«Die Affenpocken bieten keinen Grund zur Panik»

Die Aids-Hilfe Schweiz klärt mit einer Informationskampagne über die Affenpocken auf

Kolorierte, elektronenmikroskopische Aufnahme von Affenpocken-Viren. (Bild: Andrea Männel/Andrea Schnartendorff/RKI/dpa)
Kolorierte, elektronenmikroskopische Aufnahme von Affenpocken-Viren. (Bild: Andrea Männel/Andrea Schnartendorff/RKI/dpa)

Mit einer neuen Kampagne will die Aids-Hilfe Schweiz über die Affenpocken informieren und die Community beruhigen. Der Ausbruch sei in keiner Weise mit COVID-19 oder gar mit der AIDS-Krise der Achtzigerjahre zu vergleichen, sagt Vinicio Albani, Regionalkoordinator bei der Aids-Hilfe Schweiz.

Die Aids-Hilfe Schweiz startet eine Informationskampagne über die Affenpocken. Weshalb? Wir wollen in erster Linie kommunizieren, dass die Affenpocken keinen Grund zur Panik bieten. Würden wir nichts sagen, wäre eine grosse Unsicherheit da – und diese wollen wir vermeiden. Einerseits möchten wir Männer, die mit Männern Sex haben (MSM), auf die Symptome sensibilisieren. Andererseits möchten wir der Stigmatisierung von schwulen und bisexuellen Männern in Politik und in Gesellschaft entgegenwirken.

Mainstream-Medien bringen die Affenpocken immer wieder mit MSM in Verbindung. In E-Mails und Kommentaren auf Social Media ziehen einige MANNSCHAFT-Leser*innen Vergleiche mit dem Beginn der AIDS-Krise in den Achtzigern. Der Vergleich ist nicht berechtigt. Die Ausgangslage ist eine komplett andere, der Virus ist etwas völlig anderes und auch von der Krankheit her sind die Affenpocken in keiner Weise mit AIDS zu vergleichen. Noch einmal: Panik ist nicht angebracht. Saunen zu schliessen oder gar LGBTIQ-Events abzusagen, wäre – gemäss dem Wissenstand von heute – am Ziel vorbeigeschossen.

Und doch waren vor allem MSM von den Affenpocken betroffen. Warum? Das wissen wir zurzeit noch nicht. Es kann ein Zufall sein. Medizinisch gesehen gibt es keinen Grund, weshalb die Affenpocken vor allem beim Sex zwischen Männern übertragen werden sollen.

Wie sehen die Übertragungswege von Affenpocken aus? Zwei bekannte Übertragungswege sind enger Hautkontakt sowie Tröpfcheninfektionen. Eine Ansteckung kann vermutlich auch über kontaminierte Kleidung oder Handtüchern erfolgen.

Mit einer Kampagne will die Aids-Hilfe Schweiz über die Affenpocken aufklären und Unsicherheiten aus der Welt schaffen. (Bild: AHS/Dr. Gay)
Mit einer Kampagne will die Aids-Hilfe Schweiz über die Affenpocken aufklären und Unsicherheiten aus der Welt schaffen. (Bild: AHS/Dr. Gay)

Auf welche Symptome der Affenpocken gilt es zu achten? Auf allgemeine Grippesymptome, Fieber, anschwellende Lymphknoten sowie Gelenk- oder Kopfschmerzen. Der für die Affenpocken typische Hautausschlag zeigt sich in der Regel fünf Tage nach Symptombeginn in Form von Pickeln oder Blasen, die sich vom Gesicht oder vom Genitalbereich auf den ganzen Körper ausbreiten können. Dieser Hautausschlag kann auch mit Syphilis verwechselt werden.

Bis auf den Hautausschlag könnte man eine Affenpocken-Infektion mit einer Corona-Erkrankung verwechseln. Die genannten Symptome sind die typischen Anzeichen eines Körpers, der sich gegen eine virale Infektion wehrt. Wichtig ist, dass man bei einem Verdacht erst einmal zuhause bleibt und eine medizinische Fachpersonen telefonisch kontaktiert. Bitte einen Arzt oder eine Ärztin nicht ohne Termin aufsuchen.

Inwiefern ist der Ausbruch von Affenpocken mit COVID-19 zu vergleichen? Ich verstehe, dass man Vergleiche ziehen will. Es besteht keinen Grund zur Sorge: Die Affenpocken sind von Mensch zu Mensch viel schwerer übertragbar – es braucht wirklich engen Körperkontakt. Der Krankheitsverlauf ist viel milder und eine Ansteckung klingt in der Regel von alleine ab. Die Affenpocken sind auch nicht mit den Menschenpocken aus vergangenen Jahrzehnten vergleichbar, was die Schwere der Krankheit und das Ansteckungsrisiko betrifft.

Wie kann man sich vor Affenpocken schützen? Muss man den Alltag einschränken?

Man kann sich vor den Affenpocken schützen, wenn man auf engen Körperkontakt verzichtet. Aber im Moment  können wir unseren Alltag wie gewohnt leben und müssen auch nicht etwa auf Sex verzichten. Wichtig ist, dass man über die Affenpocken und deren Symptome informiert bleibt und im Verdacht auf eine Ansteckung eine entsprechende Fachperson kontaktiert. Es gilt: Wachsam sein und im Falle von Symptomen den physischen Kontakt mit anderen Menschen meiden, bis man genau weiss, was man hat.

Besteht die Gefahr, dass die Gesellschaft die Affenpocken als Krankheit der Schwulen abschreibt? Wer solche Schlüsse zieht, denkt nicht sehr weit. Auch andere Personen als MSM können sich mit den Affenpocken anstecken. Das Virus macht keinen Unterschied bei der sexuellen Orientierung.

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