Bundesrat stellt Weichen für Gegenvorschlag zur CVP-Initiative
Die konservative Ehedefinition der CVP muss nicht nochmals vors Volk
Der Bundesrat verabschiedete heute eine Zusatzbotschaft zur Beseitigung der «Heiratsstrafe». Nun ist die CVP gefragt: Zieht sie ihre Initiative mit der konservativen Ehedefinition zurück?
Ein weiteres Kapitel in der Geschichte der umstrittenen CVP-Initiative, die der LGBTIQ-Community immer wieder Bauch- und Kopfschmerzen verursacht. In seiner heutigen Sitzung beschloss der Bundesrat eine Zusatzbotschaft zur Änderung des Bundesgesetzes über die direkte Bundessteuer. Somit gibt er dem Parlament eine Grundlage, um einen Gegenvorschlag zur CVP-Initiative zu erarbeiten. Die Initiative kommt nicht nochmals vors Volk – vorausgesetzt, das Initiativkomitee zieht sie zurück.
Wir erinnern uns: Im Februar 2016 lehnte die Schweizer Stimmbevölkerung äusserst knapp mit 50,8% die CVP-Initiative «Für Ehe und Familie – Gegen die Heiratsstrafe» ab. Deren Hauptziel war die Beseitigung der steuerlichen Benachteiligung gutverdienender Ehepaare, die sogenannte «Heiratsstrafe». In einem Nebensatz definierte der Initiativtext zugleich die Ehe als auf Dauer angelegte Bindung zwischen Mann und Frau.
Im April dieses Jahres erklärte das Bundesgericht die Abstimmung für ungültig – eine Premiere in der Schweizer Geschichte. Der Grund: Im Vorfeld der Volksabstimmung hatte der Bundesrat falsche Zahlen kommuniziert. Er sprach von nur 80’000 Ehepaaren, die durch die «Heiratsstrafe» höher besteuert würden. Tatsächlich sind jedoch rund 450’000 Paare betroffen. Eine Zahl, die erst nach der Abstimmung im Februar 2016 bekannt geworden war. Grund genug für die CVP, eine Beschwerde einzureichen.
Schweizer Parlamentswahlen «sehr entscheidend» für LGBTIQ
Die heute vom Bundesrat verabschiedete Zusatzbotschaft enthält neue, beziehungsweise aktualisierte Schätzungen. «Von einer verfassungswidrigen steuerlichen Mehrbelastung sind geschätzte 450’000 Zweiverdienerehepaare und 250’000 Rentnerehepaare betroffen», schreibt der Bundesrat in einer Medienmitteilung und fügt hinzu: «Diese Zahlen beruhen auf Annahmen und sind mit erheblichen Unsicherheiten verbunden.»
Eine Beseitigung der «Heiratsstrafe» hat finanzielle Auswirkungen zur Folge. Der direkten Bundessteuer würden rund 1,5 Milliarden Franken fehlen. «Davon entfallen rund 1,2 Milliarden Franken auf den Bund und rund 300 Millionen Franken auf die Kantone», so der Bundesrat.
Im Bereich der Sozialversicherungen kommt der Bundesrat zum Schluss, dass verheiratete Personen in einer Gesamtbetrachtung leicht bessergestellt sind als unverheiratete Personen. Er sieht in diesem Bereich deshalb keinen Handlungsbedarf.
Frist für Ehe für alle in der Schweiz verlängert
Die CVP hat bis Mai 2020 die Möglichkeit, ihre Initiative zurückzuziehen.
Das könnte dich auch interessieren
Community
Schwuler Pfarrer produziert Jocks – um seine Rente aufzubessern
Der Rentner Thomas Kroiß aus dem Saarland hat einen Nebenjob, wie ihn andere sicher auch haben: Er näht und verkauft Jocks. Nur: Priester sind wahrscheinlich die wenigsten.
Von Newsdesk Staff
Religion
News
Lifestyle
Hessen
Zwei Männer queerfeindlich beleidigt und geschlagen
In Frankfurt am Main kam es am Wochenende zu einem queerfeindlichen Übergriff.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
Polizei
Italien
Suche nach Sex endete tödlich: 50 Jahre nach Mord an Pasolini
50 Jahre ist es her, dass einer von Europas grossen Regisseuren der Nachkriegszeit ermordet wurde. Der Fall ist bis heute nicht geklärt. Und wird es vermutlich auch nie.
Von Newsdesk/©DPA
Schwul
News
Justiz
International
Polizei
Österreich
Kanzler Stocker zum ESC: Wäre «fataler Fehler, Israel auszuschliessen»
Im Mai 2026 soll der 70. Eurovision Song Contest in Wien ein ungetrübtes Fest werden. Die Debatte um die Teilnahme Israels wirft aber Schatten. Was sagt Österreichs Kanzler?
Von Newsdesk/©DPA
News
Eurovision Song Contest