Daniel Craig über schwule Sexszene: «Wir haben gelacht»
Für den britischen Schauspieler gab es eine neunminütige stehende Ovation
In Luca Guadagninos neuem Film «Queer» ist Daniel Craig in einigen Sexszenen mit einem jüngeren Mann zu sehen. In Venedig gibt der «James Bond»-Star Einblick in die Dreharbeiten.
Daniel Craig liefert in Luca Guadagninos romantischem Drama «Queer» eine Karriere-Bestleistung ab. Der Film mit expliziten Liebesszenen begeisterte am 3. September bei seiner Weltpremiere beim Filmfestival von Venedig ein vollbesetztes Theater und erhielt eine neunminütige stehende Ovation.
Im Film ist Daniel Craig in einigen Sexszenen mit einem jüngeren Mann zu sehen. «Sie wissen so gut wie ich, dass es nichts Intimes hat, eine Sexszene an einem Filmset zu drehen», sagte der 56-Jährige in Venedig gegenüber der Presse. «Es gibt eine Gruppe von Leuten, die dich beobachten. Wir wollten es einfach so rührend, so echt und so natürlich wie möglich machen.»
Der britische Schauspieler spielt an der Seite von Drew Starkey (30) die Hauptrolle in «Queer» (MANNSCHAFT berichtete). Craig, der mit seiner Rolle als «James Bond» zum Weltstar wurde, führte zum Dreh der erotischen Szenen aus: «Wir haben einfach gelacht. Wir haben versucht, es lustig zu machen.»
Starkey sagte gegenüber der Presse, dass ihm beim Gedanke an die Zusammenarbeit mit Guadagnino und Craig anfänglich etwas bange geworden sei. «Ich war mit ihren Arbeiten vertraut und ein Fan», sagte er. «In eine neue Situation zu kommen ist immer nervenaufreibend. Das machte zusätzlich Druck.» Starkey und Craig nahmen gemeinsam Tanzstunden, um sich miteinander und der Choreografie der intimen Szenen vertraut zu machen.
Der Film «Queer», der bei den Filmfestspielen von Venedig im Wettbewerb läuft, basiert auf einer Erzählung von William S. Burroughs. Im Zentrum steht Lee (Craig), der im Mexiko der 50er-Jahre seinen Alltag durch Drogenabhängigkeit und erotische Bekanntschaften mit Männern navigiert. Eines Tages lernt er Eugene (Starkey) kennen. Lee verliebt sich in den Jungen, die beiden beginnen eine Affäre. Doch Eugene ist emotional deutlich weniger involviert. Die beiden brechen zu einer Reise nach Südamerika auf, um dort nach einer psychedelischen Droge zu suchen.
Die Kritiken lobten insbesondere Craigs verletzliche Darstellung, die den emotionalen Kern des Films eindrucksvoll vermittle.
Guadagnino, ein Stammgast beim Filmfestival von Venedig, las das Buch erstmals im Alter von 17 Jahren, was einen tiefgreifenden Einfluss auf ihn hatte. Diese emotionale Verbindung zur Geschichte war der Antrieb für die Verfilmung, die Craig als «roh und enthüllend» beschreibt. «Es geht um Liebe, aber auch um Verlust, um Einsamkeit, um Sehnsucht», sagte Craig. «Wenn ich für mich eine Rolle mit all den Dingen schreiben würde, die ich tun möchte, würde diese alles erfüllen.»
Die 81. Ausgabe des Filmfestivals von Venedig befindet sich gegenwärtig in der letzten Woche mit der Premiere von «Joker: Folie à Deux» am 4. September. Dieses Jahr gaben sich viele Hollywoodstars die Ehre, darunter Lady Gaga, Angelina Jolie, Nicole Kidmann, Tilda Swinton und Pedro Almodóvar (MANNSCHAFT berichtete). Die Preise werden am letzten Tag des Festivals, dem 7. September, verliehen.
Mehr: Gerichtsurteil in Thailand – Youtube-Koch zerstückelte seinen Liebhaber (MANNSCHAFT berichtete)
Das könnte dich auch interessieren
Film
Regisseur Jon M. Chu: «Wicked ist ein Lebenswerk»
Bald startet die Fortsetzung des Musicalfilms «Wicked». Teil eins mit Popstar Ariana Grande und Cynthia Erivo holte zwei Oscars. Für Regisseur Jon M. Chu zählt aber etwas anderes als der Oscar-Hype.
Von Newsdesk/©DPA
Unterhaltung
Award
Interview
Lukas von Horbatschewsky: «Mit der Szene hatte ich mein Coming-out»
Mit nur 24 Jahren setzt Lukas von Horbatschewsky sensible Themen wie Suizidalität, Orientierungslosigkeit und Selbstsuche in Szene. Hier spricht er über seinen neuen Film, die Verantwortung als Schauspieler und seine besondere Methode der Figurenarbeit.
Von Patrick Heidmann
Film
Coming-out
Unterhaltung
TIN
Community
«Drama Queens»: Ein Film zeigt der Heteronormativität den Mittelfinger
Mit «Drama Queens» liefert Alexis Langlois eine explosive Mischung aus Musical, Gesellschaftssatire und queerer Punk-Attitüde. Ein Film, der Heteronormativität endgültig verabschiedet.
Von Patrick Schneller
Unterhaltung
Lesbisch
Drag
Film
Community
«Zeit, die Krallen zu zeigen!» – Hamburg feiert wieder queere Filme
Auf Kampnagel in Hamburg ist das HIQFF gestartet. In schwierigen Zeiten ist so ein queeres Filmfestival herausfordernd, aber umso wichtiger.
Von Stephan Bischoff
Film