Doppelt so viele Hassverbrechen in Russland

Keine leichte Aufgabe für Aktivist*innen
Keine leichte Aufgabe für Aktivist*innen

Die Zahl der Hassverbrechen gegen LGBT-Menschen in Russland hat sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt.

Bei 200 der rund 250 untersuchten Verbrechen handelt es sich gemäss dem Zentrum für Unabhängige Soziologische Forschung in St. Petersburg um Mordfälle. Wie Experten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters berichten, sei die Zunahme vor allem dem Verbot der «Homosexuellenpropaganda» zuzuschreiben, das 2013 in Kraft getreten ist.

Die Zahl der Verurteilungen für Verbrechen gegen LGBT-Menschen sei von 18 in 2010 auf 65 in 2015 gestiegen, sagten die Experten und beriefen sich auf die Gerichtsakten des russischen Rechtsinformationssystems RosPravosudie. Eine Mehrheit der Opfer seien schwule Männer.

«Die Täterschaft ist aggressiver und weniger ängstlich geworden», sagte Swetlana Sacharowa, Vorstandsmitglied des «Russian LGBT Network». Sie habe einen ähnlichen Trend beobachtet. «Es scheint, als unterstütze die Regierung ihr Handeln. Viele Täter sprechen offen über ihre Verbrechen und bezeichnen sie als noble Taten.»

Das Verbot der «Homosexuellenpropaganda» wurde von der russischen Duma im Juni 2013 erlassen und noch im selben Monat von Präsident Wladimir Putin verabschiedet. Personen und Organisationen machen sich demnach strafbar, wenn sie Minderjährige mit einer homosexuellen Thematik konfrontieren. Darunter kann beispielsweise das Hissen einer Regenbogenfahne fallen, die Aufklärung über Homosexualität oder ein Kuss zwischen einem gleichgeschlechtlichen Paar, sofern er in der Öffentlichkeit erfolgt.

Die Organisation ILGA, die die 49 Länder Europas jährlich auf ihre Akzeptanz und Rechtslage von LGBT-Menschen untersucht, bewertete Russland mit dem zweitletzten Platz vor Aserbaidschan.

Putin selbst sagte 2015 in einem Interview mit US-amerikanischen Fernsehsender CBS, dass Schwule und Lesben in Russland nicht diskriminiert seien.

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