Bierhoff zur WM in Katar: «Wir müssen eine Haltung haben»
Oliver Bierhoff würde eine koordinierte Aktion der europäischen Fussballfamilie zur Lage in Katar begrüssen
Themen wie Frauen- oder Homosexuellenrechte würden bei dieser WM eine Rolle spielen, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff.
DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat die Position des Verbands zu Aktionen wegen der Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland Katar bekräftigt. «Wir müssen eine Haltung haben, Position beziehen», sagte Bierhoff in einem Interview mit dem Spiegel. Es solle über «mit der europäischen Fussballfamilie» koordinierte Aktionen nachgedacht werden. Ähnlich hatte sich der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Bernd Neuendorf, geäussert.
Es gehe ihm nicht darum, mögliche individuelle Aktionen der Spieler einzuschränken, sagte Bierhoff: «Aber es sollte nicht zu einem Wettrennen der guten Aktionen kommen. Dann bleibt die Wirkung aus. Besser wäre eine grose, konzentrierte Aktion, die zeigt: Wir alle haben uns mit den kritischen Themen auseinandergesetzt und zeigen jetzt Flagge.»
Die deutsche Nationalmannschaft bereitet sich aktuell auf das Spiel in der Nations League am Samstag in Bologna gegen Italien vor.
Eine konkrete Idee habe er noch nicht, sagte Bierhoff. «Vieles ist denkbar, wir müssen gemeinsam überlegen, wie wir am effektivsten Zeichen setzen können. Fest steht: Wir werden für unsere Werte einstehen.» Die Nationalmannschaft hatte im vergangenen Jahr mit einer T-Shirt-Aktion für Menschenrechte demonstriert.
Im März tauschte sich die DFB-Auswahl mit Menschenrechtsorganisationen aus, am Mittwoch organisierte der Verband ein Dialogforum mit Vertretern verschiedener Interessengruppen.
«Uns ist es wichtig, dass alle einen Eindruck gewinnen, wie die Verhältnisse vor Ort sind und welche Themen bei dieser WM eine Rolle spielen: die Rechte von Frauen und von Homosexuellen, die Bedingungen für Arbeiter», sagte Bierhoff. «Vieles kann man sich ja kaum vorstellen und ist nicht akzeptabel. Dass dort Menschen in 50 Grad Hitze auf Baustellen ohne Pause schuften und am Ende ihr Lohn mitunter nicht ausgezahlt wird.»
Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger erwartet keine echten Fortschritte in Katar etwa bei den Menschenrechten durch die Austragung der Fussball-Weltmeisterschaft in dem Emirat (MANNSCHAFT berichtete). «Ich glaube nicht, dass der DFB und andere Verbände das Land verändern können in den wenigen Wochen, die sie da sind», sagte der 40-Jährige, der am Mittwoch in Herzogenaurach bei einem Dialogforum des Nationalteams zur Situation in Katar aus den USA zugeschaltet war.
Das vom DFB organisierte Dialogforum enthielt einen LGBTIQ-Schwerpunkt und hinterliess bei den deutschen Fussball-Nationalspielern einen bleibenden Eindruck (MANNSCHAFT berichtete). «Wenn über Menschen erster, zweiter, dritter Klasse gesprochen wird, da wird einem mulmig», sagte Jonas Hofmann am Donnerstag im Teamquartier der DFB-Auswahl in Herzogenaurach. «Da wird man demütig und macht sich viele Gedanken.»
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Hass und Drohungen wegen Charlie Kirk: Dunja Hayali legt Pause ein
Nach einer Moderation zum Attentat auf Charlie Kirk bekam Dunja Hayali zahlreiche, auch lesbenfeindliche Hassnachrichten. Deshalb will sie sich «für ein paar Tage» zurückziehen.
Von Newsdesk Staff
News
Lesbisch
Gesellschaft
Film
Arte zeigt «Eismayer» – Liebe unter Soldaten im Bundesheer
Der gefürchtete Ausbilder beim österreichischen Bundesheer führte lange ein Doppelleben. Schwul war er nur heimlich. Als Vizeleutnant Eismayer den Rekruten Mario trifft, verändert sich alles.
Von Newsdesk Staff
Serie
Österreich
Kultur
Fokus
Coming-out
Wien
Ein Leuchtturm namens Magnus: Das neue Zentrum für sexuelle Gesundheit
Wien bekommt ab 2026 ein neues Zentrum für sexuelle Gesundheit: Magnus* Ambulatorium für sexuelle Gesundheit: ein einzigartiges Kompetenzzentrum für Prävention, Testung, Behandlung und Beratung.
Von Newsdesk Staff
Gesundheit
News
HIV, Aids & STI
Österreich
Kommentar
«Man tritt nicht nach Schwächeren, die schon fast am Boden liegen»
Jacques Schuster, Chefredakteur der Welt am Sonntag hat einen in vielerlei Hinsicht gestrigen Text gegen LGBTIQ verfasst. Unser Autor antwortet mit einem Gegenkommentar*.
Von Kriss Rudolph
Pride
Deutschland
Queerfeindlichkeit