Der «Homoheiler» bleibt im Bücherregal
Weshalb die Schweizer Buchhandlungen Ex Libris und Orell Füssli weiterhin Ratgeber zur Konversionstherapie verkaufen.
Während Amazon Bücher zur Konversionstherapie verbannt, stehen sie bei den grössten Schweizer Buchhandlungen weiterhin zum Verkauf. Als Grund dafür nennen die Unternehmen die Meinungsfreiheit.
Da Homosexualität erwiesenermassen keine Krankheit ist, kann sie auch nicht therapiert werden. Konversionstherapien verfehlen also immer ihren intendierten Zweck und können Betroffene nachhaltig psychisch schädigen. Während gegen die «Homoheiler» in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittlerweile Widerstand wächst, sind ihre Bücher weiterhin frei erhältlich.
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Erfolgreiche Proteste Nach Protesten von LGBTIQ-Aktivist*innen hat nun Amazon durchgegriffen und zahlreiche Titel zur Konversionstherapie aus dem Sortiment gestrichen. Dazu gehören Bücher des US-Amerikaners Joseph Nicolosi, der sich selbst als «Gründer der Konversionstherapie» sah. Der 2017 verstorbene katholische Psychologe gab mit seinen Schriften Eltern von Schwulen und Lesben eine pseudowissenschaftliche Grundlage für ihre homophoben Überzeugungen.
In den grossen Schweizer Buchhandlungen Ex Libris und Orell Füssli steht Nicolosis Buch «Healing Homosexuality» – genau wie alle anderen Titel zur Konversionstherapie – weiterhin zum Verkauf. MANNSCHAFT hat sie damit konfrontiert und wollte wissen, weshalb sie diese Bücher im Sortiment haben.
«Meinungs- und Informationsfreiheit» «Wir orientieren uns an der schweizerischen Gesetzgebung», sagt Marie-Christine Schindler, Medienverantwortliche bei Ex Libris. «Mit unserem Angebot von zehn Millionen physischen und elf Millionen digitalen Medienangeboten leisten wir auch einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt sowie zur Meinungs- und Informationsfreiheit.»
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Meinungen und Präferenzen können nicht die Grundlage für den Ausschluss von Büchern sein, so Schindler weiter. Ex Libris mute sich auch nicht zu, als Zensurstelle zu erscheinen, würde jedoch eine umfassendere Gesetzgebung begrüssen. Dazu gehöre eine Alterskategorisierung, wie sie bei Filmen und Games bereits besteht.
Verbot ist unwahrscheinlich In eine ähnliche Richtung geht die Stellungnahme von Orell Füssli: «Wir sind uns bewusst, dass bestimmte Bücher sehr umstritten sind. Wir nehmen jedoch keine Zensur vor oder schliessen Bücher aufgrund ihrer Inhalte aus unserem Sortiment aus», sagt Alfredo Schilirò, Pressesprecher von Orell Füssli. Eine Ausnahme stellen durch Gerichte verbotene Bücher und Medien dar. Dabei berücksichtige Orell Füssli auch den Index der deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften.
Einen Index wie diesen, auf dem mehrere hundert Printmedien gelistet sind, gibt es in der Schweiz nicht. Auch sind Verkaufsverbote für Bücher durch schweizerische Gerichte sehr selten. Dass Literatur zu Konversionstherapien also gerichtlich aus Schweizer Buchhandlungen verbannt werden, ist sehr unwahrscheinlich.
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Weltbild und Ebay reagieren Dass es durchaus anders geht, zeigt das Augsburger Buchhandelsunternehmen Weltbild, das auch in der Schweiz präsent ist: Auf Anfrage von MANNSCHAFT entschuldigte sich Weltbild dafür, dass «Healing Homosexuality» in den Online-Shop gelangt sei. Der Titel wurde umgehend entfernt.
Ebay liess ebenfalls ein Angebot mit dem Buch entfernen und bedankte sich bei MANNSCHAFT für den Hinweis. Der Artikel sei nicht im Einklang mit den Grundsätzen von Ebay, schreibt das Unternehmen in seiner Antwort.
So bleibt die Erkenntnis, dass Online-Buchhandlungen – selbst wenn Millionen von Titel zum Verkauf stehen – nichts anderes sind als grosse Buchläden, die selbst entscheiden, welche Produkte verkauft werden und so eine Plattform erhalten.
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