht, dass der Butler ihn mit seinem Vornamen anspricht. Nach zehn Jahren in den USA glaube Dexter nicht mehr an eine Unterscheidung zwischen Dienern und Herrschaften, sagt er.
Neues Leben in Kalifornien Nachdem die beiden Männer sich immer wieder verstohlen und vertraulich unterhalten, wird Barrow am Ende des Films von Dexter eingeladen, mit ihm in die Vereinigten Staaten zu kommen – als sein Butler. Was praktisch bedeutet: als sein Partner, mit dem er zusammen in einem Haus lebt.
Natürlich war es für Filmstars in Hollywood damals auch nicht möglich, offen homosexuell zu sein. So dass es üblich war, Partnerschaften zu maskieren und entweder von «Roommates» zu sprechen, von «Kollegen» oder eben von «Butlern». Eine Vorgehensweise, die in jenen Jahren auch in Deutschland und Österreich genutzt wurde, um mit der homophoben Gesetzgebung umzugehen und trotzdem hinter einer vermeintlich heteronormativ-bürgerlichen Fassade eine LGBTIQ-Beziehung zu leben. (MANNSCHAFT berichtete über die geheimen Sexabenteuer der Hollywoodstars im Zusammenhang mit Scotty Bowers und seinem Skandalbuch «Full Service» über einen Männer-Escortservice in Los Angeles.)
Pink News schreibt: «Während Dexter darauf besteht, dass dieses Arrangement so viel oder so wenig bedeuten kann, wie Barrow will, ist absolut klar, dass dieser mehr als bereit ist, einmal um die Welt zu reisen und dort bis ans Ende seiner Tage mit einem attraktiven Filmstar zusammen zu leben.»
Ist die Dowager Countess die eigentliche schwule Figur? Ob man diesen Nebenstrang der Haupthandlung als «Gay Baiting» bezeichnen sollte, ist jedem Zuschauer bzw. jeder Zuschauerin selbst überlassen. Auf jeden Fall bringt es die Geschichte der Figur des Thomas Barrow nach fast 12 Jahren für queere Fans zu einem Abschluss, der zum Wohlfühlfaktor der restlichen Serie rund um Maggie Smith und all den anderen passt.
Man könnte auch fragen, ob nicht die Dowager Countess (Smith) mit ihren scharfzüngigen Bemerkungen die eigentliche queere Identifikationsfigur sei. Es gibt jedenfalls genügend schwule Fans, die in ihr eine typische «Tunte» in Drag sehen und sie genau deswegen weit mehr lieben, als die tatsächliche schwule Figur, die immer nur am Abgrund vorbeigeschrammt war.
Im neuen Film gibt die Dowager Countess ihrer Enkelin Mary einen Rat, wie man sich Respekt verschaffen kann: «Sorge dafür, dass sie in dir einen Drachen sehen.»
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